Wiederaufnahme: Giuseppe Verdis „Don Carlo“ an der Oper Graz
Text: Monika Wogrolly / Living Culture; Fotos: Werner Kmetitsch
Aurelia Florian (Elisabetta), Neven Crnić (Marquis von Posa), Dimitry Ivashchenko (Philipp II), Wilfried Zelinka (Großinquisitor), Chor der Oper Graz
Otar Jorjikia (Don Carlo), Neven Crnić (Marquis von Posa), Dimitry Ivashchenko (Philipp II), Chor der Oper Graz
Neven Crnić (Marquis von Posa), Aurelia Florian (Elisabetta), Alessandra Volpe (Prinzessin Eboli)
Aurelia Florian (Elisabetta), Neven Crnić (Marquis von Posa), Dimitry Ivashchenko (Philipp II), Wilfried Zelinka (Großinquisitor), Chor der Oper Graz
Dimitry Ivashchenko (Philipp II), Neven Crnić (Marquis von Posa), Otar Jorjikia (Don Carlo)
Otar Jorjikia (Don Carlo), Neven Crnić (Marquis von Posa)
Dimitry Ivashchenko (Philipp II), Wilfried Zelinka (Großinquisitor)
Dimitry Ivashchenko (Philipp II), Tetiana Miyus (Eine Stimme von oben)
Otar Jorjikia (Don Carlo), Neven Crnić (Marquis von Posa), Dimitry Ivashchenko (Philipp II), Chor der Oper Graz
Dimitry Ivashchenko (Philipp II), Yalun Zhang (Ein königlicher Herold), Chor der Oper Graz
Otar Jorjikia (Don Carlo), Alessandra Volpe (Prinzessin Eboli)
Alessandra Volpe (Prinzessin Eboli)
Neven Crnić (Marquis von Posa), Dimitry Ivashchenko (Philipp II)
Otar Jorjikia (Don Carlo), Aurelia Florian (Elisabetta)
Neven Crnić (Marquis von Posa), Aurelia Florian (Elisabetta)
Neven Crnić (Marquis von Posa), Aurelia Florian (Elisabetta), Alessandra Volpe (Prinzessin Eboli)
Andżelika Wiśniewska (Tebaldo), Alessandra Volpe (Prinzessin Eboli)
Andżelika Wiśniewska (Tebaldo), Alessandra Volpe (Prinzessin Eboli), Chor der Oper Graz
Neven Crnić (Marquis von Posa), Otar Jorjikia (Don Carlo)
Die Wirkung dieser Oper mit ihrem auf lineare Strukturen und grafische Elemente konzentrierten Bühnenbild, Stühlen und Wänden, mobilen Tischen ist emotional bewegend, mithin erschütternd: Das Publikum war mit einem Schlag entrückt vom Alltagsgeschehen und in einem Sog familiärer Abgründe und Komplotte. Der Plot der Oper ist verstörend und kaum auszudenken: Don Carlo liebt Elisabeth. Elisabeth ist mit Carlos Vater verheiratet. Eboli liebt Carlo und ist jedoch die Geliebte des Königs. Den rettenden Halt findet Carlos Herz schließlich in den revolutionären Gedanken seines Freundes Posa, doch realisiert er zu spät, dass es keinen Ausweg geben kann. Das System der Kontrolle, das jeden einzelnen dazu zwingt, in einer Ambivalenz zwischen Schein und Wahrheit zu leben, übernimmt und radikalisiert Verdi in seiner Komposition: Aus einem manierierten Konversationston des Hofes bricht die individuelle psychische Befindlichkeit der Protagonisten und Protagonistinnen durch. Aufglimmendes Des-Dur verheißt eine leuchtende Zukunft, ehe gleich darauf die düsteren Klänge der Inquisition den drohenden Tod proklamieren. Und die Choreografie sowie die visuelle Handschrift der vier Akte sind buchstäblich eindringlich, hypnotisch und atemberaubend. Etwa als an das nahe Kriegsgeschehen gemahnende Menschen in ihrer Vulnerabilität auf an Prosektur- oder OP-Tische gemahnenden fahrbaren – fast hätte man meinen können: Altären präsentiert und „aufgetischt“ werden. Assoziationen mit dem Orgien-Mysterien-Theater von Aktionist Hermann Nitsch werden durch die Publikumsränge geraunt. Der Grazer Altbürgermeister Alfred Stingl spricht als Opernkenner von einer großartigen Operninszenierung und einer prachtvollen Stimme von „Don Carlo“ Otar Jorjikia. Am Ende fühlt man sich nach 3 Stunden 15 Minuten zugleich berauscht und gefordert von so viel Glanz und Konflikten, Blut und Emotion.
Musikalische Leitung: Roland Kluttig; Inszenierung: Jetske Mijnssen; Bühne: Gideon Davey; Kostüme: Dieuweke van Reij; Licht: Mark Van Denesse; Dramaturgie: Jörg Rieker/Marlene Hahn; Chor & Extrachor: Bernhard Schneider
Opernhaus Hauptbühne
Wiederaufnahme am 13. Apr 2023, 19 Uhr
Weitere Vorstellungen: 20., 23. & 30. Apr, 6. Mai 2023