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Wir neh­men wie­der Fahrt auf!


Text: Moni­ka Wogrol­ly; Fotos: MCG/Krug (4), MCG/Wiesner (2), Living Cul­tu­re (2)
Ein reg­ne­ri­scher Mor­gen im Früh­som­mer. Chris­tof Strimit­zer, Mar­ke­ting- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­chef der Mes­se Con­gress Graz, schrei­tet schwei­gend vor­an in die men­schen­lee­re Stadt­hal­le. Wir sind dort, wo nor­ma­ler Wei­se 14.500 Per­so­nen strah­len, lachen und vor Begeis­te­rung klat­schen. Es ist eine unge­wohn­te Stim­mung, viel­leicht auch ein biss­chen bedrü­ckend. Mit Chris­tof Strimit­zer sprach Moni­ka Wogrol­ly.

Moni­ka Wogrol­ly (Living Cul­tu­re): Wie emp­fin­den Sie die aktu­el­le Situa­ti­on in der Coro­na-Kri­se in Bezug auf die MCG Grup­pe? Ist das bereits ein Come­back oder die schritt­wei­se Rück­kehr zur Nor­ma­li­tät?

Chris­tof Strimit­zer: Nichts ist, wie es frü­her war. Aber wir neh­men nach und nach wie­der Fahrt auf. Die Mes­se Con­gress Graz öff­net ihre Tore für ers­te Ver­an­stal­tun­gen.

Wie hart traf Sie die Coro­na-Kri­se?

Uns traf die Coro­na-Kri­se völ­lig uner­war­tet, weil wir von heu­te auf mor­gen, ganz ohne Vor­war­nung, den Betrieb still­le­gen muss­ten. Über Nacht war plötz­lich alles anders.

Kön­nen Sie das näher erläu­tern?

Alle Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter gin­gen in Kurz­ar­beit. Durch das Ver­an­stal­tungs­ver­bot waren Ter­min­ver­schie­bun­gen an allen Stand­or­ten bis 31.08. kohä­rent umzu­pla­nen und zu koor­di­nie­ren. Das heißt, es waren 100 Ver­an­stal­tun­gen zu ver­schie­ben oder abzu­sa­gen.

War­um absa­gen? Gab es kei­ne Ersatz­ter­mi­ne?

Betrof­fen waren alle ter­min­ge­bun­de­nen Events. Ver­an­stal­tun­gen wie die Früh­jahrs­mes­se wur­den ersatz­los gecan­celt. Kon­zer­te, die statt­fin­den soll­ten, konn­te man nicht belie­big ver­schie­ben. Denn sie sind Tour gebun­den. Ein Künst­ler muss in so einem Fall gan­ze Mona­te neu rou­ten, was da wie dort einen enor­men Koor­di­na­ti­ons­auf­wand erfor­dert. Wir bemüh­ten uns nun, Ver­an­stal­tungs­ter­mi­ne zu ver­schie­ben, neue Ter­mi­ne zu fin­den und die­se neu­en Ter­mi­ne zu kom­mu­ni­zie­ren. Das gestal­tet sich mit­hin als Sisy­phos Arbeit und ist sehr auf­wän­dig. Tech­nisch wur­den vie­le War­tungs­ar­bei­ten vor­ge­zo­gen: So wur­de die Zeit best­mög­lich und sinn­voll genutzt für die Stand­or­te.

Außer Strei­chun­gen und Ver­schie­bun­gen von Ver­an­stal­tun­gen – Was hat die Coro­na-Kri­se noch bewirkt?

Ein wei­te­rer Kol­la­te­ral­scha­den der COVI­D19-Kri­se: Das Mes­se-und Kon­gress­we­sen bzw. der gesam­te Kon­zert­be­reich waren nicht nur nach­ran­gig, son­dern zunächst kom­plett außer Sicht. In den ers­ten Wochen des Lock­downs fan­den wir null Gehör in der Bun­des­po­li­tik. Die Ver­an­stal­tungs­wirt­schaft hat­te in Öster­reich bis zu die­sem Zeit­punkt kei­ne gute Lob­by. Der Haupt­fo­kus des Inter­es­ses lag auf Fuß­ball­spie­len, auf dem Han­del, auf Bau­märk­ten – auf das Ver­an­stal­tungs­seg­ment wur­de ver­ges­sen oder bewusst ver­zich­tet.

Was waren die Fol­gen die­ses Ver­lus­tes?

Die Hard Facts spre­chen ihre eige­ne Spra­che: Von 12. März bis 31. August sind an unse­ren Stand­or­ten an die 500.000 Besu­cher ver­lo­ren­ge­gan­gen: Der wirt­schaft­li­che Effekt der Coro­na-Kri­se ist beträcht­lich. Wenn wir hier in der Stadt­hal­le nicht zu zweit sit­zen, son­dern 14998 ande­re, dann näch­ti­gen die­se Besu­che­rin­nen und Besu­cher, shop­pen und spei­sen in Graz: Dadurch gene­rie­ren wir in einem Durch­schnitts­jahr mit etwa 450 Ver­an­stal­tun­gen von Fuß­ball­spie­len bis zu Matu­ra­bäl­len über 140 Mil­lio­nen Euro Wert­schöp­fung. Die Stadt Graz ver­liert pro Tag 366.000 Euro allei­ne durch unse­ren Weg­fall. Die Ver­an­stal­tungs­wirt­schaft erzielt im Jahr 6 Mil­li­ar­den Euro Wert­schöp­fung bun­des­weit.

Sie neh­men wie­der Fahrt auf: Wie machen Sie das?

Wir set­zen ste­tig äußerst wohl­durch­dach­te und geziel­te Schrit­te in Rich­tung zur Nor­ma­li­tät. Es wur­de viel Zeit inves­tiert, um unse­re Maß­nah­men­pa­ke­te gemäß den COVID19 Schutz­maß­nah­men anzu­pas­sen und zu per­fek­tio­nie­ren. Das betrifft etwa ein Ver­mei­den lan­ger Anstell­pha­sen, die Hebung der Hygie­ne­stan­dards, den erhöh­ten Rei­ni­gungs­per­so­nal­be­darf, natür­lich die Garan­tie der vor­ge­schrie­be­nen Abstän­de. Wir konn­ten, am Bei­spiel der Gemein­de­rats­sit­zun­gen der Stadt Graz, bereits Erfah­rung bezüg­lich der ord­nungs­ge­mä­ßen Durch­füh­rung von Ver­an­stal­tun­gen unter Ein­hal­tung der Hygie­ne­maß­nah­men gewin­nen. Die­se Mög­lich­keit möch­ten wir nun allen Unter­neh­men und Orga­ni­sa­tio­nen anbie­ten, die nach pas­sen­den Räum­lich­kei­ten für ihre Aus­stel­lun­gen, Mee­tings, Schu­lun­gen, Work­shops, etc. suchen. Begin­nend mit der Gemein­de­rats­sit­zung der Stadt Graz beher­ber­gen wir zuneh­mend wei­te­re Ver­an­stal­tun­gen wie Auf­sichts­rats­sit­zun­gen, Pro­dukt­prä­sen­ta­tio­nen oder — erst­mals in der Geschich­te der MCG — ein Auto­ki­no.

Ein Auto­ki­no, wo man ganz intim und doch an der Öffent­lich­keit ein ganz beson­de­res Kino­e­vent erle­ben kann?

Das Auto­ki­no hat als Dri­ve-In-Kino über den Dächern von Graz eine gigan­ti­sche Strahl­kraft nach außen. Die Lein­wand misst 18 x 10 Meter, den Ton emp­fängt man über Radio­fre­quenz, zum Ticket gibt es Pop­corn und ein Getränk für den voll­ende­ten Kino­ge­nuss. Wir haben die­ses Pro­jekt in Zusam­men­ar­beit mit Jack Cole­man und der Con­stan­tin-Film­grup­pe auf dem Mes­se Frei­ge­län­de rea­li­siert, wo der Davis­cup oder Elton John gas­tier­te. Die­ses Ange­bot läuft bis 31.08. an 4 Aben­den in der Woche und bie­tet jeweils Platz für knapp 260 Autos.

Was bringt die Zukunft? Sind Pro­gno­sen zum jet­zi­gen Zeit­punkt mög­lich?

Vor uns steht ein sehr gut gebuch­ter Herbst, der Kalen­der ist voll. Wir bemer­ken aller­dings auch eine gewis­se Unsi­cher­heit, was den Herbst betrifft – einer­seits bei den Künst­lern – unse­re Künst­ler kom­men vor allem aus Deutsch­land, Eng­land und den USA. Deren Euro­pa­tou­ren durch rund 12 bis 16 Län­der müs­sen schließ­lich jeweils auf die aktu­ell bestehen­de Coro­na-Infek­ti­ons­ra­te abge­stimmt wer­den. Im Kon­fe­renz­be­reich zögert man mit Zusa­gen der Teil­neh­mer, denn: jetzt weiß ein poten­zi­el­ler Kon­fe­renz­teil­neh­mer aus, sagen wir, den USA noch nicht, ob er Anfang Dezem­ber nach Öster­reich flie­gen kann oder dann bei einer Ver­weil­dau­er von 2 Tagen 14 Tage in Qua­ran­tä­ne muss. Die Aus­wir­kung der Locke­run­gen auf die Infek­ti­ons­ent­wick­lung wird lau­fend beob­ach­tet, was Pro­gno­sen aus heu­ti­ger Sicht nahe­zu unmög­lich macht und vor Künst­ler und Gäs­te vor kla­ren zeit­ge­bun­de­nen Ent­schei­dun­gen zurück­hält.

Ihr Wunsch für die­sen Para­dig­men­wech­sel?

Den Men­schen ist von einem Tag zum ande­ren die posi­ti­ve Reiz­ein­bet­tung genom­men wor­den. Die Leu­te wer­den die ver­trau­ten Rei­ze wie­der suchen. Der Ticket­markt ist um 99% ein­ge­bro­chen. Das bewirk­te eine gro­ße Ver­un­si­che­rung.

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