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Der sport­li­che Sport-Stadt­rat — Kurt Hohen­s­in­ner


Text: Lukas Wogrol­ly und Clau­dia Sim­scha; Fotos: Fischer, Living Cul­tu­re, Pachern­egg, Poli­ti­sche Aka­de­mie der Volks­par­tei
In unse­rer Serie „Klar­text“ bit­tet LIVING CULTURE die Mit­glie­der des Gra­zer Stadt­se­nats zum Talk. Kurt Hohen­s­in­ner, MBA von der ÖVP ist Stadt­rat für Bil­dung, Inte­gra­ti­on, Sport, Sozia­les, Jugend und Fami­lie.

Bit­te in eige­nen Wor­ten beschrei­ben: „Die per­fek­te Wel­le“!

„Die per­fek­te Wel­le“ wird spä­tes­tens 2022 zwi­schen Mur­steg und Haupt­brü­cke ent­ste­hen. Bis dato hat­te die Mur eine attrak­ti­ve Neben­rol­le, was Sport betrifft – vor allem für Läu­fer, Rad­fah­rer, et cete­ra. Als Sport­stadt­rat freue ich mich, dass sie nun eine wirk­li­che Haupt­rol­le bekom­men wird.
Ein durch­ge­hen­der und beleuch­te­ter Rad­weg auf bei­den Mur­sei­ten, Pro­me­na­den, Hafen­an­la­gen, neue Was­ser­zu­gän­ge und ein Eldo­ra­do für Was­ser­sport­ler – so könn­te man den Lebens­raum Mur zusam­men­fas­sen. Durch die Surf- und Kajak­wel­le mit Wild­was­ser­be­reich in unmit­tel­ba­rer Nähe des Edeg­ger-Stegs schaf­fen wir ein High­light, das ein­zig­ar­tig ist: So wird es mög­lich sein, acht Mona­te im Jahr auf bis zu zwei Meter hohen Wel­len zu sur­fen und Wett­be­wer­be aus­zu­tra­gen.

Da Sie Sport­stadt­rat sind und das Living Cul­tu­re Team GAK-Fans, möch­ten wir Sie offen um eine Mei­nung zum GAK bit­ten.

Der GAK hat eines geschafft, was doku­men­tiert bis jetzt kei­nem ande­ren Ver­ein gelun­gen ist. Näm­lich der Durch­marsch von der unters­ten Liga bis in die 2. Liga. Das hat es noch nie gege­ben und das ist ein­fach groß­ar­tig — da zie­he ich mei­nen Hut vor dem GAK. Und ich den­ke, dass es der Sport­stadt sehr gut­tun wür­de, wenn der GAK auch wie­der ganz oben mit­spie­len wür­de.

Und zu Sturm?

Sturm macht das eben­so groß­ar­tig. Jedes Jahr spie­len sie um die inter­na­tio­na­len Start­plät­ze mit, und das obwohl sie nur ein Vier­tel des Bud­gets der Wie­ner Ver­ei­ne haben und jede Sai­son immer wie­der mit Abgän­gen von Schlüs­sel­spie­lern kon­fron­tiert sind. Trotz­dem schaf­fen sie es immer wie­der, vor­ne mit dabei zu sein.

Wie macht man das über­haupt als Sport­stadt­rat bzw. als Poli­ti­ker all­ge­mein? Sozu­sa­gen, Otto Nor­mal­ver­brau­cher ist ja ent­we­der Sturm- oder GAK-Fan, aber nie bei­des. Poli­ti­ke­rIn­nen müs­sen aber BEIDES sein…Ich ver­wei­se da auf ein Pos­ting von Mar­ti­na Kauf­mann [ehe­ma­li­ge Mit­ar­bei­te­rin im Büro Stadt­rat Hohen­s­in­ner und ehe­ma­li­ge Gemein­de­rä­tin für die ÖVP Graz; heu­te Natio­nal­rats­ab­ge­ord­ne­te für die ÖVP Graz; Anm. d. Red.] anläss­lich des Cup-Vier­tel­fi­na­les GAK gegen Aus­tria Wien, als sie pos­te­te „Heu­te haben wir dem GAK die Dau­men gehal­ten, aber bei Der­bys und auch ansons­ten sind wir für Sturm“…Das ist ja an sich unter den „Otto Nor­mal­ver­brau­chern“ ein No-Go, BEIDEN Riva­len die Dau­men zu halten…wie gehen Sie damit um? Und ein letz­ter Nach­satz: Ihr Par­tei­kol­le­ge und Par­tei­chef Bür­ger­meis­ter Sie­gi Nagl ist ja offen NUR GAK-Fan, zumin­dest hört man das so her­um….

Ich glau­be da muss man als Sport­stadt­rat bis zu einem gewis­sen Grad dar­über­ste­hen. Natür­lich hat jeder Vor­lie­ben, aber als Res­sort­ver­ant­wort­li­cher für das Sport­res­sort ist es mir vor allem wich­tig, dass wir Kin­der für den Sport gewin­nen und begeis­tern. Und wie Sie sehen, haben sich über mei­nem Bücher­re­gal bei­de Ver­ei­ne ver­ewigt. Ich bin der Mei­nung, dass wir alle Gra­zer Sport­ver­ei­ne unter­stüt­zen müs­sen. Auch im Hand­ball, Vol­ley­ball oder Bas­ket­ball haben wir Top-Ver­ei­ne. Und wenn die­se Ver­ei­ne erfolg­reich sind, dann wer­den wir auch Kin­der begeis­tern.

Ich muss Sie auch als Sport­stadt­rat zu den 99ers kurz befra­gen…

Es war eine gran­dio­se Sai­son und sie hät­ten auch das Poten­ti­al gehabt, Meis­ter zu wer­den. Am Ende fehl­ten lei­der das Glück und die rich­ti­ge Tages­ver­fas­sung. Denn sie hät­ten es ver­dient, dass sie ins Fina­le stür­men. Aber ich gra­tu­lie­re den Ver­ant­wort­li­chen und der Mann­schaft und ich hof­fe, dass sie nächs­te Sai­son bei der Pre­mie­re in der Cham­pi­ons Hockey League erfolg­reich sein wer­den.

Und zum neu­en Sport­park Hüt­ten­bren­ner­gas­se….

Ich bin hell­auf begeis­tert von die­ser neu­en Sport­stät­te. Und kann nur alle ein­la­den, sich vom Ange­bot der moderns­ten Ball­sport­hal­le Öster­reichs vor Ort zu über­zeu­gen. Die­ses Ange­bot ist rie­sig. So trai­nie­ren hier 15 Sport­ver­ei­ne. Die mehr als 2.700 m² gro­ße – teil­ba­re – Are­na fasst 3.000 Zuse­he­rIn­nen. Es gibt einen Fecht‑, Tanz- und Turn­saal, Rege­ne­ra­ti­ons­mög­lich­kei­ten (Sau­na, Eis­be­cken), einen Out­door-Sport­platz und einen Gas­tro­be­reich, der für alle – nicht nur für Sport­le­rIn­nen – geöff­net ist.

Sie machen ja selbst auch viel Sport: Zäh­len Sie bit­te mal auf, wo Sie über­all dabei sind.

Als ich vor fünf Jah­ren als Sport­stadt­rat antrat, habe ich mir vor­ge­nom­men, alles aus­zu­pro­bie­ren. Und bis auf Fall­schirm­sprin­gen, wel­ches auf­grund von Schlecht­wet­ter gecan­celt wur­de, habe ich tat­säch­lich alles aus­pro­biert was Graz zu bie­ten hat. Natür­lich hat­te ich am Anfang einen fes­ten Mus­kel­ka­ter. (lacht)
Aber bei­spiels­wei­se war das ers­te Mal Segel­flie­gen ein wirk­lich impo­san­tes Erleb­nis. Und den Fall­schirm­sprung hole ich auch noch nach. (lacht) Dar­über hin­aus bin ich ein pas­sio­nier­ter Läu­fer und neh­me auch gern an den diver­sen Lauf­ver­an­stal­tun­gen in unse­rer Stadt teil. Auch Ten­nis, Fuß­ball, Klet­tern, Ski­fah­ren, Snow­boar­den — das berei­tet mir alles gro­ßes Ver­gnü­gen. Ich bin sozu­sa­gen ein Sport­ge­ne­ra­list.

Und was sagen Sie dazu, dass der Graz­ath­lon heu­er erst­mals auch in Linz und in Inns­bruck statt­fin­det?

Fin­de ich groß­ar­tig und daher wer­de ich dies­mal auch beim Linz­ath­lon teil­neh­men und den sport­ver­ant­wort­li­chen Stadt­rat vor Ort her­aus­for­dern.

Letz­te Sport­fra­ge, weil wir Sie drauf ange­spro­chen haben: Inwie­weit sind Sie bestrebt, Spie­le der Öster­rei­chi­schen Fuß­ball-Frau­en­na­tio­nal­mann­schaft in der Mer­kur Are­na aus­tra­gen zu las­sen? Auch wenn nach den EM-Erfol­gen vor zwei Jah­ren durch die ver­pass­te WM-Qua­li­fi­ka­ti­on die Eupho­rie etwas ver­flo­gen ist, wären Sie bereit, da even­tu­ell mit der Frau­en­stadt­rä­tin Schwent­ner gemein­sa­me Sache zu machen?

Nach dem Sta­di­on­um­bau haben wir dem ÖFB einen Brief geschrie­ben, auch Frau­en­fuß­ball­spie­le in der Are­na aus­tra­gen zu wol­len. Doch bis jetzt hat es noch nicht gepasst. Aber ich freue mich natür­lich, wenn wir Frau­en- und Män­ner­na­tio­nal­mann­schaf­ten in der Are­na begrü­ßen dür­fen.

Nun kom­men wir aber zur Bil­dung und zur Inte­gra­ti­on. Ver­ra­ten Sie uns, was sind die größ­ten Errun­gen­schaf­ten von Ihnen bezie­hungs­wei­se Ihren ande­ren Res­sorts abseits des Spor­tes?

Auf alle Fäl­le im Bil­dungs­be­reich der Schul­aus­bau; sodass wir dem Bevöl­ke­rungs­wachs­tum gerecht wer­den. Wir inves­tie­ren rund 75 Mil­lio­nen Euro allein in die­ser Peri­ode in neu­en, qua­li­täts­vol­len Schul­raum. Auch in der Kin­der­be­treu­ung bau­en wir lau­fend aus. Unse­re IT- und Digi­tal-Stra­te­gie ist öster­reich­weit füh­rend. Bis Ende des Jah­res stat­ten wir alle Pflicht­schu­len, also Volks- und Mit­tel­schu­len, mit einem IT-Grund­pa­ket mit WLAN und Leh­rer-End­ge­rä­ten aus. Natür­lich bin ich auch erfreut dar­über, dass wir eine Ände­rung im Bereich der Sozi­al­po­li­tik her­bei­ge­führt haben. Für mich gilt: Sozi­al ist das, was stärkt, und nicht in Abhän­gig­keit führt. Die­ses Umden­ken sieht man etwa bei der Reform der Sozi­al­Card.

Und was ist in Zukunft geplant, also vor allem im (Früh-) Som­mer?

Wir haben ein Inte­gra­ti­ons­pro­jekt namens LeO, wo es dar­um geht, dass nicht nur die Kin­der, son­dern auch die Erwach­se­nen mit­ler­nen. Im Bil­dungs­be­reich set­zen wir wei­ter auf unse­ren Stär­ken­pass, wo vom Kin­der­gar­ten bis zur Pflicht­schu­le der Fokus auf den Stär­ken der Kin­der liegt. Ich hal­te es für unge­mein wich­tig, gera­de bei den Kleins­ten anzu­set­zen und ihnen zu hel­fen, ihre Talen­te und Stär­ken best­mög­lich zu ent­fal­ten.
Im Sport sind wir dabei, eine neue Sport­stra­te­gie aus­zu­ar­bei­ten, wel­che im Herbst prä­sen­tiert wird.
Und im Sozi­al­be­reich möch­te ich in Rich­tung Maß­nah­men gegen Ver­ein­sa­mung gehen. Ich glau­be, das ist ein ganz gro­ßes The­ma im urba­nen Raum. Schon Mut­ter Tere­sa hat gesagt: Die Ver­ein­sa­mung und das Gefühl nicht gebraucht zu wer­den ist die schlimms­te Form sozia­ler Armut.

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