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Die Wie­der­eröff­nung des K.u.K. Hof­zu­cker­bä­ckers DEMEL in Wien — Eine Geschich­te in 3 Akten


Text und Fotos: Lukas Wogrol­ly / Living Cul­tu­re
Am 19. Mai 2021 durf­te die Gas­tro­no­mie in Öster­reich nach über sechs Mona­ten Lock­down wie­der auf­sper­ren. LC Chef­re­dak­teur Lukas Wogrol­ly besuch­te daher sein Lieb­lings­lo­kal. Und mach­te sich dazu aus­führ­lich Gedan­ken: vor, wäh­rend und nach sei­nem Besuch.

DIE WIEDERERÖFFNUNG DES DEMEL — TEIL 1 — 19. Mai 2021 — Eine Recher­che über Wien aus Graz 

Im Win­ter­gar­ten des Café Landt­mann isst der ÖVP Abge­ord­ne­te Mar­tin Engel­berg sein But­ter­brot. Im Innen­be­reich trifft sich sei­ne Par­tei­kol­le­gin Tou­ris­mus­mi­nis­te­rin Eli­sa­beth Kös­tin­ger. Im Café Frau­en­hu­ber lädt der Wie­ner Bür­ger­meis­ter Micha­el Lud­wig zu einem Pres­se­ter­min. Im Café Hum­mel, Café Rit­ter, im Café Muse­um, im Café Prückel, im Café Minis­te­ri­um. Nahe­zu über­all wird gepos­tet, wir haben wie­der offen. Fröh­li­che Gesich­ter über­all an die­sem 19. Mai 2021, dem ers­ten Tag der Öff­nung der Gas­tro­no­mie seit über einem hal­ben Jahr. Das Hotel Sacher pos­tet in den Sozia­len Medi­en ein leben­di­ges Wie­der­eröff­nungs­vi­deo.

Nur vom Demel hört man nichts, weder in den Sozia­len Medi­en noch in sons­ti­gen Medi­en, noch all­ge­mein im Inter­net, an die­sem ers­ten Öff­nungs­tag seit der schreck­li­chen Ter­ror­nacht vom 2. Novem­ber des Vor­jah­res. Ledig­lich die Home­page wird aktua­li­siert, dass das Café nicht mehr geschlos­sen sei und von 10 Uhr bis 19 Uhr geöff­net.

All das war mir dank E‑Mail-Ver­kehr mit den Demel-Eigen­tü­mern Do&Co schon vor­ab bekannt, auch wenn ich an die­sem Tag nicht in Wien bin. War­um pos­tet der Demel nichts? Dafür gibt es eini­ge Erklä­run­gen:

1. In der Lock­down-Zeit hat sich beim Demel ein neu­er Ren­ner eta­bliert: Das Schau­fens­ter­thea­ter am Kohl­markt 14 mit den Kai­ser­schmarrn­kö­chen. Drau­ßen zuschau­en, dann rein­kom­men, genie­ßen und mit­neh­men. Wahl­wei­se mit und ohne Rosi­nen, ein­fach “to go” eben. Hält jeder Lock­down-Rege­lung Stand und sorg­te für Abwechs­lung für die inso­lier­te und in sich gekehr­te, phy­si­cal-distancing-gewohn­te groß­teils ein­hei­mi­sche Bevöl­ke­rung. War über­all in allen Medi­en, sozia­le Medi­en und nicht sozia­le Medi­en, Fern­seh­teams et cete­ra.  Zumal auch nach wie vor das Tou­ris­mus­ni­veau bei wei­tem nicht dem Vor-Pan­de­mie-Niveau ent­spricht also ein Muss, so sag­te es auch indi­rekt der Chef Atti­la Doğu­dan selbst vor ein paar Mona­ten, das wei­ter­ge­führt wer­den muss. Never chan­ge a win­ning team.

2. Aus 1. Ergibt sich, dass das Auf­sper­ren des Kaf­fee­haus­be­trie­bes nicht so ein­fach ist in Zei­ten wie die­sen. Besu­cher­strö­me gehö­ren getrennt, Abstand muss ein­ge­hal­ten wer­den. Wer den Kai­ser­schmarrn to go will, soll­te mög­lichst nicht in Kon­takt mit den klas­si­schen Kaf­fee­haus­be­su­chern kom­men. Der Kaf­fee­haus­be­reich im Erd­ge­schoß, indoor wie out­door, ist somit durch die Schau­fens­ter­kü­che und das Take-away blo­ckiert. Bleibt als Lösung der 1. Stock mit sei­nen weit­läu­fi­gen Sälen und den gro­ßen Fens­tern, opti­mal zum Lüf­ten, zumal es in Zei­ten wie die­sen nicht all­zu kalt mehr wer­den soll­te. Er ist auch über einen sepa­ra­ten Ein­gang mit sepa­ra­ter Stie­ge zu betre­ten und kann somit opti­mal ange­se­hen für Zei­ten wie die­se. Die Sym­bio­se von Take-away und to stay, vom klas­si­schen Kaf­fee­haus­be­trieb und dem Kai­ser­schmarrn to go, ist also mög­lich beim Demel.

3. Der Demel hat, zumin­dest in Vor-Coro­na-Zei­ten, ein pri­mär aus Tou­ris­ten bestehen­des Kli­en­tel die ja noch län­ger nicht so zahl­reich sein wer­den wie vor der Pan­de­mie. Genau des­halb fährt Atti­la Doğu­dan mit der Stra­te­gie, den Take-away-Bereich trotz Öff­nung bei­zu­be­hal­ten, in jedem Fall sehr gut.

4. Aus allen bis­her auf­ge­zähl­ten Umstän­den ergibt sich, dass die Bewer­bung der Wie­der­auf­nah­me des klas­si­schen Kaf­fee­haus­be­trie­bes in allen mög­li­chen Sozia­len und klas­si­schen Medi­en nicht unbe­dingt ziel­füh­rend ist. Das Take-away bleibt und es wird nur ein Teil des Gast­be­rei­ches auf­ge­sperrt. Am ent­schei­dends­ten ist jedoch: Dem Insta­gram-Kanal von Demel fol­gen Men­schen aus der gan­zen Welt. Vie­le von ihnen kön­nen im Moment gar nicht nach Wien kom­men. Und gera­de Tou­ris­ten, selbst wenn sie in Wien sind, wis­sen oft nicht 1:1 genau Bescheid über die stren­gen Öff­nungs­auf­la­gen, die seit 19. Mai 2021 in Öster­reich gel­ten: Wer ein Kaf­fee­haus wie den Demel besu­chen will, muss ent­we­der Geimpft oder Getes­tet oder Gene­sen sein. Was das im Detail bedeu­tet, ist im Inter­net nach­zu­le­sen, das wür­de jetzt hier den Rah­men die­ses Tex­tes spren­gen. Es ist ja schon schwie­rig bezie­hungs­wei­se kom­pli­ziert genug für die ein­hei­mi­sche Bevöl­ke­rung, das genau zu erfas­sen. Und wenn man nun auf Insta­gram groß pos­ten wür­de, wir sei­en wie­der geöff­net, wür­den all jene Tou­ris­ten die dann zum Demel kom­men wür­den, sich einen unkom­pli­zier­ten Ein­lass erwar­ten, so wie sie ihn immer gewohnt sind. Und nicht die­se kom­pli­zier­ten, aber zu 100% nach­voll­zieh­ba­ren Auf­la­gen, wer über­haupt nur hin­ein darf. Der Schuss wür­de somit nach hin­ten los­ge­hen unter Umstän­den, weil die Ent­täu­schung über die stren­ge Rege­lung, für die ja beim Demel nie­mand was kann, ihm womög­lich noch mehr scha­den wür­de als ohne­hin schon die Pan­de­mie ihm gescha­det hat.

Ich hin­ge­gen bin froh, dass ich über­haupt hin­ein darf. Doch war­um bin ich noch nicht hier, beim Demel? Als größ­ter Fan von allen sozu­sa­gen,

1. Ich bin selbst noch nicht in der Kate­go­rie Geimpft, denn zum Zeit­punkt der Wie­der­öff­nung am 19. Mai war mei­ne ers­te Imp­fung noch kei­ne 3 Wochen her. Das heißt, ich müss­te an die­sen Anfangs­ta­gen noch einen nega­ti­ven Test vor­wei­sen, um rein­zu­kom­men.

2. Da das aller­dings nur mehr für weni­ge Tage gilt, denn ab 24. Mai, dem 22. Tag seit mei­ner Erst­imp­fung, wür­de ich bereits als Geimpft gel­ten, spa­re ich mir den Besuch ganz zu Beginn. Auch um einem mög­li­chen Ansturm, wie er für vie­le Loka­le vor­aus­ge­sagt wur­de, aus dem Weg zu gehen.

3. Ich wei­le zum Zeit­punkt des 19. Mai in mei­ner Hei­mat­stadt Graz, wer­de aber sicher für mei­ne Zweit­imp­fung am 6. Juni, also zwei­ein­halb Wochen nach der Wie­der­eröff­nung wie­der für die Imp­fung in der Bun­des­haupt­stadt sein. Und da sind wir auch schon beim Punkt: Nach über sechs Mona­ten Lock­down inklu­si­ve neu­er Muta­tio­nen ist mir das Risi­ko ganz zu Beginn noch ein biss­chen zu hoch, in ein Lokal zu gehen. Noch dazu in eines wo ich das Wie­der­se­hen zele­brie­ren will und den Auf­ent­halt genie­ßen. Und wir alle wis­sen: Impf­schutz geht nicht von heu­te auf mor­gen. Je län­ger mein ers­ter Stich her ist, umso bes­ser bin ich geschützt. Und habe ich erst den zwei­ten Stich genau­so hin­ter mir, ent­fal­tet sich bald der kom­plet­te Impf­schutz von fast 90%. Zwar auch nicht sofort, und man ist ohne­hin nicht zu 100% geschützt, aber das las­sen wir jetzt mal bei­sei­te. Als Kom­pro­miss­lö­sung und auch, um sich nicht zu Tode zu fürch­ten, habe ich mir geschwo­ren: Ich schaue, dass ich fit blei­be bis zur zwei­ten Imp­fung. Dann ist bereits eine gewis­se Grund­im­mu­ni­sie­rung gege­ben, fünf Wochen nach der Erst­imp­fung, und ich bin vor schwe­ren Ver­läu­fen gut geschützt. Und da bereits die ers­te Imp­fung eine Erlö­sung war, eine Freu­de, eine Erleich­te­rung dass sich end­lich die­se lei­di­ge Pan­de­mie über einem Jahr nach ihrem Aus­bruch dem Ende nei­gen könn­te mit dem wahr­ge­wor­de­nen Impf­traum den ich seit dem legen­dä­ren 15. März 2020 ersehn­te, wird es die zwei­te zur vor­läu­fi­gen nahe­zu Kom­plett­im­mu­ni­sie­rung erst recht sein. Und somit gebüh­rend zu fei­ern. Am bes­ten beim Demel, wo sonst. Mit mode­ra­tem Alko­hol­ge­nuss und auch nur, wenn kei­ne zu star­ken Neben­wir­kun­gen bezie­hungs­wei­se Impf­re­ak­tio­nen. Aber dann, wenn bei­de Sti­che geschafft sind, dann zum Demel und dann freue ich mich auf ein gro­ßes Wie­der­se­hen.

Doch wie wur­de die­ses Wie­der­se­hen?


Die Wie­der­eröff­nung des Demel — Teil 2 — Die Lokal­be­su­che — Wien, 07.06.2021 — 12.06.2021 

 

Am Mon­tag, 7. Juni ist es end­lich so weit. Die Bil­der sind mir noch im Kopf, von mei­ner zwei­ten Imp­fung am Vor­tag. Von der schier end­lo­sen Schlan­ge vor dem Aus­tria Cen­ter Vien­na, der War­te­zeit im Frei­en, mit Mas­ke und mit den ande­ren dicht an dicht. Es ist nicht extrem heiß, und kaum bin ich ein­mal bei den Con­tai­nern zum Vor­wei­sen mei­ner Unter­la­gen, geht alles ganz schnell. Man wird ganz gleich wie fünf Wochen zuvor durch das Gebäu­de geschleust, bis zum „Pieks, der die Welt bedeu­tet“. Geschafft! Kei­ne Impf­re­ak­ti­on. Somit steht andern­tags mei­nem Besuch beim Demel nichts mehr im Wege. Wird es wirk­lich so sein, wie ich es ver­mu­tet habe, ist nur der 1. Stock geöff­net? Oder doch auch der Frei­be­reich, wie Fotos im Inter­net ver­hei­ßen.

Der Frei­be­reich, kom­plett im Schat­ten dank der groß­flä­chi­gen Mar­ki­se, ist schon vor der eigent­li­chen Öff­nung um 10 Uhr zugäng­lich. Ich set­ze mich, des­in­fi­zie­re mei­ne Hän­de, mache mei­nen Impf­pass bereit und scan­ne mit dem Han­dy den QR-Code zur Gäs­te­re­gis­trie­rung. Auch wenn ich erst knapp eine Woche zuvor, am 1. Juni, mit den Lokal­be­su­chen nach dem Lock­down begon­nen habe, sind die­se Schrit­te Rou­ti­ne gewor­den. Nicht zu ver­ges­sen das Able­gen der FFP2-Mas­ke beim Betre­ten des eige­nen Tisch­plat­zes und das Auf­set­zen beim Ver­las­sen. Durch das Scan­nen des QR-Codes gelan­ge ich zur Online-Spei­se­kar­te. Sei es wie es sei, auf einem Sitz­platz sitzt auch eine Frau, die beim Hoch­ge­hen der Roll­lä­den ins Inne­re ver­schwin­det. Ich blei­be auf mei­nem Platz. Eine ver­traut wir­ken­de Kell­ne­rin ali­as Deme­line­rin mit FFP2-Mas­ke kommt an mei­nen Tisch. Ich kann sie nicht mit Gewiss­heit iden­ti­fi­zie­ren, wegen der Mas­ke und weil ich sie fast zwei Jah­re nicht gese­hen hat­te. Bestel­le mir Bein­schin­ken mit Brot. Lara, so der Name der Deme­line­rin, kennt mich und weist dar­auf hin, dass die Spei­se­kar­te nun eine ande­re sei. Es ist für mich selt­sam, im Frei­en zu sit­zen unter der schat­ti­gen Mar­ki­se und an die­sem Mon­tag­vor­mit­tag noch fast ganz allein. Nach dem Genuss von Bein­schin­ken und Brot betre­te ich das Gebäu­de erst­mals wie­der und möch­te mit etwas aus der Back­stu­be zum krö­nen­den süßen Teil des Früh­stücks kom­men. Ich ent­schei­de mich für ein Pain au Cho­co­lat. Hier beim Demel ist es ein schö­nes Stück grö­ßer als in Super­märk­ten, und man nimmt es sich natür­lich auch nicht selbst mit der Zan­ge, son­dern muss eben Frau Lara bit­ten, es zu ser­vie­ren. Wei­ter geht es mit Ein­spän­ner und Kamil­len­tee, ganz wie in der Vor-Coro­na-Zeit. Nur dass es da noch eine eige­ne Früh­stücks­kar­te beim bereits ab 8 Uhr mor­gens geöff­ne­ten Demel gab. Ich fra­ge, ob mich von den Ange­stell­ten im Innen­be­reich jemand kennt. Ja. Spä­ter kommt zur Deme­line­rin Lara auch noch die aus Deutsch­land stam­men­de Chris­ti­ne hin­zu. Sie erzählt mir von der Take-away-Zeit und dass der 1. Stock noch geschlos­sen sei wegen feh­len­den Per­so­nals. Die Innen­be­rei­che mit Kai­ser­zim­mer und dem Rau­cher­sa­lon, deren Namen ja bekannt­lich nicht mehr Pro­gramm sind, sind hin­ge­gen geöff­net. Auf­grund des ange­nehm war­men Wet­ters, nicht nur der Aero­so­le wegen, ver­zich­te ich auf einen Besuch des Innen­be­reichs aus­ge­nom­men zum Besuch der Back­stu­be und zum Bezah­len, das eben nur an einer eigens ein­ge­rich­te­ten Kas­se erfolgt. (Das ist ein biss­chen gewöh­nungs­be­dürf­tig.) Auch Reser­vie­run­gen sind ja der­zeit nicht mög­lich. Frau Lara, übri­gens ursprüng­lich aus Liby­en, nickt. Die­ser ers­te Besuch beim Demel war in der Woche vom 7. Juni nur einer von ins­ge­samt, man lese und stau­ne, acht. Sowohl am 7., 9. und 11. Juni sowie am 12. Juni nahm ich dort Früh­stück und Mit­tag­essen ein. Wobei das Früh­stück ob der Öff­nung um 10 Uhr eben mit­ten am Vor­mit­tag war. Zum Mit­tag­essen bezie­hungs­wei­se Nach­mit­tags­es­sen um zir­ka 14:30 Uhr gab es ein­mal Gulasch, ein ande­res Mal Würs­tel mit Ei und Saft, ein­mal Baguette, und ein­mal, zum Grand Final der Nach­hol-Schlem­mer­se­rie, Back­hendl. Alles ein biss­chen anders, aber immer noch top. Über dem Demel weht der Hauch des His­to­ri­schen – immer noch. Dazu der jetzt etwas anders schme­cken­de haus­ge­mach­te Eis­tee, die Trink­scho­ko­la­de oder auch der Klei­ne Brau­ne. Nicht zu ver­ges­sen die klas­si­sche Frit­t­a­ten­sup­pe. In der Pau­se zwi­schen den Mahl­zei­ten gehe ich auf Ent­de­ckungs­rei­se in der zwei­ten ech­ten Hit­ze­wo­che die­ses Jah­res. Zieht es mich noch am Mon­tag mit der Bade­ner Bahn zur Shop­ping City Süd, besu­che ich am Mitt­woch auf einem Rund­gang den Volks­gar­ten, den Burg­gar­ten, den Res­sel­park, den Bel­ve­de­regar­ten und die Innen­stadt mit Kärnt­ner Stra­ße und Gra­ben. Am Frei­tag gehe ich quer über den Hel­den­platz durch das Äuße­re Burg­tor und über den Maria-The­re­si­en-Platz zum Muse­ums­quar­tier, von dort die Maria­hil­fer­stra­ße, kurz MaHü, zum West­bahn­hof um dort Zug­ti­ckets zu kau­fen. Und dann die­sen Weg wie­der retour. Wobei ich mich hier auf den letz­ten Metern beei­len muss, um in kei­nen Regen­guss zu kom­men. Ich neh­me bei die­ser Gele­gen­heit auch erst­mals indoor, im Kai­ser­zim­mer, Platz. Am 11. Juni ist das mein ers­ter Lokal­be­such in einem geschlos­se­nen Raum seit dem 2. Novem­ber des Vor­jah­res und der ers­te in die­sem Raum seit dem Tag des 1. Lock­downs, dem 15. März 2020. Ein erhe­ben­der Augen­blick vol­ler Emo­tio­nen. Am Sams­tag, 12. Juni mache ich bei brü­ten­der Hit­ze einen Spa­zier­gang nord­wärts. Über die Her­ren­gas­se zum Schot­ten­tor, wo ein Spar in die his­to­ri­schen Räum­lich­kei­ten des Cre­dit­an­stalt-Gebäu­des ein­ge­zo­gen ist. Von dort die Wäh­rin­ger Stra­ße nach Nor­den mit Blick auf die Votiv­kir­che. Und dann vor­bei an der Berg­gas­se mit dem Sig­mund-Freud-Muse­um die Boltz­mann­gas­se hin zur Ame­ri­ka­ni­schen Bot­schaft. Die ich auch aus größ­ter Ent­fer­nung kei­nes­falls foto­gra­fie­ren darf, wie mir ein Wach­mann bei Annä­he­rung mit­teilt. Doch die US-Bot­schaft war ohne­hin nicht das Ziel mei­nes Rund­gangs. Es war viel­mehr die direkt neben­an gele­ge­ne berühm­te Strudl­hof­stie­ge. Ich zeich­ne das Berg­ab­stei­gen mit dem Han­dy auf. Am unte­ren Ende der Stie­ge in der Liech­ten­stein­stra­ße das Gar­ten­pa­lais Liech­ten­stein. Zurück geht es wie­der vor­bei an der durch Freud berühm­ten Berg­gas­se zum Ring und zum Haus der Euro­päi­schen Uni­on. Die ehe­ma­li­ge Län­der­bank. Und dann der Ver­fas­sungs­ge­richts­hof, zugleich auch Bank Aus­tria Kunst­fo­rum im sel­ben Gebäu­de. In den Schlag­zei­len immer wie­der seit dem ers­ten Lock­down. An die­sem beson­ders hei­ßen Tag, an dem ich das Back­hendl genie­ße, „flüch­te“ ich auf­grund des Son­nen­lichts noch­mal hin­ein. Doch war­um? Der hef­ti­ge Wind hat­te die sehr wind­emp­find­li­che Mar­ki­se dazu ver­an­lasst, sich ein­zu­zie­hen. Und da ich nicht in der pral­len Son­ne sit­zen woll­te, ging ich noch ein­mal ins Kai­ser­zim­mer. Wur­de bes­tens bedient, neben Lara und Chris­ti­ne in die­ser Woche am Sams­tag von einer wei­te­ren alten Bekann­ten, der tür­kisch­stäm­mi­gen Deut­schen Eçe. Und von Frau Rei­sin­ger und Frau Sabi­ne die eben­falls zur „alten Gar­de“ gehö­ren. Dazu jedoch auch ganz vie­le noch unbe­kann­te Gesich­ter von neu­en Deme­line­rin­nen, die ich alle­samt noch nicht ohne Mas­ke gese­hen habe. Alle äußerst nett und freund­lich. Es sei aber anzu­mer­ken, dass die Atmo­sphä­re lege­rer gewor­den ist und ich ein wenig die­ses ganz außer­ge­wöhn­li­che, leicht abge­ho­be­ne Demel-Flair ver­mis­se. Doch dazu mehr in Teil 3 mei­nes Berich­tes.


DIE WIEDERERÖFFNUNG DES DEMEL — Teil 3 — Das Resü­mee — Wien, 14.06.2021

 

Ich hof­fe, dass spä­tes­tens dann wenn der Tou­ris­mus  in die Städ­te zurück­kehrt, auch die inter­na­tio­na­len Gäs­te aus Fern­ost, den USA et cete­ra beim Demel wie­der Schlan­ge ste­hen wer­den.

Wie vor der Pan­de­mie, um die­ses Uni­kat an öster­rei­chi­scher K.u.K. Gast­lich­keit nicht nur zu besu­chen, son­dern in exklu­si­vem Ambi­en­te das tra­di­tio­nel­le Flair in sich auf­zu­neh­men.

Dass dann der Demel selbst jenen fas­zi­nie­ren­den Charme, den er bis zum Coro­na-Aus­bruch hat­te, zu 100% zurück­er­langt. Will hei­ßen, das legen­dä­re Gro­ße Demel­früh­stück im Pro­gramm hat genau­so wie­der wie das klas­si­sche Wie­ner Schnit­zel. Und die Öff­nung um 8 Uhr mor­gens, sodass ich die Ruhe vor dem Tou­ris­ten­sturm genie­ßen kann und es auch nach einem Früh­stück dort noch zum Zug nach Graz um 10 Uhr schaf­fe. Bezie­hungs­wei­se zur Gedenk­fei­er “Kranz­nie­der­le­gung für die Opfer der NS-Mili­tär­jus­tiz” auf dem Ball­haus­platz vor dem Bun­des­kanz­ler­amt am Natio­nal­fei­er­tag um 9 Uhr.

Und nicht zu ver­ges­sen, der Dress­code für das Per­so­nal soll­te dem eines, sagen wie ruhig, fei­er­li­chen Sur­roun­dings wie dem eines Opern­hau­ses ent­spre­chen. Damit man sich voll und ganz in die­se ein­ma­li­ge K.u.K. Welt hin­ein­ver­setzt  füh­len kann, wenn man  den Demel in alt­be­währ­ter Best­form erlebt.

Das, was im Moment dort gebo­ten wird, ist ein Ver­such der Annä­he­rung auf ein Publi­kum abseits der gewohn­ten Tou­ris­ten­strö­me. Das Bemü­hen, auch die Gele­gen­heits­kaf­fee­trin­ker von der Fuß­gän­ger­zo­ne genannt FuZo,  zu sich zu brin­gen. Auch all jene, die sol­che erha­be­nen geschichts­träch­ti­gen Insti­tu­tio­nen nicht unbe­dingt besu­chen wür­den, da etwas „over the top“ und „zu exklu­siv“.

Das ver­ste­he ich voll und ganz und bin auf der Sei­te des Unter­neh­mens, das die­se Stra­te­gie ver­folgt, bis die Situa­ti­on sich erholt hat. Des­halb blei­be ich dem Demel auch in die­ser her­aus­for­dern­den Zeit trotz allem treu. Denn er ist immer noch ein legen­dä­res Haus mit einer atem­be­rau­ben­den Geschich­te, einem traum­haf­ten Ambi­en­te, wun­der­ba­ren Spei­sen und dem aus­schließ­lich weib­li­chen Per­so­nal  ali­as Deme­line­rin­nen die mit ihrer Für­sorg­lich­keit für eine ein­zig­ar­ti­ge Atmo­sphä­re sor­gen.

Ech­te Kon­kur­renz kann dem Demel von jetzt nur der Demel von vor der Pan­de­mie machen, mit den oben bereits genann­ten Upgrades zum der­zei­ti­gen Sta­tus. Jenen Upgrades, die mich in ihren Bann zogen. Und es hof­fent­lich auch irgend­wann wie­der tun wer­den. Nicht nur ich  wün­sche es dem Demel. Und sei­nen Gäs­ten.


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