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Robert Krot­zer — Ein Kom­mu­nist als Gesund­heits­stadt­rat


Text: Lukas Wogrol­ly; Fotos: Pachern­egg, Living Cul­tu­re
Robert Krot­zer, Jahr­gang 1987, ist seit 2017 für das Gesund­heits­res­sort im Gra­zer Stadt­se­nat zustän­dig. Als bio­lo­gisch jüngs­tes Stadt­re­gie­rungs­mit­glied sprach er mit Living Cul­tu­re über Errun­gen­schaf­ten und Her­aus­for­de­run­gen im Gesund­heits­be­reich. Sowie natür­lich über sei­ne Par­tei, die KPÖ.

Lie­ber Robert, ich darf Du sagen. Weil du als ein­zi­ges Stadt­se­nats­mit­glied jün­ger bist als ich. Wo lebst du jetzt? Stich­wort WG.
Ja, ich habe bis vor einem Jahr, also bis Juni 2018, zehn Jah­re in einer WG gelebt. Wobei ich seit April 2017 Stadt­rat bin. Das ist jedoch nichts Unge­wöhn­li­ches aus mei­ner Sicht. Denn wir als KPÖ haben da ohne­hin einen ande­ren Zugang. Wir haben eine Gehalts­ober­gren­ze. Und außer­dem bin ich kein ande­rer Mensch, nur weil ich Stadt­rat bin. Also, bis Juni 2018 hab ich in einer WG gelebt. Zehn Jah­re lang. Und dann hab ich mich auf die Suche nach einer neu­en Woh­nung gemacht. Und hab Freun­de gefragt. Und die Klei­ne Zei­tung hat dar­über berich­tet, nach­dem ein Jour­na­list das auf­ge­grif­fen hat. Heu­te lebe ich in einer wun­der­ba­ren 49-m2-Woh­nung im Bezirk Jako­mi­ni. Wobei ich noch zur Gehalts­ober­gren­ze sagen möch­te: Wir bei der KPÖ (Stadt­rä­tIn­nen und Land­tags­ab­ge­ord­ne­te) behal­ten 1/3 unse­res Gehalts, das sind 1.950 € im Monat. Den Rest spen­den wir.

Nun gleich die Fra­ge zu dei­ner Par­tei, zur KPÖ: Du bist stei­ri­scher Spit­zen­kan­di­dat für die Natio­nal­rats­wahl. Was bedeu­tet das?
Es geht mir dabei dar­um, dass die ande­ren Par­tei­en gezwun­gen wer­den, über The­men zu spre­chen, die der KPÖ wich­tig sind und im Inter­es­se der Men­schen sind. Also Gesund­heit und Pfle­ge leist­bar für alle, das täg­li­che Leben leist­bar für alle, ein leist­ba­res Woh­nen. Aus unse­rer Sicht dür­fen die Poli­ti­ke­rIn­nen kei­ne Pri­vi­le­gi­en haben. Denn abge­ho­be­ne Gehäl­ter füh­ren zu abge­ho­be­ner Poli­tik, fern von den all­täg­li­chen Sor­gen der Bevöl­ke­rung.

Kom­men wir zu dei­nem Res­sort bzw. zu dei­nem Auf­ga­ben­ge­biet als Stadt­rat. Wie war für dich die Umstel­lung vom Gemein­de­rat zum Stadt­rat? Du muss­test ja dei­nen Job als Leh­rer am Klu­se­mann auf­ge­ben…
Ja, das war so. Wir haben bei der letz­ten Gemein­de­rats­wahl im Febru­ar 2017 3.000 Stim­men hin­zu­ge­won­nen. Und ich war in der abge­lau­fe­nen Gemein­de­rats­pe­ri­ode Gemein­de­rat gewe­sen. Und hat­te in die­ser Zeit mei­nen Stu­di­en­ab­schluss gemacht und dann auch das Unter­richts­prak­ti­kum an der NMS BG BRG Klu­se­mann­stra­ße. Und als Stadt­rat hat man halt weni­ger Tages­frei­zeit als als Gemein­de­rat. Und des­halb muss­te ich mei­nen Lehr­be­ruf zurück­le­gen. Aber mir macht die Arbeit als Stadt­rat eine Men­ge Spaß. Es gibt eine brei­te Kon­stel­la­ti­on an Men­schen, mit denen man kon­fron­tiert ist. Es gibt vie­le Men­schen denen man ver­sucht kon­kret zu hel­fen. Zum Bei­spiel hat man auch vie­le Kon­tak­te durch Besu­che in Pfle­ge­hei­men.

Nun zum Gesund­heits­res­sort: Du bist mir auf­ge­fal­len durch die Impf­ak­ti­on. Was gibt es da Neu­es zu ver­mel­den?
Ich arbei­te sehr eng mit Frau Dr. Win­ter, der Lei­te­rin des Gesund­heits­amts, zusam­men. Wir haben uns dafür ein­ge­setzt dass die Impf­stel­le (im Amts­haus in der Schmied­gas­se) erhal­ten bleibt. Sie wird der­zeit umge­baut und reno­viert. Im Novem­ber wird das dann alles abge­schlos­sen sein. Wir haben dank der Impf­ak­ti­on einen neu­en Rekord an Imp­fun­gen. Es wur­den mehr Men­schen geimpft, und 2019 ist sicher­lich ein Rekord­jahr. Auch wohl des­halb, weil wir bestän­dig die Wer­be­trom­mel gerührt haben. Kos­ten­los ist die Mumps-Masern-Röteln-Imp­fung für Kin­der und Erwach­se­ne, für Zecken­schutz- und Grip­pe­imp­fung fällt jedoch ein Selbst­kos­ten­bei­trag an. Mumps-Masern-Röteln war ja spe­zi­ell jetzt wie­der in den Schlag­zei­len wegen der Masern­fäl­le vor eini­gen Mona­ten.

Was wür­dest du sonst noch als beson­ders wich­tig am Gesund­heits­res­sort her­vor­strei­chen, abge­se­hen von der einen oder ande­ren Impf­ak­ti­on…
Ja, das ist die bestän­di­ge For­de­rung nach mehr Geld. Es gibt mehr als 40 Gesund­heits­ein­rich­tun­gen in Graz. Zum Bei­spiel die Cari­tas Marienam­bu­lanz, das Frau­en­ge­sund­heits­zen­trum oder auch das AIDS-Zen­trum. Und wir kämp­fen dar­um, dass wir mehr Geld bekom­men für die­se Zen­tren und somit auch mehr Per­so­nal. Bei Bür­ger­meis­ter Nagl.

Eine Kri­tik bzw. etwas das man immer wie­der hört ist: Dass das Gesund­heits­res­sort auf Kom­mu­nal­ebe­ne wenig Kom­pe­tenz hat. Da fast alles auf einer höhe­ren Ebe­ne, also Lan­des­ebe­ne (Lan­des­rat Drex­ler) und Bun­des­ebe­ne (Gesund­heits­mi­nis­te­rin Bri­git­te Zarfl) ange­sie­delt ist. Was sagst du dazu?
Ja, das ist so, defi­ni­tiv. Wir rin­gen, wie bereits erwähnt, dar­um mehr Per­so­nal und mehr Geld zu bekom­men. Zum Bei­spiel war unter der vor­vor­vo­ri­gen Gesund­heits­mi­nis­te­rin Pame­la Ren­di-Wag­ner noch der elek­tro­ni­sche Impf­pass ein The­ma. Und ihre Nach­fol­ge­rin, die vor­vo­ri­ge Gesund­heits­mi­nis­te­rin Bea­te Har­tin­ger-Klein, hat das dann nicht fort­ge­führt. Obwohl sie selbst Gra­ze­rin ist.

Abschlie­ßen­de Fra­ge. Du bist Rau­cher und Gesund­heits­stadt­rat. Was sagst du zum Rauch­ver­bot?
Ja, klar. Ich kann das nur begrü­ßen. Das ist sicher zum Woh­le der Volks­ge­sund­heit, dass das Rauch­ver­bot nun defi­ni­tiv kommt.

Dann unse­re meist­ge­stell­te und uns sehr wich­ti­ge Fra­ge: Was ist für dich Living Cul­tu­re – Unser Leit­ge­dan­ke ist ja: Kul­tur aktiv in die Tat umset­zen und nicht nur pas­siv kon­su­mie­ren?
Kul­tur muss für mich allen Men­schen zugäng­lich sein. Unab­hän­gig davon, wie groß die Geld­ta­sche ist. Von Kul­tur darf nie­mand aus­ge­schlos­sen sein.

Vie­len Dank für das Gespräch.

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