Im Steiermärkischen Landesarchiv, Österreichs größten Bundesländerarchiv, ist immer was los. Ein Lesesaal, der jeden Mittwoch bis 18 Uhr abends geöffnet hat und somit auch Berufstätigen die Chance gibt, das „Gedächtnis des Landes“ kennenzulernen. Sowie montags, dienstags und donnerstags die Öffnung bis 15 Uhr nachmittags auch für SchülerInnen und LehrerInnen nach dem Unterricht. Jeden Oktober steht das Steiermärkische Landesarchiv zudem im Fokus wegen des alljährlich stattfindenden Steirischen Archivtages. Diese Veranstaltung bietet bei freiem Eintritt von 10 Uhr vormittags bis 17 Uhr nachmittags nach einer Vorstellung des Jahrbuchs Vorträge in Bezug auf Archivbestände zu einem ganz bestimmten, alljährlich wechselnden Thema, beispielsweise Gesundheit oder im Jahr 2024 eben die musikalischen Bestände. In diesem Jahr gab es darüber hinaus noch zwei ganz besondere Highlights, auf die ich nun etwas näher eingehen möchte.
Zum einen wurde bereits am Tag vor dem Archivtag, also an Dienstag, dem 15. Oktober 2024, eine ganz besondere Ausstellung eröffnet: die somit am Archivtag selbst allen Besuchenden von früh bis spät zugänglich war. Denn im Gegensatz zu vergangenen Ausstellungen stellen in „archiv.kreativ“, so der Titel der Ausstellung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Steiermärkischen Landesarchivs ihre Kunstwerke aus. Jeder/m der ausgewählten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist dabei gleichermaßen eine spezifische Farbe innerhalb des weitläufigen Ausstellungsraumes und ein eigener Teilbereich zugeordnet. Die Kunst umfasst dabei die unterschiedlichsten Formen. Mehr darüber möchte ich gar nicht preisgeben, sondern viel eher einladen, die kostenlos innerhalb der Öffnungszeiten zugängliche Ausstellung zu besuchen.
Zum anderen bot der Steirische Archivtag 2024 an Mittwoch, dem 16. Oktober 2024, im Anschluss an die Präsentation des Jahrbuches und die zahlreichen Vorträge zum Thema „Archive und Musikwissenschaft“ eine Weltpremiere, über die auch ausführlich in den Medien berichtet wurde. Denn Eduard Lanner, seines Zeichens Direktor des Grazer Johann-Joseph-Fux-Konservatoriums, sowie Pianist und Mozart-Kenner, wurde an diesem frühen Oktoberabend eine ganz besondere Ehre zuteil: Er konnte zum allerersten Mal überhaupt ein bis dato unentdeckt gebliebenes Mozart-Musikstück von etwa zehn Minuten Länge am Klavier aufführen. Und ich, nicht nur Autor dieses Textes und Bestandsbetreuer im Steiermärkischen Landesarchiv, hatte meinerseits die große Ehre, diese Weltpremiere aus der ersten Reihe mit der Handy-Kamera in Bild und Ton festzuhalten. Die dazugehörigen und offiziell zur Veröffentlichung freigegebenen YouTube-Videos – aufgrund der Länge von insgesamt 10 Minuten wird das Stück aufgeteilt auf mehrere zirka ein- bis zweiminütige Videos – finden sich im Anschluss an diesen Text.
Doch worum geht es in diesem Mozart-Stück, das sogar eine kurze Erwähnung im Kultur-Jahresrückblick von „Steiermark heute“ fand; zudem einen eigenen Beitrag am 17. Oktober 2024?
Am 15. Oktober 1771 heiratete Erzherzog Ferdinand Karl, der vierte Sohn von Kaiserin Maria Theresia, Maria Beatrice d’Este in Mailand. Zu diesem Zweck komponierte der damals 15-jährige Wolfgang Amadeus Mozart die Oper „Ascanio in Alba“ und zeitgleich die sogenannten „Mailänder Variationen“. Das Manuskript hiervon stammt aus der Werkstatt des Wiener Kopisten Johannes Traeg (1747–1805). Es dürfte um 1791 entstanden sein und ist Teil der sogenannten „Lannoy-Sammlung“ des Steiermärkischen Landesarchivs. In der Vergangenheit waren die wenig bekannten und bisher nicht publizierten „Mailänder Variationen“ zwar dem Umfeld Mozarts zugeordnet worden, galten selbst aber als „unmozartisch“. Erst neue Erkenntnisse des Landesarchiv-Musikhistorikers Paul Duncan und die eingehende Analyse des deutschen Wissenschaftlers Carsten Wollin erlaubten nun die sensationelle Neubewertung: Die „Mailänder Variationen“ stammen aus der Feder von niemand Geringerem als Wolfgang Amadeus Mozart höchstpersönlich.
Der Uraufführung der „Mailänder Variationen“ am 16. Oktober 2024 um zirka 17:30 Uhr durch Eduard Lanner im Wartingersaal des Steiermärkischen Landesarchivs folgte jedenfalls tosender und langanhaltender Applaus. Auch Gernot Peter Obersteiner, seines Zeichens Direktor des Steiermärkischen Landesarchivs, beglückwünschte den Direktor des Johann-Joseph-Fux-Konservatoriums. Doch sehen und hören Sie vor allem am besten selbst!
Weitere Informationen zum Hintergrund der Mailänder Variationen finden sich unter anderem unter folgenden Links:
Land Steiermark
Üben und Musizieren
Mein Bezirk
Blick (Schweiz)
Steiermärkisches Landesarchiv
weiters allgemein
Steiermärkisches Landesarchiv
Karmeliterplatz 3
8010 Graz
https://www.landesarchiv.steiermark.at/
Beratung: +43 (316) 877‑3478
Direktion: +43 (316) 877‑4028
Portier: +43 (316) 877‑3004
Fax: +43 (316) 877‑2954
E‑Mail: landesarchiv@stmk.gv.at
Öffnungszeiten
Lesesaal:
Mo, Di, Do: 9–15 Uhr
Mi: 9–18 Uhr
Fr: 9–12 Uhr
Beratung:
Mo-Fr 9–12 Uhr
Mi: 14–18 Uhr