Zeit.Vergänglich — 4 Kurz-Opern in zwei Stunden
Text: Lukas Wogrolly / Living Culture; Fotos: Werner Kmetitsch
“The Patron Saint of Liars” Johannes Wieners (Countertenor), Harald Hieronymus Hein (Bass), Ana Caseiro Vieira (Sopran), Ellen Kelly (Alt)
“Morgen 6:58” Harald Hieronymus Hein (Mu), Justina Vaitkute (Bu), Melis Demiray (Ge)
“Solus” Samantha Baran (Sie 2), Corina Kaller (Sie 1), Justina Vaitkute (Sie 3)
“The Patron Saint of Liars” Johannes Wieners (Countertenor), Harald Hieronymus Hein (Bass), Ana Caseiro Vieira (Sopran), Ellen Kelly (Alt)
“Glücklich, die wissen, dass hinter allen Sprachen das Unsägliche steht” Felix Heuser (Tenor)
Unter dem Arbeitstitel „Zeit.Vergänglich – Opern der Zukunft“ performen noch bis 2. Juni auf der Studiobühne der Oper Graz Studierende der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz, kurz Kunstuni Graz KUG. Dabei nehmen sie sich unter der Leitung von Christoph Zauner im Rahmen der seit 2007 bestehenden Kooperation zwischen KUG und Oper Graz der wohl herausforderndsten musikalischen Gattung – der Oper – an. In dem inklusive Pause gut zwei Stunden dauernden, abendfüllenden Programm bieten die Studiosi gleich insgesamt vier kurze Opern-Kostproben, jede in etwa 30 Minuten lang. Die vier Werke mit den so vielfältigen wie unterschiedlichen Titeln „Glücklich, die wissen, dass hinter allen Sprachen das Unsägliche steht“, „Morgen 6:58“, „The Patron Saint of Liars“ und „Solus“ stammen alle musikalisch gesehen von Studierenden unterschiedlicher Nationalität, nämlich Spanien, Südkorea, Türkei und Ungarn. Bis auf das in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln gehaltene „The Patron Saint of Liars“ werden aber alle auf Deutsch gesungen. Eine Konstante über alle 4 Bühnenwerke hinweg ist der Dirigent Leonhard Garms. Doppelrollen – ähnlich wie zuletzt in „Der Ring an einem Abend“ — gibt es auch, nämlich Samantha Baran, Justina Vaitkute, Felix Heuser und Harald Hieronymus Hein. Die Stücke selber könnten unterschiedlicher nicht sein. Vielleicht ist eben ihre Kürze und ihre Abstraktheit als das, was sie miteinander vereint. Genauso wie, dass sie im spärlichen Licht der stark im Dunklen gehaltenen Probebühne aufgeführt werden. Und, dass ich von meiner Position aus am rechten oberen Rand dem Dirigenten Leonhard Garms wirklich im wahrsten Sinne des Wortes über die Schulter schauen konnte. Und somit auch dem Violinisten in die Augen, den ich während der Pause bei meinem Rundgang um das Gebäude herum in der Nähe der Glasbrücke beim Rauchen erblickte. Nun zur Unterschiedlichkeit: Der Sinn der Werke lässt sich auch ob deren Kürze nur erahnen. Einmal wird eine gedachte Persönlichkeit Realität und erwacht zum Leben, einmal wird ganz viel mit Multimedia und berühmten Zitaten und Persönlichkeitsbildern gearbeitet, die projiziert werden, Stichwort Reizüberflutung. Ein andermal gibt es nur drei Figuren, nämlich Positiv, Neutral und Negativ. Und beim vierten Mal gibt es überhaupt nur eine Person, die aber in unterschiedlichen Rollen von zeitgleich drei Frauen dargeboten wird, nicht umsonst unter dem Titel „Solus“. Zwei davon, alle ganz in Weiß und einfachst gekleidet, finden am Ende zueinander, während die Dritte in Form von endlos anmutenden Monologen verzweifelt bis zum Schluss nach dem wahren Sinn des Lebens verzweifelt fahndet. Die drei Figuren Positiv, Neutral und Negativ zeigen ähnlich wie die Schlümpfe oder wie Parteien in der Politik, wie ein unlösbarer Interessenskonflikt aussehen kann, wenn alle auf ihren Standpunkten beharren. Oder auch: Wie lang eine Minute sein kann, denn die eingeblendete Uhr ändert sich von 6:58 Uhr niemals. „The Patron Saint of Liars“ und „Glücklich, die wissen, dass hinter allen Sprachen das Unsägliche steht“ stellen das Kollektiv in den Mittelpunkt. Bei letzterer Oper wird das Kollektiv zusammen mit der audivisuellen Multimediadarstellung zu einem einzigartigen Konglomerat verschmolzen. In „The Patron Saint of Liars“ hingegen liegt der Fokus auf dem Handeln und Denken der einzelnen Personen. Das eben letztendlich dazu führt, dass eine von ihnen eigentlich nur erdachte Figur zu echtem Leben erwacht.
In Summe ein sehr spezieller, außergewöhnlicher Kurzopernabend. Fast so wie die Filme beim Kurzfilmfestival. Und ein begeistertes Publikum, so wie auch am Tag danach bei der Ballettproduktion „Schwanengesang“.
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Musikalische Leitung Leonhard Garms
Inszenierung Christoph Zauner
Bühne Vibeke Andersen
Kostüme Mareile von Stritzky
Licht Daniel Weiss
Dramaturgie Bernd Krispin
Halit Thomas Essl
Hayri Felix Heuser
Sopran Ana Caseiro Vieira Ana Caseiro Vieira
Alt Ellen Kelly
Countertenor Johannes Wieners
Bass Harald Hieronymus Hein
SIE 1 Corina Koller
SIE 2 Samantha Baran
SIE 3 Justina Vaitkute
Mezzosopran Samantha Baran
Tenor Felix Heuser
Bariton Harald Hieronymus Hein
Mo 30. Mai 2022
Vorstellung
20:00 bis ca. 22:30, Studiobühne
€ 30
Di 31. Mai 2022 > TICKETS KAUFEN
Do 2. Jun 2022 > TICKETS KAUFEN
“Glücklich, die wissen, dass hinter allen Sprachen das Unsägliche steht” Ana Caseiro Vieira (Sopran)
“Glücklich, die wissen, dass hinter allen Sprachen das Unsägliche steht” Harald Hieronymus Hein (Bass)
“Glücklich, die wissen, dass hinter allen Sprachen das Unsägliche steht” Harald Hieronymus Hein (Bass)
“Glücklich, die wissen, dass hinter allen Sprachen das Unsägliche steht” Felix Heuser (Tenor)
“Glücklich, die wissen, dass hinter allen Sprachen das Unsägliche steht” Ana Caseiro Vieira (Sopran)
“Solus” Corina Koller (Sie 1)
“Solus” Samantha Baran (Sie 2), Corina Koller (Sie 1), Justina Vaitkute (Sie 3)
“Solus” Samantha Baran (Sie 2), Corina Kaller (Sie 1), Justina Vaitkute (Sie 3)
“Solus” Samantha Baran (Sie 2)
“Solus” Justina Vaitkute (Sie 3), Corina Koller (Sie 1)
“Solus” Justina Vaitkute (Sie 3)
“The Patron Saint of Liars” Felix Heuser (Hayri), Harald Hieronymus Hein (Bass), Johannes Wieners (Countertenor), Ana Caseiro Vieira (Sopran), Ellen Kelly (Alt)
“The Patron Saint of Liars” Johannes Wieners (Countertenor), Harald Hieronymus Hein (Bass), Ana Caseiro Vieira (Sopran), Ellen Kelly (Alt)
“The Patron Saint of Liars” Johannes Wieners (Countertenor), Thomas Essl (Halit), Ana Caseiro Vieira (Sopran)
“The Patron Saint of Liars” Felix Heuser (Hayri), Thomas Essl (Halit)
“The Patron Saint of Liars” Ana Caseiro Vieira (Sopran), Felix Heuser (Hayri), Thomas Essl (Halit)
“Morgen 6:58” Justina Vaitkute (Bu), Harald Hieronymus Hein (Mu), Melis Demiray (Ge)
“Morgen 6:58” Harald Hieronymus Hein (Mu), Justina Vaitkute (Bu), Melis Demiray (Ge)