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Par­la­ment von innen – Living Cul­tu­re zu Gast bei Natio­nal­rat und Bun­des­rat


Text: Lukas Wogrol­ly; Fotos: Living Cul­tu­re
Wäh­rend des Umbaus des Par­la­ments­ge­bäu­des am Ring dient die Wie­ner Hof­burg auch als Aus­weich­quar­tier für Natio­nal­rat und Bun­des­rat. Living Cul­tu­re Chef­re­dak­teur Lukas Wogrol­ly besuch­te Sit­zun­gen.

Mit „Hof­burg“ ver­bin­det jede/r Österreicher/in den eins­ti­gen Regie­rungs­sitz im k.u.k.-Imperium im Her­zen der dama­li­gen wie heu­ti­gen Haupt­stadt Wien. Ein gro­ßes, weit­läu­fi­ges Gebäu­de. Das Wort „Hof­burg“ wird hier­zu­lan­de im öster­rei­chi­schen Sprach­ge­brauch auch ver­wen­det als Bezeich­nung für den Amts­sitz des Bun­des­prä­si­den­ten. Dass die Wie­ner Hof­burg aber weit mehr ist, als „nur“ das Zim­mer des Staats­ober­haup­tes mit der berühm­ten Tape­ten­tür, wird mir ein­mal mehr bewusst, als ich Sit­zun­gen von Natio­nal­rat und Bun­des­rat besu­che. Ja, Sie haben rich­tig gele­sen. Natio­nal­rat und Bun­des­rat tagen der­zeit, also Stand 2019, nicht im his­to­ri­schen Par­la­ments­ge­bäu­de an der Wie­ner Ring­stra­ße mit den berühm­ten Säu­len in Anleh­nung an einen grie­chi­schen Tem­pel (Grie­chen­land = Heimat/Ursprung der Demo­kra­tie, der Volks­herr­schaft von alt­grie­chisch „demos“ = „Volk“). Denn die­ses Bau­werk im His­to­ris­mus-Bau­stil wird seit Mit­te 2017 umfang­reich und von Grund auf reno­viert, noch bis Mitte/Ende 2021. Doch auch der pro­vi­so­ri­sche, vor­über­ge­hen­de Sit­zungs­ort, offi­zi­ell „Par­la­ment Aus­weich­quar­tier Hof­burg“, kann sich sehen las­sen. Sowohl Natio­nal­rat als auch Bun­des­rat tagen näm­lich im Gro­ßen Redou­ten­saal der Wie­ner Hof­burg. Also eigent­lich im sel­ben Gebäu­de wie der Amts­sitz des Herrn Bun­des­prä­si­den­ten, nur eben in einem völ­lig ande­ren Trakt.

Ein klei­ner Exkurs: Bäl­le, wie allen vor­an aus stei­ri­scher Sicht natür­lich der Stei­rer­ball (nächs­te Auf­la­ge: 10.1.2020, Kar­ten unter www.steirerball.com), fin­den wie­der­um in einem ande­ren Bau­teil die­ses weit­läu­fi­gen Gebäu­des statt. Zu Habs­bur­ger­zei­ten tanz­te und ver­gnüg­te man sich aber im Gro­ßen Redou­ten­saal (ver­glei­che: Gra­zer Opern­re­dou­te als der Gra­zer Opern­ball, nächs­te Auf­la­ge: 25.1.2020) und genoss Köst­lich­kei­ten, eine Art Cate­ring, vom Demel. Die­se Wie­ner Insti­tu­ti­on (sie­he Bei­trag in LC 39) am Kohl­markt 14 liegt nur weni­ge Schrit­te von den Redou­ten­sä­len ent­fernt.

An den Tagen an denen ich Sit­zun­gen des Bun­des­ra­tes (29.05.2019 und 10.10.2019) bezie­hungs­wei­se des Natio­nal­ra­tes (11.12.2019) besu­che, kom­me ich aber nicht von Demel. Ich kom­me vom Karls­platz zu Fuß, wo ich mit der U‑Bahn ange­kom­men bin. Und betre­te die Ober­flä­che direkt vor der Wie­ner Staats­oper, eines der größ­ten Opern­häu­ser der Welt. Direkt vor mir nun das Sacher Hotel & Café-Restau­rant, im Anschluss dann erbli­cke ich das Mahn­mal gegen Krieg und Faschis­mus und unmit­tel­bar danach gehe ich direkt an der berühm­ten Alber­ti­na, Hei­mat des Dürer-Hasen, vor­bei. Vor mir liegt nur noch die Augus­ti­ner­kir­che, als ich schon in der Fer­ne den Turm der Michae­ler­kir­che am Michae­ler­platz erspä­he. Vom Michae­ler­platz, wo auch das berühm­te Loos-Haus steht, sind es nur mehr weni­ge Schrit­te bis zum berühm­ten Demel. Auch die Spa­ni­sche Hof­reit­schu­le und die Öster­rei­chi­sche Natio­nal­bi­blio­thek sind in unmit­tel­ba­rer Nähe (eben­so in der Hof­burg), doch dazu spä­ter mehr. Last but not least bei den Lage­be­schrei­bun­gen darf auch die Tanz­schu­le Elmay­er nicht feh­len, auch sie ist nur einen Stein­wurf ent­fernt von genau dort, wo nun über meh­re­re Jah­re die bei­den höchs­ten legis­la­ti­ven und ein­zi­gen bun­des­wei­ten legis­la­ti­ven Gre­mi­en der Repu­blik Öster­reich tagen, der Natio­nal­rat und der Bun­des­rat.

Nun möch­te ich im Detail auf mei­ne Erleb­nis­se bei die­sen drei Sit­zun­gen ein­ge­hen. Bei bei­den Bun­des­rats­sit­zun­gen ist mei­ne Gast­ge­be­rin die ehe­ma­li­ge stei­ri­sche Lan­des­rä­tin und ehe­ma­li­ge Natio­nal­rä­tin Bun­des­rä­tin Mag. Eli­sa­beth Gross­mann von der SPÖ. Am 29.5.2019 ist zudem die Atmo­sphä­re beson­ders. Es ist der Tag des zeit­gleich nicht weit ent­fernt, im Ste­phans­dom näm­lich, statt­fin­den­den Begräb­nis­ses des Niki Lau­da. Der Him­mel weint so als ob er Mit­leid mit den vie­len Trau­er­gäs­ten hät­te. Und viel­leicht weint er auch aus Sicht von ÖVP und Sebas­ti­an Kurz, der nur zwei Tage zuvor in den­sel­ben Räum­lich­kei­ten durch eine Natio­nal­rats­mehr­heit aus SPÖ, FPÖ und Lis­te Jetzt gegen die Stim­men von ÖVP und NEOS mit einem Miss­trau­ens­vo­tum als Bun­des­kanz­ler abge­wählt wor­den war. Das Gan­ze war zehn Tage nach Auf­flie­gen des berühm­ten Ibi­za-Skan­dals – ohne Zwei­fel DAS Ereig­nis des Jah­res 2019 in Öster­reich – und einen Tag nach der EU-Wahl gesche­hen. Das ers­te erfolg­rei­che Miss­trau­ens­vo­tum in der Geschich­te der Zwei­ten Repu­blik. Und die­se Sit­zung des Bun­des­ra­tes am 29.5. ist somit die his­to­risch ers­te seit dem Sturz der Regie­rung aus ÖVP und Exper­tIn­nen, die ers­te Sit­zung über­haupt die im Gro­ßen Redou­ten­saal der Wie­ner Hof­burg nach die­ser Natio­nal­rats­son­der­sit­zung statt­fin­det. Bis auf Sebas­ti­an Kurz, der inte­ri­mis­tisch sofort das Szep­ter an den dama­li­gen Finanz­mi­nis­ter Hart­wig Löger über­ge­ben hat, sind alle abge­wähl­ten Minis­te­rIn­nen noch im Amt. Denn die Regel sieht vor, die abge­wähl­te Regie­rung bleibt so lan­ge im Amt, bis eine neue gebil­det ist. Das soll­te jedoch erst eini­ge Zeit spä­ter, Anfang Juni pas­sie­ren, wenn Bun­des­prä­si­dent Alex­an­der van der Bel­len genau jene Regie­rungs­mit­glie­der nomi­nie­ren soll­te, die auch heu­te noch die Über­gangs­re­gie­rung bil­den, allen vor­an die ehe­ma­li­ge Prä­si­den­tin des Ver­fas­sungs­ge­richts­hofs und somit ers­te Frau im Kanz­ler­amt, Bun­des­kanz­le­rin Bri­git­te Bier­lein. Das Beson­de­re an die­ser Regie­rung: Alle Per­so­nen sind Exper­tIn­nen auf unter­schied­li­chen Gebie­ten und gehö­ren alle­samt, ohne Aus­nah­me, kei­ner Par­tei an. Dass die abge­wähl­ten Minis­te­rIn­nen noch im Amt sind, weiß ich jedoch noch nicht als mir der dama­li­ge EU‑, Kanzleramts‑, Medi­en- und Kul­tur­mi­nis­ter Blü­mel im Foy­er begeg­net. Denn sonst hät­te ich ihn sicher mit „Herr Minis­ter“ begrüßt. Nach der Sicher­heits­kon­trol­le beim Ein­gang am Josefs­platz, wo sich auch nicht weit ent­fernt der Ein­gang zur Öster­rei­chi­schen Natio­nal­bi­blio­thek befin­det, führt mich Bun­des­rä­tin Eli­sa­beth Gross­mann hin­auf auf die Gale­rie. Dort spricht gera­de in der „Aktu­el­len Euro­pa­stun­de“ mit Anwe­sen­heit von Minis­ter Blü­mel, ein ande­res ehe­ma­li­ges Mit­glied der stei­ri­schen Lan­des­re­gie­rung, Herr Bun­des­rat Mag. Chris­ti­an Buch­mann (ÖVP). Die The­men sind viel­fäl­tig an die­sem Tag, beson­ders in Erin­ne­rung ist mir jedoch neben Ger­not Blü­mel (ÖVP) bei einem sei­ner letz­ten Ter­mi­ne als Minis­ter, die eben­falls abge­wähl­te schei­den­de ÖVP-Minis­te­rin für Nach­hal­tig­keit und Tou­ris­mus Eli­sa­beth Kös­tin­ger. Zudem tref­fe ich bei einem Abste­cher in die Cafe­te­ria am Nach­mit­tag drei wei­te­re SPÖ-Bun­des­rä­tIn­nen. Den dama­li­gen Bun­des­rats­prä­si­den­ten Bür­ger­meis­ter von Fer­lach Ingo Appé aus Kärn­ten, sowie die bei­den Nie­der­ös­ter­rei­che­rin­nen Korin­na Schu­mann und Doris Hahn. Doch auch abseits des wun­der­schö­nen Redou­ten­saa­les und Par­la­men­ta­ris­mus habe ich zwei beson­de­re Erleb­nis­se. Zusam­men mit einem wei­te­ren Gast von Bun­des­rä­tin Gross­mann und geführt von ihr selbst, besu­che ich kurz am Vor­mit­tag bei einem Abste­cher die Öster­rei­chi­sche Natio­nal­bi­blio­thek. Sie ist nur weni­ge Schrit­te vom Gro­ßen Redou­ten­saal ent­fernt und eben­so in der Wie­ner Hof­burg behei­ma­tet. Dabei wird uns auch kurz was von einer Gui­de erklärt. Am Nach­mit­tag führt mich Frau Gross­mann auch noch in die Win­ter­reit­schu­le der Spa­ni­schen Hof­reit­schu­le. Dort darf ich vom Bal­kon aus einen Blick auf den Par­cours bzw. die Flä­che wer­fen, wo die Per­for­man­ces der wei­ßen Lipiz­za­ner­pfer­de mit ihrer hohen Reit­kunst aus der Renais­sance, die nir­gend­wo sonst mehr auf der Welt zu sehen sind, statt­fin­den. Auch hier steht mir eine Gui­de Rede und Ant­wort. Am Ende des Tages bin ich etwas über­rascht, dass Frau Bun­des­rä­tin Eli­sa­beth Gross­mann auch die dabei ent­stan­de­nen Fotos auf Face­book pos­tet – ich ver­brei­te sie jedoch ger­ne und sie fin­den sich selbst­ver­ständ­lich auch hier in die­sem Bei­trag.

Am 10.10.2019, mei­ner zwei­ten Bun­des­rats­sit­zung sozu­sa­gen, ist die Stim­mung ähn­lich beson­ders, aber den­noch anders als Ende Mai. Die zuvor aus­führ­lich beschrie­be­ne Exper­tIn­nen-Regie­rung ist im Amt, eine neue Regie­rung noch nicht in Sicht, und den­noch: Auch die­se Sit­zung hat etwas His­to­ri­sches: Sie behan­delt näm­lich Natio­nal­rats­be­schlüs­se von den letz­ten Sit­zun­gen vor der Natio­nal­rats­wahl am 29.9., fin­det sel­ber aber bereits nach die­ser Wahl statt, denn wir schrei­ben den 10.10. Auch wenn die Natio­nal­rats­wahl kei­ne gro­ßen Über­ra­schun­gen gebracht hat, so merkt man auch hier, dass das Kli­ma in der Hof­burg beson­ders ist. Als mich Eli­sa­beth Gross­mann auf die Besu­cher­ga­le­rie führt, spricht gera­de die Lan­des­haupt­frau von Nie­der­ös­ter­reich und ehe­ma­li­ge Innen­mi­nis­te­rin Johan­na Mikl-Leit­ner (ÖVP). Denn mitt­ler­wei­le hat Nie­der­ös­ter­reich den halb­jähr­lich wech­seln­den Vor­sitz in Lan­des­haupt­leu­te-Kon­fe­renz UND Bun­des­rat über­nom­men. Der Bun­des­rats­prä­si­dent heißt somit im Gegen­satz zur Mai-Sit­zung nicht mehr Ingo Appé von der SPÖ Kärn­ten, son­dern Karl Bader von der ÖVP Nie­der­ös­ter­reich, wie Mikl-Leit­ner. Im Anschluss an die Erklä­rung der Lan­des­haupt­frau gibt es eine Debat­te, in der über Nie­der­ös­ter­reich gespro­chen wird. Und es fol­gen die ver­schie­de­nen Natio­nal­rats­be­schlüs­se, bei denen ich zwei her­aus­grei­fen möch­te. Zum einen das Gewalt­schutz­pa­ket, das im Natio­nal­rat im Frei­en Spiel der Kräf­te noch von den ehe­ma­li­gen Koali­ti­ons­part­nern ÖVP und FPÖ beschlos­sen wor­den war und auch hier von ihnen bestä­tigt wird. Es sieht unter ande­rem här­te Stra­fen für Ver­ge­hen an Frau­en vor sowie eine Art Anzei­gen­pflicht, näm­lich dass Frau­en, wenn an ihnen Gewalt ver­übt wird, die­se zur Anzei­ge brin­gen müs­sen. Zudem beschlos­sen wor­den war im Natio­nal­rat im Sep­tem­ber mit Zwei­drit­tel­mehr­heit von ÖVP, FPÖ und NEOS eine Art Schul­den­brem­se, näm­lich dass bestimm­te Inves­ti­tio­nen die die Schul­den des Staa­tes erhö­hen wür­den, nur wenn eine Aus­nah­me­si­tua­ti­on besteht, getä­tigt wer­den kön­nen. Die­ses Gesetz wur­de jedoch vom Bun­des­rat abge­lehnt – eine Ableh­nung die nur bei bestimm­ten Geset­zen, näm­lich jenen im Ver­fas­sungs­rang die die Bun­des­län­der betref­fen, mög­lich ist. Dadurch, dass es für so ein Gesetz auch im Bun­des­rat eine Zwei­drit­tel­mehr­heit braucht, konn­te die­ses Gesetz nicht ver­ab­schie­det wer­den, denn die SPÖ, die bereits im Natio­nal­rat dage­gen gestimmt hat­te, stell­te zum dama­li­gen Zeit­punkt auch im Bun­des­rat mehr als ein Drit­tel der Abge­ord­ne­ten und blo­ckier­te somit die soge­nann­te „Schul­den­brem­se“. Wich­tig noch zu erwäh­nen ist bei die­ser Sit­zung, dass ich das kuli­na­ri­sche Innen­le­ben des Par­la­ments aus­kos­te­te im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes. Denn ich aß im Restau­rant und an der Cafe­te­ria. Wobei mir dies­mal die Begeg­nung mit einer schei­den­den ÖVP-Bun­des­rä­tin in Erin­ne­rung ist. Mar­ti­na Ess, die ich von Face­book kann­te, frag­te ich ein paar Details zur Vor­arl­ber­ger Land­tags­wahl weni­ge Tage spä­ter, zu der ich am Tag danach extra aus Wien anrei­sen soll­te (sie­he Tex­te auch auf die­ser Web­site). Und unter­hielt mich mit ihr ähn­lich nett wie im Mai mit den roten Bun­des­rä­tIn­nen. Aus dem Bun­des­rat schie­den bei die­ser Sit­zung am 10.10. eben­so die bei­den Grü­nen Bun­des­rä­tIn­nen Ernst-Dzied­zic und Stög­mül­ler, näm­lich aus einem erfreu­li­chen Grund. Sie wech­sel­ten in den Natio­nal­rat, dem die Grü­nen ja dank dem Ergeb­nis der Natio­nal­rats­wahl vom 29.9. wie­der ange­hö­ren.

Und somit durf­te ich am 11.12. die­sel­be Red­ne­rin die ich bereits am 29.5. und 10.10. im Bun­des­rat gehört hat­te, an der­sel­ben Stel­le, aber in einer ande­ren Funk­ti­on, erle­ben. Die pol­nisch­stäm­mi­ge Bun­des­spre­cher-Stell­ver­tre­te­rin Dr. Ewa Ernst-Dzied­zic nahm in der letz­ten Natio­nal­rats­sit­zung Stel­lung zum Abschie­be­stopp für Asyl­wer­be­rIn­nen in Leh­re. Gene­rell stand der 11. Dezem­ber für mich ganz im Zei­chen der Grü­nen Frak­ti­on. Denn nach­dem ich bereits zuvor ein paar Natio­nal­rä­tIn­nen per Face­book kon­tak­tiert hat­te, traf ich am Ein­gang zu den Redou­ten­sä­len auf dem Wie­ner Josefs­platz die Vize­bür­ger­meis­te­rin von Eich­gra­ben in Nie­der­ös­ter­reich und Grü­ne Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­te Eli­sa­beth Göt­ze. Sie besorg­te mir sogleich die Akkre­di­tie­rung. Und da die Räum­lich­kei­ten von Natio­nal­rat und Bun­des­rat bekannt­lich exakt die­sel­ben sind wäh­rend des Par­la­ments­um­baus, fühl­te ich mich kei­nes­falls ver­lo­ren, als Göt­ze mich nach dem Durch­schrei­ten der Sicher­heits­kon­trol­len und der Gar­de­ro­be in Rich­tung Sit­zungs­saal ver­las­sen muss­te. Auf der Toi­let­te sah ich Natio­nal­rats­prä­si­dent Wolf­gang Sobot­ka (ÖVP), am Gang tele­fo­nie­rend den Bun­des­par­tei­ob­mann und Klub­ob­mann Bun­des­kanz­ler außer Dienst Sebas­ti­an Kurz (ÖVP), der mir noch von der Alten Uni­ver­si­tät in Graz am Tag der stei­ri­schen Land­tags­wahl am 24.11. gut in Erin­ne­rung war. Um 10 Uhr, also zu Sit­zungs­be­ginn, traf mich der par­la­men­ta­ri­sche Mit­ar­bei­ter der nun­meh­ri­gen Natio­nal­rä­tin Ernst-Dzied­zic Mar­tin Friess­n­egg, wie ich aus der Stei­er­mark. Ich erzähl­te ihm genau mei­nen beruf­li­chen und poli­ti­schen Back­ground und auch von mei­nen bis­he­ri­gen Erfah­run­gen in eben­die­sen Räum­lich­kei­ten bei Bun­des­rats­sit­zun­gen mit Eli­sa­beth Gross­mann. Wie Gross­mann führ­te er mich auf die Gale­rie, als gera­de die Erst­red­ne­rin Klub­ob­frau und Bun­des­par­tei­ob­frau Pame­la Ren­di-Wag­ner (SPÖ) die Aktu­el­le Stun­de zum The­ma Gewalt an Frau­en ein­lei­te­te. Es folg­te die von der ÖVP bean­trag­te Aktu­el­le Euro­pa­stun­de (Erst­red­ner: der Hart­ber­ger Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­te Dr. Rein­hold Lopat­ka, ÖVP). Wäh­rend die­ser Sit­zung begeg­ne­te mir zufäl­lig auf der Gale­rie eine Dele­ga­ti­on der stei­ri­schen ÖVP-Frau­en unter der Lei­tung von 2. Land­tags­prä­si­den­tin Manue­la Khom aus Murau. Die­se recht gro­ße Grup­pe wur­de ins­be­son­de­re von den StVP-Abge­ord­ne­ten Ernst Gödl, Mar­ti­na Kauf­mann und Corin­na Schar­zen­ber­ger betreut. Auch ich wur­de nach wie vor vom Grü­nen Mit­ar­bei­ter Friess­n­egg betreut, und zwar hol­te er mich wäh­rend der Aktu­el­len Euro­pa­stun­de zusam­men mit einem zwei­ten Lukas und führ­te mich zunächst ins Dach­foy­er. Dort ent­stan­den ein paar Fotos – vie­le davon bei ungüns­ti­gem Licht. Anschlie­ßend ging es ins Stie­gen­haus berg­ab bis zu einer Tür im 1. OG, die uns direkt in die Cafe­te­ria führ­te. Doch wir speis­ten im Restau­rant und erblick­ten dabei unter ande­rem die Grü­ne Abge­ord­ne­te Ulri­ke Fischer sowie die SPÖ-Abge­ord­ne­ten Holz­leit­ner und Bayr, Holz­leit­ner auch zusam­men mit Frau­en­mi­nis­te­rin Ines Stil­ling. Zu uns an den Tisch gesell­te sich der Grü­ne Abge­ord­ne­te Lukas Ham­mer. Er erzähl­te von der Weih­nachts­fei­er des Grü­nen Klubs am Abend davor und auch vor den sich schwie­rig gestal­ten­den Koali­ti­ons­ver­hand­lun­gen mit der ÖVP. Zudem erfuhr ich, dass der 2. Gast-Lukas für den Face­book- bzw. Social-Media-Auf­tritt von Dr. Ewa Ernst-Dzied­zic ein­ge­la­den war. Ein Kurio­sum: Als ich mit Friess­n­egg und Ham­mer und dem 2. Gast-Lukas am Tisch saß, war das nicht nur ein rei­ner Män­ner­tisch son­dern auch ein Tisch mit 75% Lukas-Anteil, also 3 der 4 Män­ner am Tisch hie­ßen mit Vor­na­men Lukas. Das habe ich auch nicht all­zu oft erlebt in mei­nem Leben! Sogleich ging es wie­der hin­auf auf die Tri­bü­ne, denn nach der Aktu­el­len Euro­pa­stun­de stand nun der ers­te Punkt der Tages­ord­nung auf dem Pro­gramm. Der Abschie­be­stopp für Asyl­wer­ber in Leh­re. Also, dass all jene Asyl­wer­ber mit nega­ti­vem Asyl­be­scheid die eine Leh­re begon­nen haben die­se Leh­re noch abschlie­ßen dür­fen und nicht sofort, son­dern erst nach Abschluss der Leh­re abge­scho­ben wer­den. Die­se Geset­zes­än­de­rung wur­de letzt­end­lich im – noch – frei­en Spiel der Kräf­te mit den Stim­men von ÖVP, SPÖ, Grü­nen und NEOS gegen die Stim­men der FPÖ ange­nom­men. Bemer­kens­wert dabei ist, dass sich die ÖVP in ihrer Argu­men­ta­ti­on teil­wei­se recht schwer­tat, hat­te sie doch nach Bekannt­wer­den des Ibi­za-Vide­os und Auf­kün­di­gen der tür­kis-blau­en Regie­rungs­ko­ali­ti­on im Mai bei eini­gen The­men, wie u. a. auch dem Rauch­ver­bot, einen Rich­tungs­wech­sel weg von der FPÖ voll­zo­gen. Zudem gab es die erzürn­ten FPÖ-Abge­ord­ne­ten Kickl und Bela­ko­witsch zu erle­ben sowie sehr sach­lich argu­men­tie­ren­de NEOS- und SPÖ-Abge­ord­ne­te, dazu die Grü­ne Ernst-Dzied­zic. Nach die­sem recht lan­gen 1. Tages­ord­nungs­punkt ver­ließ ich die Gale­rie – es war so gegen 14:45 Uhr. Denn am nächs­ten Tag hat­te ich in Graz den gan­zen Tag die Bud­get-Gemein­de­rats­sit­zung, des­halb woll­te ich nicht zu spät aus Wien weg. Doch bevor ich die Hof­burg an die­sem ein­mal mehr ein­zig­ar­ti­gen Tag ver­ließ, soll­te ich wie­der ein­mal Abge­ord­ne­te bei der Cafe­te­ria tref­fen. Waren es beim ers­ten Mal im Mai Per­so­nen aus der SPÖ-Frak­ti­on und war es im Okto­ber neben der Grü­nen Ernst-Dzied­zic die Vor­arl­ber­ger ÖVP-Abge­ord­ne­te Ess, so waren es dies­mal rein Grü­ne. Ich erblick­te im sel­ben Raum kurz Pame­la Ren­di-Wag­ner allei­ne mit ihrer par­la­men­ta­ri­schen Mit­ar­bei­te­rin und auch die ÖVP-Abge­ord­ne­ten Maria Groß­bau­er (Opern­ball-Direk­to­rin) und Tan­ja Graf sowie den Grü­nen Ste­fan Kai­ne­der. Mei­ne Kon­zen­tra­ti­on bzw. Auf­merk­sam­keit galt jedoch einer Grü­nen Frau­en­grup­pe, die ich zufäl­lig dort traf. Neben der wie ich exter­nen Lena Jäger, Spre­che­rin des Frau­en­volks­be­geh­rens, stan­den an einem Tisch noch die Abge­ord­ne­ten Meri Diso­ski aus Wien, Bun­des­spre­cher-Stell­ver­tre­te­rin Leo­no­re Gewess­ler aus Ober­ös­ter­reich und die „Stei­re­rin mit bos­ni­schen Wur­zeln“ Bedra­na Ribo, ehe­mals Grü­ne Gra­zer Gemein­de­rä­tin. Ribo war es auch, die ich bereits in der Aktu­el­len Stun­de bei ihrer aller­ers­ten Rede als Natio­nal­rä­tin erlebt hat­te. Und, last but not least, soll­te auch noch ein fina­les Sel­fie fol­gen – zusam­men mit dem bereits zuvor getrof­fe­nen Wie­ner Abge­ord­ne­ten Lukas Ham­mer. Dann ging es retour.

Drei span­nen­de Tage in der Wie­ner Hof­burg in Beglei­tung und mit Begeg­nun­gen unter­schied­lichs­ter Abge­ord­ne­ten. Eine wun­der­schö­ne, extra ange­leg­te Besu­cher­ga­le­rie und ein Sit­zungs­saal der Tra­di­ti­on und Moder­ne ver­bin­det. Span­nen­de The­men und his­to­ri­sche Sit­zun­gen. Auf all das hof­fe ich auch bei dem einen oder ande­ren Besuch 2020. Und davon abge­se­hen schau­en wir mal, was die poli­ti­sche Ent­wick­lung auf Bun­des­ebe­ne so mit sich bringt. Denn eines ist klar (oder eben nicht): Nix is fix!

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