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Ein Denk­mal für Hel­mut Strobl am Kunst­haus Graz


Text: Micha­el Eis­ner (Pres­se­spre­cher LR Drex­ler), Chris­ti­an Köberl (Pres­se­spre­cher, Büro des Bür­ger­meis­ters Sieg­fried Nagl), Anna Fras (Pres­se­stel­le, Kunst­haus Graz); Fotos: Stadt Graz / Foto Fischer (1), Iris Andra­schek (5)
Iris Andra­schek ist die Gewin­ne­rin des gela­de­nen Wett­be­werbs auf Initia­ti­ve der Stadt Graz und des Lan­des Stei­er­mark.
Zur Wür­di­gung und im Geden­ken an den ver­stor­be­nen Kul­tur­stadt­rat, Men­schen­rechts­ak­ti­vis­ten, aus­ge­bil­de­ten Archi­tek­ten und Stadt­pla­ner Hel­mut Strobl wur­de auf Initia­ti­ve der Stadt Graz, des Lan­des Stei­er­mark und der Fami­lie Strobl in Zusam­men­ar­beit mit dem Kunst­haus Graz ein Wett­be­werb aus­ge­ru­fen. Fünf her­aus­ra­gen­de Künstler*innen unter­schied­li­cher Gene­ra­ti­on haben sich im Bereich der Plas­tik und der sozia­len Inter­ak­ti­on mit dem Wir­ken Hel­mut Stro­bls aus­ein­an­der­ge­setzt und einen Ent­wurf für eine öffent­lich sicht- und erfahr­ba­re künst­le­ri­sche Arbeit ent­wi­ckelt. Als einer der Haupt­in­itia­to­ren der Kul­tur­haupt­stadt 2003 und des Kunst­hau­ses Graz stand Hel­mut Strobl zeit sei­nes Lebens für die Ver­bin­dung von Kul­tur, bil­den­der Kunst, Musik, Poli­tik und Men­schen­rech­te und sah das Zusam­men­kom­men und den Aus­tausch in der Kul­tur als wesent­li­ches Merk­mal einer lebens­wer­ten Gemein­schaft.

Mit dem mehr­tei­li­gen Denk­mal „Strobl” ist Iris Andra­schek von der sechs­köp­fi­gen Jury ein­stim­mig als Gewin­ne­rin des gela­de­nen Wett­be­werbs „Ein Denk­mal für Hel­mut Strobl am Kunst­haus Graz” her­vor­ge­gan­gen. Das Pro­jekt besteht aus einer Licht- und Sound­ar­beit im Foy­er des Kunst­hau­ses Graz und einer jähr­li­chen Pla­kat­ak­ti­on anläss­lich zum Men­schen­rechts­tag. Start ist der 10. Dezem­ber 2021.

Zur Ein­rei­chung ein­ge­la­den waren Iris Andra­schek, Alfre­do Bar­su­glia, Ani­ta Leisz, Alo­is Neu­hold und Wer­ner Rei­te­rer. Als Auf­wands­ho­no­rar erhiel­ten alle Ein­rei­chen­den eine Sum­me von 2.500 Euro. Ins­ge­samt beläuft sich das Pro­jekt­vo­lu­men zur Umset­zung des Sie­ger­pro­jek­tes auf 40.000 Euro.

Das Sie­ger­pro­jekt wur­de auf­grund sei­ner Viel­schich­tig­keit, Inter­ak­ti­vi­tät und Pro­zess­haf­tig­keit aus­ge­wählt. Die Arbeit wid­met sich wesent­lich dem Aspekt der Men­schen­rech­te und legt Wert auf Ver­net­zen, Ver­bin­den und Kom­mu­ni­zie­ren _ für den Kul­tur­po­li­ti­ker Hel­mut Strobl immer im Fokus sei­nes Wir­kens. Als „Denk­mal in Bewe­gung” besteht sie aus drei Tei­len:

- Fix mon­tier­ter Schrift­zug aus Leucht­buch­sta­ben im Foy­er: Strobl

Der Schrift­zug besteht aus einem Wort: Strobl. Doch wird damit nicht nur Hel­mut Strobl adres­siert, son­dern alle Men­schen, die Strobl hei­ßen. Damit gelingt es der Künst­le­rin, den Fokus zu wei­ten – ganz im Sin­ne Stro­bls, der sein Wir­ken in den Dienst ande­rer stell­te und sich selbst nicht zu wich­tig nahm. Andra­schek öff­net damit auch die Idee des Denk­mals: Es ist weni­ger Monu­ment als Denk­an­stoß. Die Leucht­schrift wird im Foy­er links neben dem Haupt­ein­gang am Lend­kai zwi­schen innen und außen posi­tio­niert und kann somit auch beim Vor­bei­ge­hen und in der Nacht wahr­ge­nom­men wer­den.

- Sound­ar­beit: Stim­men aus der Wand

Über eine klei­ne Öff­nung in der Wand unter­halb des Schrift­zu­ges dringt die so cha­rak­te­ris­ti­sche und ein­präg­sa­me Stim­me Hel­mut Stro­bls. Unter Mit­ein­be­zie­hung von Fami­lie und Freun­din­nen und Freun­den wird die Künst­le­rin Aus­zü­ge aus Reden, Inter­view- und Gesprächs­frag­men­ten aus­wäh­len.

- Pla­kat­se­rie von 2021 bis 2031

Die 30-teil­i­ge Pla­kat­se­rie ist zunächst auf einen Zeit­raum von zehn Jah­ren ange­legt und basiert inhalt­lich auf den 30 Arti­keln der Men­schen­rechts­er­klä­rung. Gestal­tet von der Künst­le­rin, wer­den in die­se Pla­ka­te Abbil­dun­gen per­sön­li­cher Gegen­stän­de, Foto­gra­fien und Wort­do­ku­men­te Hel­mut Stro­bls inte­griert. Jedes Pla­kat wird in der Auf­la­ge von 60 Stück her­ge­stellt. Davon wer­den 50 Stück im öffent­li­chen Raum Graz und zwei Exem­pla­re im Kunst­haus Graz affi­chiert. Je acht signier­te und num­me­rier­te Exem­pla­re wer­den in die Samm­lung der Neu­en Gale­rie Graz (Uni­ver­sal­mu­se­um Joan­ne­um) auf­ge­nom­men. Am 10. Dezem­ber, dem Tag der Men­schen­rech­te, wer­den die Pla­ka­te an aus­ge­such­ten Orten der Stadt sicht­bar.

Künst­le­rin Iris Andra­schek: Es freut mich beson­ders, dass die Jury mei­nem Ent­wurf, der weit über die Mate­ria­li­sie­rung eines sta­ti­schen „Denk­mals” hin­aus­geht, gefolgt ist. Es ist mir eine Freu­de, mich in enger Koope­ra­ti­on mit der Fami­lie über einen län­ge­ren Zeit­raum der Per­sön­lich­keit Hel­mut Stro­bls annä­hern zu kön­nen und ihm eine Wür­di­gung zukom­men zu las­sen, die der Leben­dig­keit sei­ner Per­son, sei­nem Enga­ge­ment für die Kunst und den Huma­nis­mus ent­spricht. Dar­über hin­aus rich­tet sich die Ehrung für Hel­mut Strobl, den Men­schen­rechts­ak­ti­vis­ten, ganz in sei­nem Sin­ne an alle Men­schen, mit der Auf­for­de­rung, die Men­schen­rech­te nicht als gege­ben zu betrach­ten, sie hoch zu hal­ten und gegen ihre Ein­schrän­kun­gen und Ver­let­zun­gen auf­zu­ste­hen.”

Kul­tur­lan­des­rat Chris­to­pher Drex­ler: “Mit dem Tod von Hel­mut Strobl muss­ten wir uns im Herbst 2019 viel zu früh von einem der her­aus­ra­gends­ten Gra­zer Stadt­po­li­ti­ker und einem der prä­gends­ten stei­ri­schen Kul­tur­po­li­ti­ker ver­ab­schie­den. Heu­te über­wiegt die Freu­de, dass an sein ein­zig­ar­ti­ges Wesen und sein umfas­sen­des Wir­ken in Form einer wohl­über­leg­ten Kunst­in­stal­la­ti­on am von ihm mit­in­iti­ier­ten Kunst­haus Graz erin­nert wird. Eine künst­le­ri­sche Arbeit, die in ihrer Tief­grün­dig­keit und Viel­schich­tig­keit dem geschätz­ten Hel­mut Strobl und sei­nem Enga­ge­ment ins­be­son­de­re für Kul­tur und Men­schen­rech­te ein ehren­des Andenken bewahrt. Es wird uns an einen Men­schen erin­nern, der getrost als wah­res Sinn­bild eines Kul­tur­po­li­ti­kers bezeich­net wer­den kann, und bestän­dig mah­nen, den eige­nen Wer­te­kom­pass und das gesell­schaft­li­che Wir­ken zu hin­ter­fra­gen.”

Bür­ger­meis­ter Sieg­fried Nagl freut sich, dass sei­ne Anre­gung, beim Gra­zer Kunst­haus an Hel­mut Strobl zu erin­nern, mit die­sem Denk­mal rea­li­siert wor­den ist. „Vor allem auch”, so Nagl, „weil die­ses Werk nicht nur dem Gedächt­nis eines gro­ßen Gra­zers gilt, son­dern weil es auch als ein­la­den­der Impe­ra­tiv zu lesen ist: Denk mal!” „Müss­te man Hel­mut Stro­bls poli­ti­sches Wir­ken in einer geo­me­tri­schen Figur dar­stel­len, so wäre dies ein gleich­sei­ti­ges Drei­eck: Kul­tur, Stadt­pla­nung und Men­schen­rech­te, wobei jede die­ser Sei­te auch in den jeweils bei­den ande­ren sicht­bar wäre.”

Auch Kul­tur­stadt­rat Gün­ter Rieg­ler, wel­cher das Kunst­haus in sei­ner Res­sort­ver­ant­wor­tung hat, ist vom Sie­ger­pro­jekt über­zeugt: „Das Wir­ken Hel­mut Stro­bls ist untrenn­bar mit dem Kunst­haus Graz und dem Kul­tur­haupt­stadt­jahr 2003 ver­bun­den. Sein Enga­ge­ment für die Men­schen­rech­te und die Frei­heit der Kunst hat Vor­bild­wir­kung für die poli­ti­sche Arbeit in Zei­ten einer vola­ti­len Ent­wick­lung in Öster­reich und Euro­pa. Das Sie­ger­pro­jekt bringt Anlie­gen und Hal­tung von Hel­mut Strobl bes­tens zum Aus­druck.”

Die Jury bestand aus Karin und Miša Strobl, der Gat­tin und einem der Söh­ne des ver­stor­be­nen Hel­mut Strobl; Bar­ba­ra Stei­ner und Kat­rin Bucher Tran­tow, Direk­to­rin und Chef­ku­ra­to­rin des Kunst­hau­ses Graz; Hem­ma Schmutz, Direk­to­rin des Kunst­mu­se­ums Lent­os in Linz; und Katha­ri­na Hof­mann-Sewera, Kura­to­rin bei wir zei­gen, Wien, und Lei­tung Fund­rai­sing SOS Mit­mensch.

Karin Strobl: „Mein inni­ger Dank gilt den Initia­to­ren Sieg­fried Nagl, Chris­to­pher Drex­ler und Gün­ter Rieg­ler sowie Bar­ba­ra Stei­ner und Kat­rin Bucher Tran­tow vom Kunst­haus Graz, der Jury und last, but not least den ein­rei­chen­den Künstler*innen. Dem Sie­ger­pro­jekt von Iris Andra­schek habe ich mit Freu­de mei­ne Stim­me gege­ben, es trifft auf groß­ar­ti­ge Art und Wei­se die Inten­tio­nen mei­nes Man­nes: Frei­heit der Kunst, Dia­log und Tole­ranz und vor allem die all­ge­mei­nen Men­schen­rech­te, die er salopp einen der bes­ten Export­ar­ti­kel der west­li­chen Welt nann­te.”

Miša Strobl: „Mit gro­ßer Freu­de und Stolz über­neh­me ich die Auf­ga­be des Ansprech­part­ners für die Fami­lie, um gemein­sam mit Iris Andra­schek und dem Kunst­haus Graz für das Fort­be­stehen des Pro­jek­tes Sor­ge zu tra­gen.”

Die Umset­zung ist für 2021 geplant. Zunächst bis 2031 ange­legt, sol­len jetzt schon Vor­aus­set­zun­gen geschaf­fen wer­den, um das Pro­jekt dau­er­haft zu ver­an­kern. Das Kunst­haus Graz wird mit Miša Strobl als Ansprech­part­ner der Fami­lie sowie der Künst­le­rin in gemein­sa­mer Ver­ant­wor­tung für das Fort­be­stehen und die Wei­ter­ent­wick­lung der Arbeit Sor­ge tra­gen. Auf die­se Wei­se bleibt die Arbeit aktu­ell und kann auf zukünf­ti­ge Ereig­nis­se Bezug neh­men. Die ers­te Prä­sen­ta­ti­on der drei­tei­li­gen Arbeit ist für den Men­schen­rechts­tag am 10.12.2021 geplant.

Initia­to­ren: Bür­ger­meis­ter Sieg­fried Nagl, Kul­tur­stadt­rat Gün­ter Rieg­ler, Kul­tur­lan­des­rat Chris­to­pher Drex­ler, Fami­lie Strobl

Ver­ant­wort­lich für die Umset­zung: Kunst­haus Graz

Bar­ba­ra Stei­ner, Lei­te­rin und Kat­rin Bucher Tran­tow, Chef­ku­ra­to­rin des Kunst­hau­ses Graz: „Das von Iris Andra­schek vor­ge­schla­ge­ne Denk­mal für Hel­mut Strobl ist für uns Auf­trag, Ver­ant­wor­tung und Ver­pflich­tung. Es wird nicht das Schick­sal vie­ler Monu­men­te erlei­den, deren einst Geehr­te in Ver­ges­sen­heit gera­ten, son­dern Strobl bleibt aktu­ell – im Geis­te des Geehr­ten, dem gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment wich­ti­ger war als Selbst­dar­stel­lung.”

Iris Andra­schek (* 1963 in Horn, NÖ, lebt und arbei­tet in Wien)

Iris Andra­schek hat für das Kunst­haus Graz zur Aus­stel­lung Glau­be Lie­be Hoff­nung 2018 in Koope­ra­ti­on mit der Aka­de­mie Graz und der Cari­tas eine Serie von Arbei­ten im Muse­ums­raum, aber auch im öffent­li­chen Raum zum The­ma Schutz und Gebor­gen­heit umge­setzt. Seit vie­len Jah­ren ist ihre Arbeit in der Stei­er­mark prä­sent. Aus­ge­stellt hat die Künst­le­rin unter ande­rem in der Gra­zer Gale­rie Lendl, in der Neu­en Gale­rie Graz, im Forum Stadt­park und beim stei­ri­schen herbst. Andra­schek beschäf­tigt sich in ihrer künst­le­ri­schen Pra­xis seit bald drei Jahr­zehn­ten wie­der­holt mit der Aner­ken­nung und Wür­di­gung von mensch­li­cher Exis­tenz und Arbeit. Sie ist natio­nal und inter­na­tio­nal in Grup­pen­aus­stel­lun­gen prä­sent. 2019 hat­te sie Ein­zel­aus­stel­lun­gen im Muse­um Moder­ner Kunst Kärn­ten und in der Gale­rie Raum mit Licht in Wien. Mit ver­schie­de­nen Grup­pen und über das The­ma des Aus­ge­grenzt-Seins arbei­te­te sie u. a. in Wien, in Linz oder auch bei Arbeits­auf­ent­hal­ten in Dur­ham, Onta­rio (2002), New York (2010), im Djer­as­si Resi­dent Artists Pro­gram in Woodsi­de, CA (2012) und in Istan­bul (2015).

Ritua­le unter­schied­li­cher Com­mu­ni­tys, alter­na­ti­ve Lebens­ent­wür­fe, der länd­li­che Raum und sei­ne Gesell­schaft sowie Ord­nungs­sys­te­me sind wie­der­keh­ren­de The­men in den künst­le­ri­schen Arbei­ten Andra­scheks. Die Über­gän­ge von Pri­vat­heit und Öffent­lich­keit, All­tag und Insze­nie­rung ver­han­delt sie eben­so wie die Gren­zen zwi­schen Rea­li­tät und Fik­ti­on in medi­al kon­stru­ier­ten Räu­men und Bil­dern. Für die Prä­sen­ta­ti­on ihrer Zeich­nun­gen und Foto­gra­fien in kon­text- und orts­spe­zi­fi­schen Instal­la­tio­nen, Aus­stel­lun­gen oder im öffent­li­chen Raum ent­wi­ckelt Andra­schek spe­zi­el­le Dis­plays und Möbel.

 

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Gela­de­ner Wett­be­werb Ein Denk­mal für Hel­mut Strobl am Kunst­haus Graz

Initi­iert von: Bür­ger­meis­ter Sieg­fried Nagl, Kul­tur­stadt­rat Gün­ter Rieg­ler, Kul­tur­lan­des­rat Chris­to­pher Drex­ler, Fami­lie Strobl

Ver­ant­wort­lich für die Umset­zung: Kunst­haus Graz

Sie­ger­pro­jekt: Strobl von Iris Andra­schek
Bekannt­ga­be: 19.03.2021
Eröff­nung: 10.12.2021

Info Kunst­haus Graz: +43–316/8017–9200

www.kunsthausgraz.at

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