„Nach der langen Zeit, in der die Musen schweigen mussten, blicke ich optimistisch nach vorne und freue mich auf eine Zeit, in der all das Ungesagte und Ungehörte wieder zum Ausdruck kommen kann. Wir alle als Team der Oper Graz sind den Unwägbarkeiten zum Trotz mit viel Kreativität und Engagement gut durch diese Krise gekommen. Den Spielplan für die neue Saison mussten wir mehrfach überarbeiten, und ich bin glücklich, nun so ein vielfältiges, musikalisch anspruchsvolles und atmosphärisch dichtes Programm präsentieren zu können.“ so Intendantin Nora Schmid anlässlich der Präsentation des neuen Programms.
Oper, Operette & Musical
In die Spielzeit 2021/22 startet die Oper Graz mit der Premiere von Giuseppe Verdis „Die Macht des Schicksals“ in der Regie von Eva-Maria Höckmayr und unter der musikalischen Leitung von Matteo Beltrami, der erstmals in Graz dirigiert. Verdis Meisterwerk hat seit seiner Uraufführung nichts an Aktualität und Brisanz eingebüßt. Aus seiner kraftvollen, farbenreichen Partitur treten dem Publikum Figuren entgegen, die zu lieben und hassen suchen: Aurelia Florian als Leonora, Jordan Shanahan als Don Carlo und Aldo Di Toro als Don Alvaro stürzen immer weiter ins Chaos und dies vor dem blutgetränkten Hintergrund zweier Kriege.
Fröhlicher, aber nicht weniger turbulent geht es in Nico Dostals Operette „Clivia“ zu: Die Reise geht in die fiktive südamerikanische Bananenrepublik Boliguay, wo sich Sieglinde Feldhofer als Filmstar Clivia in den Gaucho Juan Damigo (Neo-Ensemblemitglied Matthias Koziorowski) verliebt – während Markus Butter als gieriger amerikanischer Geschäftsmann Potterton Clivia für seine eigenen Machenschaften einspannen will. Frank Hilbrich (Regie), Volker Thiele (Bühne) und Gabriele Rupprecht (Kostüme), die hierorts zuletzt mit der Inszenierung der „Königskinder“ von Engelbert Humperdinck erfolgreich waren, bringen „Clivia“ nach mehr als 70 Jahren zurück auf die Grazer Opernbühne.
Welches Band ist stärker, das der Liebe oder das der Freundschaft? In der Saison 2021/22 wird auch George Bizets „Die Perlenfischer“ nach coronabedingten Verschiebungen endlich Premiere feiern. Bizets emotionale Dreiecksgeschichte hält mit „Au fond du temple saint“ eines der schönsten Duette der Opernliteratur bereit. Die Regie übernimmt Ben Baur, der für die Oper Graz mit „Roméo et Juliette“ und „Il Trovatore“ bereits atmosphärisch-emotionale Inszenierungen erarbeitet hat. Tetiana Miyus wird als Priesterin Leila zu sehen sein, die von den beiden Freunden und bald Rivalen Nadir (Andrzej Lampert) und Zurga (Dariusz Perczak) geliebt wird.
Im Dezember begleitet das Publikum dann in „Schwanda, der Dudelsackpfeifer“ den tschechischen Bauernbuben auf seinen Abenteuern. Jaromír Weinbergers Märchenoper geriet nach der Uraufführung 1927 zum internationalen Sensationserfolg und vereint schlagkräftige Tanzrhythmen und Volkslieder mit großen symphonischen Zwischenspielen. In Graz erstmals am Pult zu erleben ist dabei der tschechische Dirigent Robert Jindra, für die Inszenierung ist Dirk Schmeding verantwortlich. Die Titelpartie übernimmt der Bariton Denis Milo, als Dorotka steht Polina Pastirchak auf der Bühne, Matthias Koziorowski singt den Räuber Babinský und Wilfried Zelinka wird als Teufel zu erleben sein.
Mit einer österreichischen Erstaufführung startet die Oper Graz in das Jahr 2021. Am 12. Februar feiert „Morgen und Abend“ des in Graz geborenen und international gefeierten Komponisten Georg Friedrich Haas in der Inszenierung von Immo Karaman Premiere. Die hoch expressive und außergewöhnliche Oper dreht sich um nichts Geringeres als die grundlegenden Fragen des Menschseins: Morgen und Abend, Leben und Tod, Realität und Traum – basierend auf einem Roman des norwegischen Autors Jon Fosse. Chefdirigent Roland Kluttig übernimmt die musikalische Leitung, die Rolle des Fischers Olai spielt der renommierte Schauspieler Cornelius Obonya. Es singen u. a. Cathrin Lange und Markus Butter.
Mit der Geschichte rund um den fluchbeladenen Seemann und die reine Senta setzte Richard Wagner mit seiner Oper „Der fliegende Holländer“ erste Schritte in Richtung Gesamtkunstwerk. Die als erste Regisseurin mit dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnete Sandra Leupold wird sich bei ihrem Debut an der Oper Graz dieses Stoffes annehmen und damit nach „Tannhäuser“ und „Parsifal“ das dritte Werk Wagners zu neuem Leben erwecken. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Roland Kluttig, die Titelrolle verkörpert Kyle Albertson, als Senta ist Helena Juntunen zu erleben. Wagner-Freunde kommen auch kurz darauf auf ihre Kosten: In der konzertanten Aufführung „Der Ring an einem Abend“ führt Schauspielerin Maria Happel mit Sprechtexten aus Loriots Feder leichtfüßig durch Richard Wagners monumentales Musikdrama – leicht gekürzt.
Bei der Koproduktion mit der Kunstuniversität Graz steht junges Musikschaffen im Mittelpunkt: Unter dem Titel „Zeit. Vergänglich“ werden „Opern der Zukunft“ von vier jungen Komponist:innen auf die Bühne gebracht. Unter der musikalischen Leitung von Leonhard Garms kommen die Werke von Joan Gómez Alemany, Ármin Czervenák, Jeeyoung Yoo und Sinan Samanli zur Uraufführung.
Neben den zahlreichen Premieren wird es auch drei Wiederbegegnungen geben: Zurück auf die Bühne kehren die beiden Erfolgsmusicals der vergangenen Spielzeiten „Anatevka“ und „Guys and Dolls“ und auch Puccinis „La Bohème“ in der Inszenierung von Dietmar Pflegerl wird das Publikum wieder berühren – in neuer Besetzung.
Als Puppenspieler zu Gast ist Nikolaus Habjan, der nach dem erfolgreichen Abend „Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus“ gemeinsam mit der Musicbanda Franui auf die Bühne der Oper Graz zurückkehrt. Der Georg Kreisler gewidmete Abend „Alles nicht wahr“ wartet wieder mit zahlreichen Puppen, Gesang, bitterbösen Texten und dem typischen Franui-Sound auf.
Ballett
Das Ballett der Oper Graz startet die Saison mit einer Doppelpremiere: Rund um den Stoff vom Rotkäppchen, den die Gebrüder Grimm als Erzählung auch in ihre Märchensammlung aufnahmen, wird es zwei Ballettproduktionen geben. „Rotkäppchen“ – ein Ballett von Sascha Pieper zu Musik von Dominic Faricier – richtet sich an Kinder ab 5 Jahren. Im Anschluss feiert „Der Wolf“ Premiere und bietet in einer Choreographie von Morgann Runacre-Temple eine Interpretation der Geschichte für erwachsenes Publikum. Coronabedingt verschoben werden musste Hans Werner Henzes „Undine“, in der Saison 2021/22 kann die Produktion nun endlich zur Aufführung kommen. Wie Henze mit seiner Musik folgt auch Beate Vollack in ihrer Choreographie ganz dem Herzen der Wassernymphe Undine, die einen Menschen liebt. Mit „Schwanengesang“ bringt Andreas Heise – der bereits mit „Sandmann“ einen überwältigenden Erfolg in Graz feiern konnte – ein intimes Ballett nach dem gleichnamigen Liederzyklus von Franz Schubert auf die Bühne. Zum Abschluss der Spielzeit wagen die Tänzer:innen der Oper Graz den Schritt in den öffentlichen Raum: Unter dem Titel „Im Fluss“ bewegen sie sich in Tanzminiaturen das Ufer der Mur entlang, begleitet von Studierenden des Instituts für Alte Musik und Aufführungspraxis der Kunstuniversität Graz.
Ballettdirektorin Beate Vollack: „Die vor uns liegende Saison ist eine besonders anspruchsvolle, da sie voller verschiedener tänzerischer Herausforderungen ist. Das Ballett wird sich von seiner vielfältigsten Seite zeigen können. Endlich können wir das Publikum mit dem Doppelabend „Rotkäppchen“ und „Der Wolf“ in unseren Märchenwald mitnehmen – einmal wie aus dem Bilderbuch und einmal von einer ganz anderen Seite. „Undine“ kann sich auf der großen Bühne zu den unglaublichen Klängen von Hans Werner Henze freischwimmen oder besser tanzen und bei „Schwanengesang“ wird der faszinierende Kosmos von Franz Schuberts Liedzyklus erlebbar. Für unser Ballett, aber auch für unser Publikum, wird es viel zu entdecken geben!“
Konzert
Am 25. September heißen die Grazer Philharmoniker unter der Leitung von Roland Kluttig das Publikum mit dem bereits traditionellen Eröffnungskonzert in der neuen Saison willkommen. Der besinnliche „Advent in der Oper“ am 4. und 5. Dezember und das Neujahrskonzert – 2022 unter dem Titel „Orient Express“ mit Musik von Paris bis Bukarest – begleiten den Jahreswechsel musikalisch. Schuberts „Winterreise“ neu interpretiert vom Komponisten Hans Zender steht ebenso am Programm wie das Konzert „Die Goldenen Zwanziger“ zum Saisonabschluss, das gesanglich von Angelika Kirchschlager, deren internationale Karriere an der Oper Graz ihren Ausgang nahm, und Mitgliedern des Ensembles begleitet wird. Eine Reihe an Kammerkonzerten sowie neue Termine für den „Musikalischen Aperitif“ mit Roland Kluttig erweitern das Programm.
Chefdirigent Roland Kluttig: „Mit ‚Morgen und Abend‘ wird eine große Oper ihre österreichische Erstaufführung erfahren, deren Komponist Georg Friedrich Haas als einer der bedeutendsten, wenn nicht sogar als der bedeutendste lebende Komponist betrachtet wird. Als Vorahnung werden die Grazer Philharmoniker und ich im Eröffnungskonzert der Saison sein ‚concerto grosso‘ für 4 Alphörner und großes Orchester der ‚Alpensinfonie‘ von Richard Strauss gegenüberstellen. Das Werk von Haas ist im besten Sinne eine Schule des Hörens, bei der man seine auf den Obertonreihen beruhende Harmonik anhand der Alphörner wunderbar nachvollziehen kann. Im Übrigen ist auch Strauss’ Alpensinfonie nicht nur eine Naturschilderung, sondern beschreibt den Zyklus eines Tages und in gewissem Sinne auch eines Lebens. Korrespondierend dazu ist im Jänner ein großes integratives Projekt mit den Grazer Philharmonikern und Grazer Schüler:innen zu ‚In the Alps‘ von Richard Ayres geplant. Im Gegensatz zu diesen im Gebirge angesiedelten Werken steht Wagners ‚Der fliegende Holländer‘, der an der norwegischen Küste strandet – was wiederum mit der in Norwegen von Jon Fosse verfassten Erzählung korrespondiert, die der Oper von Georg Friedrich Haas zugrunde liegt. Ein essenzielles Werk ist auch die ‚Winterreise‘, die wir in der bedeutenden Version von Hans Zender darbieten. Enden wird diese Saison mit einer Hommage an die ‚Roaring Twenties‘ mit einem Kurt Weill-Abend und Angelika Kirchschlager“.
Kinder & Jugend
Neben dem Ballett für Kinder, „Rotkäppchen“, bringt die Oper Graz gemeinsam mit dem Next Liberty Kinder- und Jugendtheater „Robin Hood“ auf die Bühne: Mit Robin, Marian und Prinz John geht es in den Sherwood Forest. Vier Schüler- und Familienkonzerte für Kinder zwischen 6 und 11 Jahren machen Musik erlebbar. Für die Jüngsten von 3 bis 6 Jahren bieten Sitzkissenkonzerte interaktive und altersgemäße Auseinandersetzung mit Musik – ganz nah am Geschehen. Außerdem bietet das Team von OperAktiv! ein abwechslungsreiches Programm für alle Altersklassen: Oper wird für Kinder, Familien, Jugendliche und Erwachsene, Schüler:innen, Studierende oder Kindergartengruppen interaktiv aufbereitet und in Workshops erlebbar gemacht.
Die Partnerschaft mit der Steiermärkischen Sparkasse wird auch in der Saison 2021/22 fortgesetzt. Für Gerhard Fabisch (Vorstandsvorsitzender) ist die Präsentation des Spielplans ein gutes Signal für Kulturfans: „Heute ist ein Feiertag für alle Kulturliebhaberinnen und ‑liebhaber. Der neue Spielplan macht Freude und Hoffnung auf eine halbwegs normale, jedenfalls aber großartige Opernsaison. Während der Lockdowns hat die Oper Graz uns digital unterhalten. Nun ist es an der Zeit, dass die Künstlerinnen und Künstler wieder live und unmittelbar begeistern. Als Steiermärkische Sparkasse, die die Förderung der Kultur in ihrer DNA verankert hat, freut uns das ganz besonders. Mehr denn je stehen wir als verlässliche Partnerin an der Seite der Oper Graz und unterstützen die heimische Kulturszene bei ihrem Comeback.“
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