REVIEW — APRIL 2013: NICHOLAS OFCZAREK ÜBER GRAZ, KARRIERE-TIPPS UND BIENE MAJA
Text und Fotos: Michael Lippitsch
Er ist momentan wieder in aller Munde: Nicholas Ofczarek, Theater‑, Film- und Fernsehstar, steht ab 6. April als “Liliom” von Ferenc Molnár auf der Bühne des Wiener Burgtheaters, wo er derzeit in vier weiteren Stücken zu sehen ist, unter anderem in der gefeierten Inszenierung von Tschechows “Onkel Wanja” in der Titelrolle. Gleichzeitig ist ein Fernsehkrimi an der Seite von Fritz Karl in Hamburg in Arbeit und noch immer schwärmt ganz Österreich von Ofczareks Auftritten in “Wir Staatskünstler” oder der ORF-Serie “Braunschlag”. LIVING CULTURE traf den vielbeschäftigten Publikumsliebling in einem Wiener Kaffeehaus zum entspannten Talk über seine Kindheit, erste Bühnenerfahrungen am Grazer Schauspielhaus und Zukunftspläne. Und: LIVING CULTURE arrangierte ein Treffen zwischen Ofczarek und dem Nachwuchsschauspieler Ioannis Kantzavelos, der sich vom Burgtheater-Star wertvolle Tipps für die Schauspielkarriere abholte.
LIVING CULTURE: Sie haben Teile Ihrer Kindheit in Graz verbracht. Wie war diese Zeit für Sie? Was verbinden Sie mit Graz?
Nicholas Ofczarek: Meine Eltern sind beide Opernsänger und meine Kindergartenzeit habe ich in der Schweiz verbracht, wo meine Eltern am Stadttheater St. Gallen engagiert waren. Mit sechs Jahren kam ich dann nach Graz, hab dort meine Volksschulzeit bei den Schulschwestern in Eggenberg verbracht. Ich durfte auch im Kinderchor der Grazer Oper mitwirken und einmal hatte ich auch einen Auftritt am Grazer Schauspielhaus. In der „Biene Maja“ spielte ich einen Regentropfen.
War das Ihre allererste Rolle? Der Regentropfen in „Biene Maja“ in Graz?
Ja, ich glaube das war mein erster Auftritt überhaupt. Und ich hab die Choreographie nicht verstanden. Mit meiner Mutter musste ich dann quasi „nachsitzen“, bis ich die Choreographie gelernt habe. Aber heute kann ich sie immer noch. (lacht)
Inwiefern hat Sie dieser erste Bühnenauftritt geprägt?
Nun ja, geprägt… Ich bin eben in einem Künstlerhaushalt aufgewachsen und die Theaterwelt war für mich nichts Fremdes, sondern etwas sehr bekanntes – mit all ihren Tücken und Abgründen. Als ich zehn Jahre alt war sind wir dann wieder zurück in die Schweiz und dort hab ich weitergemacht mit dem Theaterspielen. Mit elf Jahren war ich der Piccolo im „Weißen Rössl“. Aber angefangen hat es in Graz und es hat deshalb angefangen, weil mir diese Welt von Anfang an so vertraut war. Aber ich kam aus einem Sängerhaushalt – was Schauspiel anbelangt hatte ich natürlich keine Ahnung. Dennoch war mir immer klar: Ich geh zum Theater! Singen war nicht so meines und ich habe auch jedes Instrument verweigert.
Sind Sie noch oft nach Graz zurückgekehrt?
Nicht mehr so oft, aber lustigerweise hatte ich mein erstes Vorsprechen nach der Schauspielschule in Graz. Aber der damalige Intendant des Schauspielhauses – Marc Günther – meinte, er kann sich nicht so recht in mich „verlieben“. Er gab mir den Rat, es bei einem größeren Haus zu probieren. Und zwei Jahre später bin ich ans Burgtheater gekommen.
Könnten Sie es sich eigentlich in Ihrer derzeitigen Position vorstellen, als Gast am Grazer Schauspielhaus zu spielen?
So wie Peter Simonischek oder Udo Samel? Ja klar, warum nicht? In Graz wird ja richtig gutes Theater gemacht! Aber das ist eine reine Zeitfrage. Ich war auch schon einmal in Kontakt mit Anna Badora, aber da ging es darum, ob ich in Graz ein Stück inszenieren möchte. Und das ging sich dann zeitlich einfach nicht aus. Bei mir ist alles sehr langfristig durchgeplant und wenn ich nicht am Burgtheater spiele, versuche ich Filme zu drehen. In Hamburg stehe ich gerade gemeinsam mit Fritz Karl für die ZDF-Produktion „Unter Feinden“ vor der Kamera. Wir spielen zwei korrupte Bullen.
Welche Ratschläge geben Sie jungen Leuten, die Schauspieler werden möchten?
Grundsätzlich braucht ein Schauspieler einmal eines und das ist Talent. Weiters bin ich der Meinung, dass die Schauspielerei ein Handwerk ist und einer Ausbildung bedarf, bei der vor allem Sprache und Sprechausbildung immanent wichtig sind. Wenn man ein Stück spielt, muss man zuerst einmal dem Gedanken des Autors – der in der Regel um einiges genialer als man selbst ist – auf die Spur kommen. Man sollte lernen, die Texte zu denken und den Gedanken des Autors zu folgen. Transportmittel ist dann schließlich die Sprache. Sprache umfasst die Emotion. Verbindet man schließlich Talent mit Handwerk, kann etwas Künstlerisches entstehen, von dem man oft selbst nicht genau weiß, wie es passiert. Aber die Grundvoraussetzungen dafür sind nun einmal Technik, Handwerk und Talent.