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Kunst und Kul­tur in der Pan­de­mie


Text: Robert Her­wig Gas­ser (Stu­dent in Graz); Foto: Robert Gas­ser seni­or
Eine Son­ne der das Licht aus­ge­gan­gen ist

Wir befin­den uns nun seit etwas mehr als einem Jahr in der ver­mut­lich schlimms­ten gesund­heit­li­chen Kri­se des 21. Jahr­hun­derts. Wobei ich in die­ser Aus­sa­ge einen beson­ders star­ken Fokus auf das Wort VERMUTLICH legen will. Die Welt­be­völ­ke­rung befin­det sich seit Mona­ten im Aus­nah­me­zu­stand und alle Auf­merk­sam­keit wird dem Coro­na­vi­rus gewid­met. Die Pan­de­mie­be­kämp­fung erscheint als Krieg gegen einen unsicht­ba­ren Feind und unse­re Waf­fen sind nicht vor­han­den, nicht fer­tig­ge­stellt oder nicht im Ein­satz.

Und was ist mit der Kunst? Was ist mit der Kul­tur? Sie gehen unter zwi­schen Mas­ken­skan­da­len und Wirt­schafts­kri­sen. Kunst­wer­ke wer­den ver­kauft, ledig­lich um die Muse­en vor der Schlie­ßung zu bewah­ren. Es wird ver­sucht, die Kunst­schaf­fen­den mit pythi­schen Aus­sa­gen still zu stel­len. Büh­nen­öff­nun­gen wur­den hier und da in Aus­sicht gestellt, hier und da wur­den dies­be­züg­li­che Ver­spre­chen revi­diert, bis man ein­fach auf­ge­hört hat, sich über Fes­ti­vals, Kaba­retts oder Opern Gedan­ken zu machen. Es scheint als soll­ten sich Bürger*innen in solch erns­ten Zei­ten mit nichts Schön­geis­ti­gem aus­ein­an­der­set­zen. Umso mehr ist es not­wen­dig, ab und an aus dem „Coro­na­in­for­ma­ti­ons­sumpf“ aus­zu­bre­chen, ein­mal den Kopf frei zu machen und dem Geist etwas Gutes zu tun. Wie füh­len sich die­se bei­na­he „kul­tur­lo­sen“, Mona­te an:

Eine Son­ne der das Licht aus­ge­gan­gen ist, ist eine trau­ri­ge Son­ne, eine ohne Ver­mächt­nis. Ein Apfel­baum der kei­ne Äpfel mehr trägt, ist ein trau­ri­ger Baum, einer ohne Ver­mächt­nis. So ver­hält es sich mit dem Men­schen und der Kul­tur. Fehlt dem Men­schen die Kul­tur, so fehlt ihm die Essenz, die ihn Mensch wer­den lässt. Wenn alles Schaf­fen nur mehr öd und ein­tö­nig ist, geht der Mensch zu Grun­de. Wenn uns die­ser so wesent­li­che Bestand­teil des Daseins genom­men wird, kom­men wir irgend­wann an den Punkt, an dem alles sei­ne Far­be ver­liert. Wir kön­nen zwar aus dem Fens­ter bli­cken, wäh­rend sich vor uns eine blü­ten­rei­che, duf­ten­de Früh­lings­land­schaft auf­tut, jedoch kann ein Mensch ohne Kul­tur und ohne Kunst die­se in ihrer Herr­lich­keit nicht mehr erfas­sen. Er schaut die sanft in den Him­mel stei­gen­de Mor­gen­son­ne, doch regt sich in ihm nichts, denn er hat zuse­hends ver­lernt, die Schau­spie­le die­ser Welt in ihrer Voll­kom­men­heit zu begrei­fen.

Lee­re Säle, lee­re Büh­nen. Eine Land­schaft nie­der­ge­run­gen bis auf die Grund­mau­ern. Ein trau­ri­ger Anblick — die­se Ver­las­sen­heit, ein trau­ri­ger Gedan­ke — die­se Ein­öde – ein dür­rer Strauch in der Wüs­te. Uns bleibt nur die Hoff­nung und die stirbt bekannt­lich zuletzt. Sie ist ein fei­ner Trost in Zei­ten wie die­sen. Sie spen­det Zuver­sicht und Freu­de in schwe­ren Stun­den. Wenn auch die Kunst und Kul­tur gera­de eine schwie­ri­ge Zeit durch­le­ben, so bin ich sicher, dass sie wider­ste­hen. Denn wir tra­gen sie ja in uns, wir leben sie, wir brau­chen sie. Der Mensch wird nicht zulas­sen, dass sein wich­tigs­tes Gut ver­lo­ren geht im Sturm die­ser har­schen Mona­te. Ein Mensch, dem Kunst und Kul­tur ent­ron­nen sind — ein Blatt im Wind — eine Son­ne der das Licht aus­ge­gan­gen ist.

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