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Das Kunst­haus leuch­tet mit Son­nen­strom


Text: Anna Fras, Julia Aich­hol­zer, Alex­an­dra Rei­schl / Uni­ver­sal­mu­se­um Joan­ne­um; Fotos: Uni­ver­sal­mu­se­um Joan­ne­um / J.J. Kucek
Im Rah­men der STEIERMARK SCHAU bekommt das Kunst­haus Graz eine Pho­to­vol­ta­ik-Anla­ge.
Die BIX-Fas­sa­de leuch­tet nur mehr, bis der tags­über pro­du­zier­te Strom ver­braucht ist. Medi­en­künst­ler Onur Sön­mez will mit sei­nem Pro­jekt auf die kli­ma­ti­schen Fol­gen des Ener­gie­ver­brauchs und auf die Licht­ver­schmut­zung in Städ­ten auf­merk­sam machen. Dar­um wird die BIX-Fas­sa­de ab April nur mehr so lan­ge leuch­ten, bis die gewon­ne­ne Son­nen­en­er­gie einer neu­en Pho­to­vol­ta­ik-Anla­ge auf­ge­braucht ist. Das Kunst­pro­jekt ist Teil der STEIERMARK SCHAU, die am 9. April eröff­net wird.
 
Rich­tig dun­kel ist es in einer Stadt wie Graz nie. Die beleuch­te­ten Schau­fens­ter laden zum Win­dow-Shop­ping ein, die Stra­ßen­be­leuch­tung zu nächt­li­chen Spa­zier­gän­gen und die Beleuch­tung der städ­ti­schen Sehens­wür­dig­kei­ten zur Mid­night-Sight­see­ing-Tour für Nacht­eu­len. So viel Licht braucht ent­spre­chend gro­ße Men­gen Ener­gie. Die BIX Licht- und Medi­en­fas­sa­de trägt eben­falls dazu bei, dass es rund ums Kunst­haus schön hell ist, gera­de in den Stun­den nach Son­nen­un­ter­gang. Damit wird das Kunst­haus Graz auch am nächt­li­chen Hori­zont zum Wahr­zei­chen der Stadt, aller­dings ver­braucht die Fas­sa­de im Jahr so viel Ener­gie wie ein durch­schnitt­li­ches Ein­fa­mi­li­en­haus.

 

Der Medi­en­künst­ler Onur Sön­mez will mit sei­nem BIX-Pro­jekt bewir­ken, dass sich ange­sichts der kli­ma­ti­schen Fol­gen des Ener­gie­ver­brauchs und der Licht­ver­schmut­zung der Umgang mit der nächt­li­chen Beleuch­tung in der Stadt ändert. Sein Vor­schlag: Die BIX leuch­tet von April an nur mehr so lan­ge, bis jene Son­nen­en­er­gie ver­braucht ist, die mit­hil­fe einer neu­en Pho­to­vol­ta­ik-Anla­ge tags­über gewon­nen wird.

 

„,Es ist an der Zeit, etwas zu tun’, waren Onur Sön­mez’ Wor­te, als er mit mir vor gut einem Jahr das ers­te Mal über sei­ne BIX-Pro­jekt­idee sprach. Ich freue mich auf die­ses Tun in Rich­tung eines nach­hal­ti­gen Muse­ums­be­triebs, das mit die­sem Pro­jekt und ins­ge­samt mit der Aus­stel­lung was sein wird Fahrt auf­nimmt”, so Eli­sa­beth Schlögl, Kunst­haus Graz.

 

Kul­tur­lan­des­rat Chris­to­pher Drex­ler

„Im Rah­men der STEIERMARK SCHAU wid­met sich das Kunst­haus Graz unter dem Titel ‚was sein wird’ nicht nur einer Zukunfts­vor­stel­lung, son­dern Zukünf­ten. Dabei geht es um visio­nä­re Vor­stel­lun­gen, ohne aber das Hier und Jetzt und die Her­aus­for­de­run­gen unse­rer Zeit außer Acht zu las­sen. Denn nur wenn wir uns ihrer bewusst sind, kön­nen wir Zukunft – und ins­be­son­de­re Zukünf­te – aktiv gestal­ten. Mit dem Pro­jekt des Medi­en­künst­lers Onur Sön­mez wird inmit­ten der Lan­des­haupt­stadt eine künst­le­ri­sche Refle­xi­ons­flä­che geschaf­fen, die die Aus­wir­kun­gen des Ener­gie­ver­brauchs auf das Kli­ma beleuch­tet – oder in die­sem Fall durch Dun­kel­heit ein weit­hin sicht­ba­res Aus­ru­fe­zei­chen setzt.”

 

Kul­tur­stadt­rat Gün­ter Rieg­ler

„Nach Pierre Bour­dieu gehört es zum Cha­rak­ter der Kunst, gesell­schaft­li­che Defi­zi­te auf­zu­grei­fen und zu behan­deln. Sie kann mit den ihr eige­nen sinn­li­chen und kog­nitiven Mit­teln zu einem bes­se­ren Ver­ständ­nis für die­se Defi­zi­te und Pro­ble­me bei­tra­gen. Wie schon bei der Phae­no­me­na­le 2020 in Wolfs­burg, in der nur künst­le­ri­sche Arbei­ten gezeigt wur­den, die sich mit rege­ne­ra­ti­ven Ener­gien beschäf­tig­ten, sen­si­bi­li­siert nun auch das Kunst­haus im Rah­men der STEIERMARK SCHAU für die kli­ma­ti­schen Fol­gen des Ener­gie­ver­brauchs und liegt damit direkt am Puls der Zeit.”

 

Zwölf Solar­pa­nels auf dem Dach der Need­le

Für sein Pro­jekt Sun­scri­ber wer­den zwölf Solar­pa­nels am Dach der Need­le instal­liert und ans Strom­netz­werk des Kunst­hau­ses ange­schlos­sen. Die Vor­ar­bei­ten dafür sind bereits im Gan­ge. Somit bestimmt ab April die Natur, wie lan­ge die BIX nachts leuch­tet und ob sie über­haupt leuch­tet. Pünkt­lich zum Son­nen­un­ter­gang wird auf der Fas­sa­de ange­zeigt, wie viel Strom tags­über gewon­nen wer­den konn­te und wie lan­ge die Fas­sa­de damit leuch­ten kann.

 

Onur Sön­mez hat bereits in frü­he­ren Pro­jek­ten mit Medi­en­fas­sa­den deren Selbst­ver­ständ­lich­keit im Hin­blick auf einen Dau­er­be­trieb the­ma­ti­siert. So auch bei dem Pro­jekt NOX, das er für das Ars Elec­tro­ni­ca Cen­ter in Linz ent­wi­ckel­te: Passant*innen konn­ten mit­hil­fe einer Licht­schnur die Fas­sa­de ein- und aus­schal­ten. Die­sen Ansatz, sich der Beleuch­tung einer Medi­en­fas­sa­de zu bemäch­ti­gen, greift Sön­mez auch für sein neu­es Pro­jekt in Graz auf. Dies­mal bestimmt aber nicht der Mensch, son­dern die Natur, ob die Fas­sa­de leuch­tet oder nicht. Das ist ein wesent­li­cher Per­spek­ti­ven­wech­sel und Sön­mez’ Vor­schlag, wie man dem Kli­ma­wan­del sinn­voll begeg­nen und Ener­gie­ge­win­nung bzw. ‑ver­brauch bewuss­ter gestal­ten kann.

 

Mög­lich wird das Pro­jekt durch die groß­zü­gi­ge finan­zi­el­le Unter­stüt­zung der Ener­gie Graz sowie durch das Ent­ge­gen­kom­men der Pich­ler Wer­ke und Fro­ni­us.

„Mit der Ener­gie der Son­ne wer­den unse­re mehr als 40 Pho­to­vol­ta­ik­an­la­gen in der Stadt Graz betrie­ben, die über 800 Haus­hal­te mit die­sem umwelt­freund­li­chen Strom ver­sor­gen. Deren Flä­che ist mitt­ler­wei­le mehr als drei Fuß­ball­fel­der groß. Unser regio­nal erzeug­ter Natur­strom oder das Mie­ter­strom­mo­dell „Unser Eigen­strom” erfreu­en sich immer grö­ße­rer Beliebt­heit. Wir beob­ach­ten ein ver­stärk­tes Bewusst­sein für regio­na­le und öko­lo­gisch nach­hal­ti­ge Pro­duk­te und möch­ten mit unse­rem Ange­bot bei­tra­gen, unse­re Stadt für uns alle wei­ter­hin lebens­wert zu gestal­ten. Wir schät­zen es sehr, dass Kunst- und Kul­tur­pro­jek­te immer wie­der öko­lo­gi­sche The­men auf­grei­fen, und sind stolz dar­auf, Part­ner die­ser Kunst­in­itia­ti­ve zu sein, die Son­nen­en­er­gie ein­mal mehr zum The­ma macht”, beto­nen die bei­den Geschäfts­füh­rer der Ener­gie Graz, Boris Papou­sek und Wer­ner Res­si.

 

Der Künst­ler

Onur Sön­mez ist Medi­en­künst­ler und ‑desi­gner. Er lebt in Mün­chen und Istan­bul und hat Medi­en­fas­sa­den-Pro­jek­te in Linz, Istan­bul sowie Bar­ce­lo­na rea­li­siert. Das Pro­jekt ent­steht in Zusam­men­ar­beit mit Jona Hoier und Meh­met Ekin­ci. Infor­ma­tio­nen

auf der Web­sei­te des Künst­lers: onursonmez.com

 

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Sun­scri­ber

Künst­le­ri­sche Inter­ven­ti­on von Onur Sön­mez auf der BIX-Medi­en­fas­sa­de

Kunst­haus Graz, Lend­kai 1, 8020 Graz

09.04.2021–24.11.2021

Im Rah­men der STEIERMARK SCHAU im Kunst­haus Graz: was sein wird. Von der Zukunft zu den Zukünf­ten


Onur Sön­mez. Sun­scri­ber — Pro­jekt | Kunst­haus Graz (museum-joanneum.at)

www.steiermarkschau.at

www.kunsthausgraz.at

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