FPÖ Wahlkampf-Finale am Viktor-Adler-Markt
Text: Lukas Wogrolly, Fotos: Living Culture
Die Wolken sind dunkel über Wien-Favoriten, aber es regnet nicht. Kein Donner, kein Blitz. Das bleibt so an diesem frühen Freitagabend. Und es ist vielleicht bildhaft für die Situation der FPÖ am heutigen Tag, so kurz vor der Nationalratswahl. Viele dunkle Wolken, egal ob Ibiza oder das was in den letzten Tagen über Strache und Co. immer wieder in den Medien zu lesen war, aber von Krisenstimmung keine Spur. Ein zweites Knittelfeld nach Ibiza? Keine Spur. Ein Absturz bei der EU-Wahl nur gut 1 Woche nach dem Ibiza-Tag? Fehlanzeige. Viele dunkle Wolken über der FPÖ, aber kein Donnern, kein Blitz, kein Regen. In ein Rot-weiß-rotes Fahnenmeer gehüllt ist der Platz vor der Bühne. HC Strache geht hier nicht sonderlich ab, hat man das Gefühl. Die John Otti Band spielt mehrmals als Stimmungsmacher ihr berüchtigtes “Immer wieder Österreich” und zum Schluss die Bundeshymne. Auf die Bühne treten im Anschluss an die Wiener Spitzenkandidatin Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein “Bad Cop” Klubobmann und Ex-Innenminister Herbert Kickl sowie “Good Cop” Parteiobmann und Ex-Verkehrsminister Norbert Hofer. Beide ja im Unterschied zu den ÖVP-Regierungsmitgliedern nicht durch Misstrauensvotum, sondern in Folge des Zerwürfnisses mit Sebastian Kurz wenige Tage nach dem Ibiza-Tag praktisch von sich aus zurückgetreten, um eben der ÖVP den Schwarzen Peter zuzuschieben und sie zusammen mit SPÖ und Pilz nur kurze Zeit später per Misstrauensvotum von der Regierungsbank zu kicken. Zunächst spricht “Bad Cop” Kickl. Das Schild “Ausreisezentrum” am Erstaufnahmezentrum Traiskirchen wolle er persönlich wieder aufhängen, sollte er wieder Innenminister werden. Und “Good Cop” Norbert Hofer lobt im Anschluss die Errungenschaften bzw. Vorzüge von Türkis-Blau. Keine Streitereien, Fortschritt, Deutschklassen, Kopftuchverbot, Steuerentlastung, Familienbonus plus. Und auch, im Freien Spiel der Kräfte im Parlament zuletzt, Großspendenverbot. Gegen die Stimmen von NEOS und des ehemaligen türkisen Koalitionspartners. Natürlich Angriffe auf Ausländer und Andersdenkende, Warnung vor einer einer Schwarz-grünen oder Schwarz-Grün-pinken Koalition der offenen Grenzen. Nicht zuletzt seitdem in Italien Salvini nicht mehr Innenminister sei, stünden die Türen offen, so Hofer. Und er spricht auch vom Heer, das dringend Unterstützung benötige. Die einzige Alternative zu einer Politik der offenen Grenzen sei seine Partei. Denn wenn ÖVP-Klubobmann August Wöginger im Spaß gesagt habe “wir müssen Angst haben, dass wenn wir unsere Kinder nach Wien studieren schicken, sie als Grüne zurückkommen. Und wer bei uns im Hause isst und schläft, hat Volkspartei zu wählen”, dann sollte, so Hofer, Wöginger bzw. die ÖVP vor allem darauf schauen, dass nicht Sebastian Kurz ein Grüner würde. Das sicher die Pointe des Abends. Natürlich auch viele Angriffe auf die Wiener Rathauskoalition, und auf die anderen Parteien allgemein. Zum Abschluss wie bereits erwähnt die Bundeshymne. Mit riesigen Fahnen auf der Bühne. Warten wir ab, wie hoch es der “blaue Balken am Sonntag” (Zitat Herbert Kickl) in die Höhe schafft. Kurz nach 17 Uhr wissen wir mehr.