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6 Jah­re Phy­si­mo, Prä­ven­tiv­me­di­zin gegen Über­las­tungs­syn­dro­me


Text: Phy­si­mo; Fotos: Phy­si­mo, Chris­ti­an Schmidt
Anläss­lich des sechs­jäh­ri­gen Bestehens des Phy­sio­the­ra­pie­zen­trums im Her­zen von Gei­dorf ein Inter­view mit dem Ärzt­li­chen Lei­ter Prof. Mathi­as Glehr zum The­ma beruf­li­che Über­las­tungs­syn­dro­me und deren The­ra­pien.

Sie beschäf­ti­gen sich sehr viel mit Über­las­tungs­syn­dro­men des Bewe­gungs­ap­pa­ra­tes, von was spre­chen wir hier eigent­lich?

Mathi­as Glehr: Über­las­tungs­syn­dro­me tre­ten dann auf, wenn der Kör­per einer Belas­tung nicht gewach­sen ist oder nicht aus­rei­chend rege­ne­rie­ren kann. Dies kann sowohl bei sport­li­cher Über­be­las­tung auf­tre­ten als auch bei einer Dau­er­be­an­spru­chung wie zum Bei­spiel bei der Arbeit oder auch bei einer schlech­ten Kör­per­hal­tung. Über­las­tungs­syn­dro­me kön­nen jede Stel­le des Bewe­gungs­ap­pa­ra­tes betref­fen.

 

Was ist die Ursa­che der Zunah­me der beruf­lich beding­ten Über­las­tungs­syn­dro­me?

Mathi­as Glehr: In weni­gen Jahr­zehn­ten haben sich Haupt­be­las­tun­gen unse­res Kör­pers – auf die wir evo­lu­tio­när als Jäger und Samm­ler Mil­lio­nen Jah­re aus­ge­rich­tet waren — voll­kom­men ver­än­dert.  Heu­te sit­zen Men­schen sehr lan­ge vor Schreib­ti­schen oder füh­ren stun­den­lang kleins­te Wackel­be­we­gun­gen mit einer Com­pu­ter­maus aus. Nun lei­det unse­re moder­ne Gesell­schaft an Nacken­schmer­zen, Schmer­zen im unte­ren Rücken, an den Schul­tern, an der Hand usw. Es ist klar, dass wir uns mit die­sen Über­las­tungs­syn­dro­men, die oft durch Man­gel an Aus­gleichs­be­we­gun­gen ver­ur­sacht sind, immer mehr befas­sen und ihnen ent­ge­gen­steu­ern müs­sen.

 

Wel­chen Stel­len­wert hat die Phy­sio­the­ra­pie bei Über­las­tungs­syn­dro­men?

Mathi­as Glehr: Mit einem geziel­ten Mus­kel­auf­bau und ande­ren Maß­nah­men wie Deh­nungs­the­ra­pie oder phy­si­ka­li­sche The­ra­pien kann der Bewe­gungs­ap­pa­rat sein Gleich­ge­wicht wie­der­fin­den. Es ist nicht mög­lich, den Men­schen ihre Schreib­ti­sche, Com­pu­ter und Han­dys weg­zu­neh­men und sie in den Wald zu schi­cken, um ihre evo­lu­tio­när gewohn­te Bewe­gung zu machen (lacht). Nur durch eine geziel­te Kom­pen­sa­ti­on der Über­las­tung kann hier gehol­fen wer­den – und das ist sehr fokus­siert mit Phy­sio­the­ra­pie mög­lich.

Wie groß sehen Sie die Rol­le der Prä­ven­tiv­the­ra­pie – also Beschwer­den zu behan­deln, bevor die­se über­haupt da sind?

Mathi­as Glehr: Es klingt komisch – aber die meis­ten über­las­tungs­be­ding­ten Schmer­zen sind durch einen geschul­ten Unter­su­cher schon erkenn­bar, bevor sie auf­tre­ten. In so einem Fall kann so oft viel effi­zi­en­ter und zeit­spa­ren­der ein Pro­blem bekämpft wer­den. So wie auch bei einem Motor ein Ser­vice durch­ge­führt wer­den soll, wenn er Geräu­sche macht — bevor es spä­ter zu einem Kol­ben­rei­ber kommt (lacht).

 

Sechs Jah­re Phy­si­mo: wie hat sich das Insti­tut in die­ser Zeit ver­än­dert, wie haben sich die Auf­ga­ben ver­än­dert?

Mathi­as Glehr: Im ers­ten Jahr lag der Fokus vor allem in der Betreu­ung von jun­gen Patient/innen. Hin­zu kamen in den nächs­ten Jah­ren vor allem Patient/innen mit sport­me­di­zi­ni­schen Pro­ble­men oder über­las­tungs­be­ding­ten Schmerz­syn­dro­men, auch die The­ra­pien wur­den viel spe­zi­fi­scher. Mit dem Aus­bau des Dr. Wolff Rücken­the­ra­pie­zen­trums kam auch eine gro­ße Anzahl an akti­ven Men­schen mit Wir­bel­säu­len­pro­ble­men hin­zu. Die­se Per­so­nen ver­ste­hen die Not­wen­dig­keit eines Mus­kel­auf­baus und sind bereit, auch prä­ven­ti­ve The­ra­pien durch­zu­füh­ren, bevor der Schmerz einen wirk­lich außer Gefecht setzt. Als Medi­zi­ner begrü­ße ich die­se Ent­wick­lung natür­lich, da die Behand­lun­gen sowohl effi­zi­en­ter, zeit­spa­ren­der als auch erfolg­ver­spre­chen­der sind!

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