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Land­tags­wahl Kärn­ten 5. März 2023


Text und Fotos: Lukas Wogrol­ly / Living Cul­tu­re
SPÖ-Ver­lus­te, Grü­ne wie NEOS an 5%-Hürde geschei­tert.

Das grü­ne Wun­der blieb aus – und irgend­wie alles beim Alten. So das Kurz­re­sü­mee der Kärnt­ner Land­tags­wahl am 05.03.2023.

„Das wird heu­te nichts mehr“, mein­te ein Grü­ner, als ich an ihm vor­bei ging, bei der soge­nann­ten Wahl­par­ty der Kärnt­ner Grü­nen in der Kla­gen­fur­ter Innen­stadt. „Die Gesich­ter wer­den immer län­ger, man hat­te sich mehr erwar­tet“, so for­mu­lier­te es der ORF-Kärn­ten-Repor­ter bei einer Schal­tung zur Wahl­par­ty. Zwei Zita­te bezie­hungs­wei­se Sager, die ich mit­be­kom­men habe. Und die wider­spie­geln, wel­che Stim­mung der Ent­täu­schung, Nie­der­ge­schla­gen­heit, Bedrückt­heit ich als Chef­re­dak­teur von Living Cul­tu­re am Nach­mit­tag und Abend der Kärnt­ner Land­tags­wahl am 5. März 2023 bei den Kärnt­ner Grü­nen erle­ben konn­te.

Doch alles der Rei­he nach. Ähn­lich wie zuletzt in Tirol, mach­te ich mich am Tag vor der Land­tags­wahl in Kärn­ten auf den Weg in die Lan­des­haupt­stadt. Am Wahl­tag selbst ging es für mich, wie schon in Tirol bei der schei­den­den (und mitt­ler­wei­le ehe­ma­li­gen) Vize-Lan­des­haupt­frau Ingrid Feli­pe (Die Grü­nen), zu einer Stimm­ab­ga­be eines Regie­rungs­mit­glieds. Dies­mal von nie­mand gerin­ge­rem als dem Fast-50%-Mann der letz­ten Wahl 2018, Lan­des­haupt­mann Peter Kai­ser von der SPÖ. Er hat­te damals vor fünf Jah­ren die sagen­haf­te Mar­ke von 47,94% erreicht. Im Gegen­satz zu Ingrid Feli­pe bin ich, dies­mal am Cam­pus der Alpen-Adria-Uni­ver­si­tät Kla­gen­furt, bei wei­tem nicht der ein­zi­ge anwe­sen­de Jour­na­list. Lan­des­haupt­mann Kai­ser nimmt sich ein­gangs Zeit für alle Fra­gen der anwe­sen­den Kol­le­gIn­nen. Und auf dem Rück­weg spricht er eben­so gedul­dig und beson­nen mit einer Frau, die ihn spon­tan anspricht und sich bei ihm bedankt, zu sehen und zu hören in den You­Tube-Vide­os. Die Son­ne lacht vom Him­mel an die­sem fri­schen ers­ten März­sonn­tag im Jahr 2023 in Kla­gen­furt.

Und den­noch, Peter Kai­ser soll­te spä­ter am Tag das Lachen ein wenig ver­ge­hen. Denn sein ange­peil­tes Wahl­ziel, nicht unter 40% zu fal­len, wur­de mit einem End­ergeb­nis von 38,94% für die SPÖ doch deut­lich ver­fehlt. Alle ande­ren drei im Land­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en, die FPÖ auf Platz 2, die ÖVP auf Platz 3 und das Team Kärn­ten auf Platz 4, freu­ten sich hin­ge­gen über Zuge­win­ne, vor allem die ÖVP bei der der Zuwachs von 1,59% etwas uner­war­tet, ent­ge­gen aller Wahl­pro­gno­sen, gekom­men war.
Eben­falls Zuge­win­ne ver­bu­chen durf­ten die bei­den im Par­la­ment, nicht aber im Kärnt­ner Land­tag ver­tre­te­nen Par­tei­en Grü­ne und NEOS. Für das Über­sprin­gen der 5%-Hürde und den damit ver­bun­de­nen Ein­zug in den Kärnt­ner Land­tag, der bei den Grü­nen ein Wie­der-Ein­zug gewe­sen wäre, reich­te es jedoch bei kei­ner der bei­den Par­la­ments­par­tei­en.
Dem­entspre­chend ent­täuscht und gedrückt, ein wenig auch resi­gna­tiv war die Stim­mung bei der Grü­nen Wahl­par­ty in einer Art umfunk­tio­nier­ten Dis­co, die angeb­lich vor einer Neu­über­nah­me steht, in der Kla­gen­fur­ter Innen­stadt. Am Anfang, als ich gegen 15 Uhr den gro­ßen, dunk­len Raum betrat, war die Stim­mung noch gut, die Hoff­nung groß bei den Kärnt­ner Grü­nen. 2018 war man, knapp fünf Mona­te nach dem Aus­schei­den aus dem Par­la­ment, hoch­kan­tig aus dem Kärnt­ner Land­tag geflo­gen. Und ent­spre­chend zuver­sicht­lich, dies­mal mit der urty­pi­schen, zwei­spra­chi­gen Süd­kärnt­ner Bio­bäue­rin Olga Vog­lau­er, Abge­ord­ne­te zum Natio­nal­rat, den Wie­der­ein­zug zu schaf­fen. Doch die letz­ten Umfra­gen sag­ten nur 4% vor­aus. Und das war auch das Ergeb­nis der 1. Tren­d­rech­nung um kurz nach 16 Uhr, und sorg­te somit für den ers­ten grö­ße­ren Stim­mungs­dämp­fer im Lokal. Die Schwan­kungs­brei­te war zu die­sem Zeit­punkt noch hoch, die bei­den größ­ten Kärnt­ner Städ­te Vil­lach und Kla­gen­furt, in denen sich die Grü­nen wesent­lich leich­ter tun als bei der länd­li­chen Bevöl­ke­rung, noch nicht aus­ge­zählt, die Stim­mung daher auch noch nicht am Boden. Doch im Lau­fe des Nach­mit­tags wur­de das Ver­feh­len des Wahl­ziels, der Wie­der­ein­zug in den Land­tag mit min­des­tens 5% der Stim­men, immer mani­fes­ter. Am Ende stan­den gar nur 3,85% auf der Haben­sei­te.
Und somit bran­de­te nur noch ein ein­zi­ges Mal Stim­mung auf, als näm­lich zwi­schen 19 und 20 Uhr nach dem Absol­vie­ren sämt­li­cher Medi­en­termi­ne die geschei­ter­te Spit­zen­kan­di­da­tin Olga Vog­lau­er im düs­te­ren Lokal auf­mar­schier­te. Und zur gro­ßen Trös­tungs­tour ansetz­te. Sie erwähn­te die vie­len aus ande­ren Bun­des­län­dern gekom­me­nen Grü­nen. Selbst der Vize­kanz­ler und Bun­des­spre­cher Wer­ner Kog­ler war da und trös­te­te eben­so.
Den­noch: Nach Fei­ern und Tan­zen, für das an sich alles ange­rich­tet gewe­sen wäre, war wahr­lich nie­man­dem mehr. Die stei­ri­sche Lan­des­spre­che­rin San­dra Kraut­waschl, Ende 2019 einst eine der Wahl-Gewin­ne­rin­nen in ihrem Bun­des­land, wein­te sogar.
Objek­tiv gese­hen muss man sich bei Grü­nen wie bei NEOS fra­gen, was man denn nun falsch gemacht hat­te, dass das eige­ne Wahl­ziel doch nicht knapp, son­dern doch deut­lich ver­fehlt wur­de. Wenn man alles nur mit dem Slo­gan „Kärn­ten ist anders“ erklärt, was muss man dann als Par­tei in Zukunft anders machen, um erfolg­rei­cher zu sein? Am Wahl­abend war es für sol­che Über­le­gun­gen defi­ni­tiv noch zu früh. Nur Trös­ten war ange­sagt. Ja, es wird und ist nicht leicht. Mal sehen, wie es wei­ter­geht.



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