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DISKRIMINIERUNG IN DER STEIERMARK KONSTANT


Text: Lukas Wogrol­ly, Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le Stei­er­mark; Fotos: Living Cul­tu­re
Die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le Stei­er­mark lud am 16. Okto­ber 2019 zur Prä­sen­ta­ti­on des Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­be­rich­tes Stei­er­mark 2018.

Lei­te­rin Danie­la Gra­bo­vac erklär­te eini­ge Zah­len und Fak­ten. So zum Bei­spiel die ver­schie­de­nen im Bericht berück­sich­tig­ten Dis­kri­mi­nie­rungs- bzw. Benach­tei­li­gungs­grün­de. Doris Kam­pus, stei­ri­sche Lan­des­rä­tin für Sozia­les und Inte­gra­ti­on, hob drei beson­ders häu­fig benach­tei­lig­te Grup­pen her­vor, näm­lich Frau­en, älte­re Men­schen sowie Men­schen mit Behin­de­rung. Kurt Hohen­s­in­ner – Gra­zer Stadt­rat für Bil­dung, Sozia­les, Inte­gra­ti­on und Sport — wies auf die völ­ker­ver­bin­den­de und inte­gra­ti­ons­för­dern­de Wir­kung des Sports hin. Ziel sei es nicht, dass Com­mu­ni­tys ihre eige­nen Mann­schaf­ten stel­len wür­den, son­dern dass Com­mu­ni­tys dazu die­nen, „bei den Gro­ßen“ mit­spie­len zu kön­nen in gemisch­ten Teams. Und erklär­te zudem, dass die Stadt Graz im Bereich Anti­dis­kri­mi­nie­rung auch viel Prä­ven­tiv­ar­beit leis­te, ins­be­son­de­re in Schu­len. Am Ende wur­de auch dar­auf hin­ge­wie­sen, dass bestimm­te ange­zeig­te Fäl­le wie “Ich wün­sche dir eine Ver­ge­wal­ti­gung” bei der momen­ta­nen Rechts­la­ge kei­nen Straf­be­stand dar­stel­len wür­den, was eine Geset­zes­lü­cke sei. Bei der Prä­sen­ta­ti­on wur­de auch klar, dass es kei­ne all­ge­mei­ne Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­sta­tis­tik für die Stei­er­mark gäbe, da Hass­pos­tings im Inter­net und alles außer­halb des Inter­nets jeweils sepa­rat aus­ge­wer­tet wür­den. Lesen Sie hier nun in wei­te­rer Fol­ge noch den offi­zi­el­len Pres­se­text.

 

Bericht der Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le Stei­er­mark

Von Homo­se­xu­el­len bis zu älte­ren Men­schen: Dis­kri­mi­nier­te Grup­pen gera­ten zuneh­mend unter Druck

Die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le Stei­er­mark ver­öf­fent­licht die jüngs­ten Zah­len rund um Dis­kri­mi­nie­rung in der Stei­er­mark. Im Fokus ste­hen die Bewe­gun­gen von dis­kri­mi­nier­ten Grup­pen. Lei­te­rin Gra­bo­vac: „Wir brau­chen ein ver­stärk­tes Mit­ein­an­der.“

 

Es ist eine zwei­ge­teil­te Sta­tis­tik, die die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le Stei­er­mark bei der Vor­stel­lung ihres aktu­el­len Jah­res­be­richts prä­sen­tier­te: Auf der einen Sei­te ste­hen 704 Anfra­gen, die im Jahr 2018 direkt an die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le Stei­er­mark gerich­tet wur­den. Ande­rer­seits gin­gen inner­halb eines Jah­res auch 1957 Mel­dun­gen über Ban­Ha­te ein, also über jene mobi­le App, mit der Hass­pos­tings platt­form­un­ab­hän­gig auf sozia­len Netz­wer­ken und ande­ren Medi­en gemel­det wer­den kön­nen. „Wir müs­sen die­se Zah­len getrennt von­ein­an­der bewer­ten. Die von uns im Jahr 2017 initi­ier­te Ban­Ha­te-App behan­delt Mel­dun­gen aus ganz Öster­reich und auch aus Deutsch­land. Wir wer­ten die­se Hass­pos­tings aus und lei­ten die­se dann an die zustän­di­gen Behör­den wei­ter“, erklärt Danie­la Gra­bo­vac, Lei­te­rin der Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le Stei­er­mark.

Es sind also die 704 regio­na­len und direkt an die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le gerich­te­ten Anfra­gen, die eine Ein­schät­zung zur Dis­kri­mi­nie­rung in der Stei­er­mark mög­lich machen. Ins­ge­samt inter­ve­nier­te die Stel­le in 528 Fäl­len. Die häu­figs­ten Dis­kri­mi­nie­rungs­grün­de sind die eth­ni­sche Her­kunft (35,04 Pro­zent), die Reli­gi­on (12,31 Pro­zent) sowie das Alter (10,04 Pro­zent) – gemein­sam machen sie mehr als die Hälf­te aller in der Stei­er­mark gemel­de­ten Dis­kri­mi­nie­run­gen aus. „Aus­ge­nom­men in die­ser Sta­tis­tik ist der Lebens­be­reich Inter­net, also Hass­pos­tings. Die­se wur­den direkt über die Ban­Ha­te-App gemel­det und sepe­rat [sic] aus­ge­wer­tet“, so Gra­bo­vac.

Gleich­blei­bend sind laut Sta­tis­tik die Dis­kri­mi­nie­run­gen auf­grund der eth­ni­schen Her­kunft, der Reli­gi­on sowie der Haut­far­be: Mehr als die Hälf­te (52,07 Pro­zent) aller Fäl­le waren im Jahr 2018 auf die­se drei Dis­kri­mi­nie­rungs­grün­de zurück­zu­füh­ren. 2017 waren es im Ver­gleich ins­ge­samt 53,6 Pro­zent. Gra­bo­vac: „Vie­le in den Com­mu­ni­ties haben die Hoff­nung auf eine Ver­bes­se­rung ihrer Lage inzwi­schen lei­der bereits auf­ge­ge­ben. Hier ist es umso wich­ti­ger, dass wir als Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le ein Sprach­rohr für jene Men­schen blei­ben, die selbst nicht laut genug sein kön­nen oder wol­len.“

Einen beson­de­ren Fokus leg­te Gra­bo­vac bei der Prä­sen­ta­ti­on des Berichts am Mitt­woch im Park­ho­tel Graz auf die Bewe­gun­gen dis­kri­mi­nier­ter Grup­pen, die zuneh­mend unter Druck gera­ten: „Wenn es um den Kampf der eige­nen Rech­te geht, so füh­ren dis­kri­mi­nier­te Grup­pen die­sen Kampf meist sehr indi­vi­du­ell. Der einen Grup­pe gelingt die Durch­set­zung ihrer Anlie­gen bes­ser, der ande­ren Grup­pe weni­ger gut. Dabei geht es aber fast immer um die­sel­ben Zie­le. Zudem besteht auch die Gefahr, dass die Grup­pen unter­ein­an­der [sic] aus­ge­spielt wer­den. Auf die­se Wei­se ent­ste­hen gewis­se Hier­ar­chien, wel­che die Grup­pen auch von innen schwä­chen. Die Lösung kann daher nur sein, dass man zusam­men­ar­bei­tet. Zu oft ver­ges­sen wir, dass das, was wir allein nicht schaf­fen, gemein­sam gelin­gen kann. Das ist auch ein Auf­trag für die kom­men­den Jah­re.“

Im Jah­res­be­richt selbst wird fol­gen­den dis­kri­mi­nier­ten Grup­pen ein eige­nes Kapi­tel gewid­met: der Frau­en­be­we­gung, der Homo­se­xu­el­len­be­we­gung, der Anti-Ras­sis­mus­be­we­gung sowie der Behin­der­ten­be­we­gung und der Bewe­gung für die Rech­te von älte­ren Men­schen.

Ins­ge­samt sind die aktu­el­len Zah­len zur Dis­kri­mi­nie­rung in der Stei­er­mark im Ver­gleich zum Vor­jahr kon­stant. „Trotz­dem fällt uns in der täg­li­chen Arbeit ver­stärkt auf, dass die mora­li­schen Bar­rie­ren wei­ter fal­len“, sagt Gra­bo­vac. Dis­kri­mi­nie­rung sei ein Phä­no­men mit vie­len Facet­ten. Wo immer Men­schen auf­ein­an­der tref­fen, ent­ste­he Raum für Kon­flik­te und Dis­kri­mi­nie­rung. Gra­bo­vac: „Pola­ri­sie­run­gen, die die Gesell­schaft spal­ten, dür­fen wir nicht zulas­sen. Die Moni­to­ring-Funk­ti­on, die wir hier als Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le im Auf­trag des Lan­des Stei­er­mark und der Stadt Graz aus­üben, ist eine wich­ti­ge. Sie hilft zu klä­ren, wo wir als Gesell­schaft genau­er hin­se­hen müs­sen und wo nach­ge­bes­sert wer­den muss, um Unge­rech­tig­kei­ten zu ver­mei­den.“ Das Um und Auf ist laut Gra­bo­vac die Sen­si­bi­li­sie­rung: „Erst wer erkennt, wie ver­let­zend Dikri­mi­nie­run­gen [sic] für Men­schen sein kön­ne, ver­steht, dass wir dage­gen ankämp­fen müs­sen.“

Down­load Jah­res­be­richt 2018:

www.antidiskriminierungsstelle.steiermark.at/cms/ziel/72108064/DE/

 

Lan­des­rä­tin Doris Kam­pus (Sozia­les und Inte­gra­ti­on): „Hemm­schwel­len sin­ken wei­ter“

Gewalt hat heut­zu­ta­ge leich­tes Spiel. Social-Media-Platt­for­men ver­net­zen gleich­ge­sinn­te Men­schen mit­ein­an­der – lei­der auch jene, die Hass ver­brei­ten. Betrof­fen sind dabei zumeist Frau­en: Sie wer­den beson­ders häu­fig zur Ziel­schei­be digi­ta­ler Gewalt in Form von frau­en­ver­ach­ten­den bis hin zu sexis­ti­schen Kom­men­ta­ren. Den Tätern hin­ge­gen ver­mit­telt die durch Algo­rith­men ent­ste­hen­de Fil­ter­bla­se dabei sogar noch den Ein­druck, der Groß­teil ihrer Mit­men­schen wür­de ohne­hin die­sel­ben nega­ti­ven Gedan­ken tei­len. Hemm­schwel­len sin­ken wei­ter, die Gewalt ver­brei­tet sich und über­trägt sich womög­lich in die Rea­li­tät. Men­schen, die aus pre­kä­ren sozia­len Ver­hält­nis­sen stam­men und nach Zuge­hö­rig­keit und Per­spek­ti­ven suchen, sind lei­der beson­ders emp­fäng­lich für sol­ches, oft­mals sogar radi­ka­les Gedan­ken­gut. Umso wich­ti­ger ist es, dass wir auch die Täter zurück in den Mit­tel­punkt unse­rer Gesell­schaft holen und ihre Sor­gen ernst­neh­men.

Die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le Stei­er­mark leis­tet in die­sem Zusam­men­hang einen ganz beson­ders wich­ti­gen Bei­trag. Sie steht nicht nur den Opfern bei und macht Gewalt sicht­bar, son­dern ver­hin­dert durch auf­klä­ren­de Täter­ar­beit auch, dass sich Hass mul­ti­pli­ziert. In wel­chem Aus­maß dies auch 2018 wie­der gesche­hen ist, zeigt der nun neu ver­öf­fent­lich­te Jah­res­be­richt. Mein Dank gilt dem Team der Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le, allen vor­an aber der Lei­te­rin Danie­la Gra­bo­vac: Dan­ke für die­sen wich­ti­gen Bei­trag an der Gesell­schaft!

 

Stadt­rat Kurt Hohen­s­in­ner (Bil­dung, Sozia­les und Inte­gra­ti­on [und Sport, Anm. d. Red.]): „Bemü­hen um ein funk­tio­nie­ren­des Mit­ein­an­der“

Die Arten der Dis­kri­mi­nie­rungs­fäl­le sind nicht nur viel­fäl­tig, son­dern wan­deln sich auch lau­fend. Neben bekann­ten Sze­na­ri­en wie Ras­sis­mus im All­tag oder Dis­kri­mi­nie­run­gen auf­grund des Geschlechts gewin­nen neue Her­aus­for­de­run­gen, vor allem im Zusam­men­hang mit den Sozia­len Medi­en, immer mehr an Bedeu­tung. Mit der Ban­Ha­te-App hat die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le in die­sem Bereich ein umfang­rei­ches Ser­vice eta­bliert, das weit über die stei­ri­schen Gren­zen hin­aus bis hin nach Deutsch­land genutzt wird. Die ursprüng­lich ange­nom­me­nen Nut­zungs­zah­len wur­den dabei weit über­trof­fen.

Auch off­line sehen wir lei­der immer wie­der nega­ti­ve Ent­wick­lun­gen, die es zu bewäl­ti­gen gilt. Wie schon in den Jah­ren davor betref­fen rund zwei Drit­tel der gemel­de­ten Fäl­le den Bal­lungs­raum Graz. Des­halb set­zen wir als Stadt auch zahl­rei­che Pro­jek­te in die­sem Bereich um. Bil­dung ist dabei einer der wesent­li­chen Schlüs­sel. Pro­jek­te wie „Tria­log“, „Per­spek­ti­ven­wech­sel“ oder auch „Heroes“ set­zen bei der Jugend an, um schon in die­sem wich­ti­gen Alter aktiv gegen Dis­kri­mi­nie­run­gen ver­schie­dens­ter Art anzu­kämp­fen. Gera­de in Zei­ten zahl­rei­cher neu­er Her­aus­for­de­run­gen müs­sen wir uns ver­stärkt und jeden Tag aufs Neue gemein­sam um ein funk­tio­nie­ren­des Mit­ein­an­der bemü­hen.

Ein ver­läss­li­cher Part­ner ist dabei die Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le Stei­er­mark. Ich möch­te mich an die­ser Stel­le herz­lich für das Enga­ge­ment bedan­ken, für den umfang­rei­chen und auf­schluss­rei­chen Jah­res­be­richt 2018 sowie für den uner­müd­li­chen und kon­ti­nu­ier­li­chen Ein­satz, wenn es dar­um geht, die Stei­er­mark und Graz noch dis­kri­mi­nie­rungs­frei­er und mensch­li­cher zu gestal­ten.

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Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­stel­le Stei­er­mark
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8045 Graz | Tel.: 0316/714 137
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