schließen

2024 – Alles nicht mehr im Grü­nen Bereich


Text und Fotos (sofern nicht anders ange­ge­ben): Lukas Wogrol­ly / Living Cul­tu­re
Das Jahr 2024, es war defi­ni­tiv nicht das Jahr der Grü­nen. Auch wenn bereits Anfang des Jah­res gewis­se Ver­lus­te erwart­bar waren und vor­her­ge­sagt wur­den. Also alles ande­re als über­ra­schend daher­ka­men. Über­ra­schend waren dann mit­un­ter doch die Fül­le und Här­te an Ver­lus­ten. Die Chro­no­lo­gie auf Bun­des­ebe­ne hier nun im Detail.

Begin­nen wir das Jahr 2024, machen wir also einen Sprung zurück. Ein Super­wahl­jahr steht ins Haus. Neben der EU-Wahl am 9. Juni ist als wohl bun­des­wei­ter Höhe­punkt auch die Natio­nal­rats­wahl am 29. Sep­tem­ber noch aus­stän­dig. Dazu kom­men die Land­tags­wah­len in Vor­arl­berg am 13. Okto­ber. Und zum Abschluss der Stei­er­mark am 24. Novem­ber. Bei all die­sen Wah­len soll­ten die Grü­nen als Par­tei zum Teil äußerst schmerz­haf­te Ver­lus­te ein­fah­ren. Einer der Haupt­grün­de dafür fin­det sei­nen Ursprung gleich zu Jahr­be­ginn, wenn­gleich er erst am 7. Mai ins Rol­len kam. Doch alles der Rei­he nach.

Dass die gesam­te Bun­des­re­gie­rung, also sowohl ÖVP als auch die erst­mals mit­re­gie­ren­den Grü­nen, bei den bei­den bun­des­wei­ten Wah­len nach den Coro­na-Ein­schrän­kun­gen und den zahl­rei­chen Kri­sen sowie der Teue­rung Ver­lus­te ein­fah­ren würde(n), war abseh­bar. Und soll­te sich dann eben­so bestä­ti­gen. Dass die Grü­nen als Juni­or­part­ner der ÖVP mit­un­ter den schwie­rigs­ten Part dabei­hat­ten, schien klar.
Und den­noch: Bereits die aller­ers­te Wahl des Jah­res, die EU-Wahl am 9. Juni, lie­fer­te wohl einen der ent­schei­den­den wei­te­ren Grün­de für die Grü­ne Tal­fahrt im Jahr 2024. Und der begann schon am ers­ten der bei­den 2024 statt­fin­den­den Bun­des­kon­gres­se, jenem in Graz am 24. Febru­ar. Obwohl ich Gra­zer bin, war ich im Gegen­satz zum zwei­ten Bun­des­kon­gress an dem Tag ver­hin­dert. Anfang des Jah­res war die Auf­bruch­stim­mung groß. Die Wahl des Aus­tra­gungs­or­tes kam nicht von unge­fähr. Nicht nur auf­grund der bevor­ste­hen­den stei­ri­schen Land­tags­wahl, nein, auch auf­grund der Grü­nen Gra­zer Vize­bür­ger­meis­te­rin Judith Schwent­ner und der damit ver­bun­de­nen Grü­nen Regie­rungs­be­tei­li­gung in der zweit­größ­ten Kom­mu­ne Öster­reichs (zusam­men mit KPÖ und SPÖ) war es alles ande­re als über­ra­schend, dass die­ser ers­te Bun­des­kon­gress des Jah­res in Graz statt­fand. Eine lan­ge, emo­tio­na­le Rede von Bun­des­spre­cher Wer­ner Kog­ler. Auf­mun­tern­de Wor­te, eine super Stim­mung. Auch von den wei­te­ren Gast­ge­be­rin­nen, Lan­des­spre­che­rin San­dra Kraut­waschl und Vize­bür­ger­meis­te­rin Judith Schwent­ner. Und dann eben auch eine viel­ver­spre­chen­de Spit­zen­kan­di­da­tin für die EU-Wahl am 9. Juni. Sie wur­de auf die­sem Bun­des­kon­gress in der Mur­me­tro­po­le gewählt: Wäh­rend alle ande­ren im Par­la­ment ver­tre­te­nen Par­tei­en durch­wegs Her­ren im fort­ge­schrit­te­nen Alter auf­bo­ten, die ÖVP Rein­hold Lopat­ka, die SPÖ Andre­as Schie­der, die FPÖ Harald Vilims­ky und die NEOS Hel­mut Brand­stät­ter, lie­fer­te SIE den per­fek­ten Gegen­pol dazu: Sie, gebo­ren Anfang 2001, als die Wäh­rung gera­de noch nicht Euro hieß, son­dern genau wie sie: Schil­ling. Lena Schil­ling, ihres Zei­chens Stu­die­ren­de der Poli­tik­wis­sen­schaft, Tanzlehrerin….und…..natürlich: Lea­de­rin der (letzt­end­lich erfolg­los geblie­be­nen) Anti-Lobau­tun­nel-Pro­tes­te in Wien. Sie, gera­de ein­mal 23 Jah­re jung, könn­te fast die Enke­lin ihrer poli­ti­schen Mit­be­wer­ber sein. Sie, die läs­sig in Jeans auf­trat und den grü­nen Gegen­pol zur „Alt­her­ren­run­de“ dar­stel­len soll­te. Sie, die ver­nünf­ti­ge Reprä­sen­tan­tin der Kli­ma­be­we­gung „Fri­days for Future“ bezie­hungs­wei­se der Kli­ma­be­we­gung all­ge­mein, im Unter­schied der für Paläs­ti­na sym­pa­thi­sie­ren­den Gre­ta Thun­berg oder der immer wie­der durch sehr aktio­nis­ti­sche Aktio­nen, ins­be­son­de­re in der Bun­des­haupt­stadt, auf­fal­len­den Grup­pe „Letz­te Gene­ra­ti­on“ rund um Mari­na Hagen-Car­ni­val, Mar­tha Krumpeck und Anja Windl. Sie war über­wäl­tigt vom Ver­trau­en, das ihr ent­ge­gen­ge­bracht wur­de. Es schien alles per­fekt an die­sem 24. Febru­ar. Auch knap­pe zwei Mona­te spä­ter, bei Lena Schil­lings ers­tem Auf­tritt in der ORF-Pres­se­stun­de, gelei­tet von Simo­ne Stribl, alles bes­tens. Slo­gans wie „Rech­nen Sie mit Schil­ling“ mach­ten die Run­de.
Doch dann kam der 7. Mai. Jus­ta­ment weni­ge Stun­den vor dem offi­zi­el­len Auf­takt für den EU-Wahl­kampf und nur gut ein Monat vor der EU-Wahl wur­de Lena Schil­ling medi­al mit schwe­ren Vor­wür­fen kon­fron­tiert. Der aus Vor­arl­berg stam­men­de neue Chef­re­dak­teur der Tages­zei­tung „Der Stan­dard“ Gerold Ried­mann – der am 13. Okto­ber im Rah­men der Bericht­erstat­tung zur Land­tags­wahl in Vor­arl­berg im Vor­arl­ber­ger Land­haus ein Sel­fie mit mir ablehn­te —  setz­te offen­bar ein Inves­ti­ga­ti­v­jour­na­lis­mus-Team dar­auf an, Lena Schil­lings pro­ble­ma­ti­sches Ver­hält­nis zum Ehe­paar Bohrn Mena zu beleuch­ten. Sämt­li­che Vor­wür­fe wogen schwer. Und die Reak­ti­on der Grü­nen Par­tei­spit­ze, mehr als unpas­send: Über­haps am Tag nach Bekannt­wer­den der Vor­wür­fe eine eiligst ein­be­ru­fe­ne Pres­se­kon­fe­renz, bei der sich die Grü­ne Par­tei­spit­ze nicht nur sym­bo­lisch hin­ter ihre EU-Spit­zen­kan­di­da­tin stell­te. Doch es gab schon Scher­ben. Spä­ter soll­te der Öster­rei­chi­sche Pres­se­rat ent­schei­den, dass die Fül­le an Anonym­zi­ta­ten mit denen Lena Schil­ling in den sie belas­ten­den Bei­trä­gen in „Der Stan­dard“ kon­fron­tiert wur­de, kei­nes­falls gerecht­fer­tigt war, da man sich gegen Anschul­di­gun­gen von Anony­men natür­lich schwer zur Wehr set­zen kön­ne. Ande­re Jour­na­lis­tIn­nen, wie etwa Andre­as Kol­ler von den Salz­bur­ger Nach­rich­ten, the­ma­ti­sier­ten die Fül­le an pri­va­ten Details, die durch die Recher­chen zuta­ge tra­ten. Dem­entspre­chend ging es mit gedämpf­ten Erwar­tun­gen in Rich­tung EU-Wahl, und somit konn­te das erwart­ba­re Minus das sich in Gren­zen hielt, als Erfolg gewer­tet wer­den. Schil­ling schaff­te zusam­men mit Tho­mas Waitz den Sprung ins EU-Par­la­ment und trat nach dem 9. Juni für den Rest des Jah­res aus Sicht der Grü­nen nur mehr als Schat­ten­fi­gur in Erschei­nung.

Nach der Wahl ist bekannt­lich vor der Wahl: Und so kam es nur weni­ge Wochen nach der EU-Wahl am 9. Juni, am 22. Juni zum zwei­ten Bun­des­kon­gress der Grü­nen in die­sem Jahr. Er soll­te in Wien statt­fin­den inmit­ten der Euro­pho­rie, also nur einen Tag nach dem sen­sa­tio­nel­len 3:1‑Erfolg gegen Polen der Öster­rei­chi­schen Fuß­ball­na­tio­nal­mann­schaft bei der Euro­pa­meis­ter­schaft in Deutsch­land im zwei­ten Grup­pen­spiel, den ich beim Public Vie­w­ing am Wie­ner Rat­haus­platz ver­fol­gen konn­te und trotz mei­ner pol­ni­schen Wur­zeln (der Nach­na­me Wogrol­ly ist pol­ni­schen Ursprungs) aus dem Häus­chen war. Bei die­sem zwei­ten Bun­des­kon­gress im Jahr 2024 war ich phy­sisch anwe­send. Die Stim­mung war trotz der Schat­ten­fi­gur und der zu erwar­ten­den Ver­lus­te erstaun­lich gut. Der Spit­zen­kan­di­dat war haus­ge­macht bzw. aus­ge­macht, näm­lich ein­mal mehr Bun­des­spre­cher und damals Noch-Vize­kanz­ler Wer­ner Kog­ler. Er wur­de mit über­zeu­gen­der Mehr­heit gewählt, hin­ter ihm sei­ne bei­den Regie­rungs­kol­le­gin­nen Leo­no­re Gewess­ler und Alma Zadić. Auf Platz 4 Klub­ob­frau Sigi Mau­rer, auf Platz 5 Gene­ral­se­kre­tä­rin Olga Vog­lau­er die erst ein gutes Jahr davor trotz Zuge­win­nen den Ein­zug in den Kärnt­ner Land­tag ver­passt hat­te. Dahin­ter, auf den wei­te­ren Plät­zen der zu wäh­len­den Bun­des­lis­te Mar­kus Koza auf Rang 6, Nina Toma­sel­li auf Rang 7, Ralph Schall­mei­ner auf Rang 8, Felix Stad­ler auf Platz 9, Bedra­na Ribo auf Platz 10, Bar­ba­ra Sima-Ruml auf Platz 11 und Georg Bürst­mayr auf Platz 12. Bis Platz 8 soll­ten alle den Ein­zug in den Natio­nal­rat trotz her­ber Ver­lus­te schaf­fen. Gleich­zei­tig bot die­ser Bun­des­kon­gress neben vega­nem und nicht vega­nem Essen in der Expe­dit­hal­le im Zehn­ten Wie­ner Gemein­de­be­zirk auch Gele­gen­heit, von eini­gen Par­la­men­ta­rie­rIn­nen Abschied zu neh­men, die unge­ach­tet des Wahl­er­geb­nis­ses nach Ende der damals noch lau­fen­den Legis­la­tur­pe­ri­ode aus dem Natio­nal­rat und der Poli­tik schei­den soll­ten. Hier­bei sei­en exem­pla­risch erwähnt die bei­den EU-Abge­ord­ne­ten Moni­ka Vana und Sarah Wie­ner sowie eben aus dem Natio­nal­rat Ewa Ernst-Dzied­zic, Bil­dungs­spre­che­rin Sibyl­le Hamann, und die ehe­ma­li­ge Lan­des­haupt­mann-Stell­ver­tre­te­rin aus Salz­burg Astrid Röss­ler.

Somit ist auch schon eini­ges gesagt über den Bun­des­kon­gress und kon­zen­trie­ren wir uns somit auf die Natio­nal­rats­wahl. Ein Pau­ken­schlag. Die FPÖ wie schon bei der EU-Wahl erst­mals auf Platz 1. Im Gegen­satz zur EU-Wahl tausch­ten Grü­ne und NEOS jedoch die Plät­ze, womit die Grü­nen nun die kleins­te im Par­la­ment ver­tre­te­ne Frak­ti­on sind. Und ent­spre­chend in der Rei­hen­fol­ge der Rede­bei­trä­ge immer erst ganz zum Schluss kom­men und am wenigs­ten Rede­zeit haben. Nicht nur ins­ge­samt am wenigs­ten Abge­ord­ne­te, näm­lich nur mehr 16 von 183. Und wie schon am 9. Juni, so hielt sich auch am 29. Sep­tem­ber bei der Grü­nen Wahl­par­ty im Wie­ner Metro­pol die Stim­mung in Gren­zen. War jedoch weit ent­fernt von jener „Gra­bes­stim­mung“ des 15. Okto­bers 2017, als ich mei­ne aller­ers­te „Wahl­par­ty“ der Grü­nen bei mei­nem aller­ers­ten Besuch des Wie­ner Kult-Thea­ters „Metro­pol“ hat­te erle­ben dür­fen und die Grü­nen nach fast 31 Jah­ren durch­ge­hen­der Par­la­ments­zu­ge­hö­rig­keit mit 3,8% erst­mals aus dem Natio­nal­rat geflo­gen waren. Aber natür­lich war auch nicht alles so eupho­risch wie am 26. Mai 2019 und am 29. Sep­tem­ber 2019, als den Grü­nen ja nicht zuletzt auch dank des Ibi­za-Skan­dals ein jähes, ful­mi­nan­tes Come­back gelun­gen war. Die The­men­la­ge, die Gemenge­la­ge nun eine ganz ande­re, weit weg von Kli­ma­schutz und Green Deal, hin zu Migra­ti­on, Teue­rung und Coro­na. Das Coro­na-The­ma hat­te die FPÖ immer wie­der am Leben gehal­ten. Und auch die nur zwei Wochen zuvor statt­ge­fun­de­nen Hoch­was­ser­ka­ta­stro­phen vor allem in Nie­der­ös­ter­reich, Ober­ös­ter­reich und Wien als Fol­gen des Kli­ma­wan­dels waren für die Grü­nen nicht hilf­reich gewe­sen. Letzt­end­lich war es doch zu wenig, ledig­lich auf das The­ma Kli­ma­schutz zu set­zen und die ande­ren The­men, die der Bevöl­ke­rung mehr unter den Nägeln brann­ten, zu ver­nach­läs­si­gen. Aber im Nach­hin­ein ist man halt immer klü­ger. Det­to mit Lena Schil­ling.

All dies führ­te aus Sicht der Grü­nen  nicht nur zu den erwähn­ten Ver­lus­ten, son­dern auch zum Aus­schluss aus den Regie­rungs­ver­hand­lun­gen, die zwi­schen ÖVP, SPÖ und NEOS lau­fen. Also jenen Par­tei­en, die sowohl im poli­ti­schen Spek­trum der Par­la­ments­par­tei­en als auch im Wahl­er­geb­nis mit Platz 2, 3 und 4 die Mit­te abbil­den. Die Ver­lus­te auf Bun­des­ebe­ne soll­ten sich bei den bei­den zum dama­li­gen Zeit­punkt noch bevor­ste­hen­den Regio­nal­wah­len in Vor­arl­berg am 13. Okto­ber und in der Stei­er­mark am 24. Novem­ber fort­set­zen, doch dazu mehr in eige­nen Tex­ten.

Den abschlie­ßen­den Pas­sus die­ses Tex­tes möch­te ich nüt­zen für eine per­sön­li­che Anek­do­te, wie ich die letz­te Zeit vor dem Zeug­nis­tag für die Bun­des­re­gie­rung am 29. Sep­tem­ber ver­bracht habe. Zwei Tage davor, wir schrei­ben den 27. Sep­tem­ber, kom­me ich zu spät zur Abschluss­kund­ge­bung der Grü­nen am Maria-The­re­si­en-Platz; erbli­cke nur mehr den Bun­des­spre­cher und die Klub­ob­frau. Am Tag danach, wir schrei­ben den 28. Sep­tem­ber, steht für mich der letz­te Besuch  in mei­ner Lieb­lings­eis­die­le am Reu­mann­platz an, bevor es dann zur Abschluss­kund­ge­bung der SPÖ nur weni­ge Schrit­te ent­fernt am Vik­tor-Adler-Markt geht. Wäh­rend unter­halb die Rote U‑Bahn-Linie U1 rollt, schreit der erst unter viel Pro­test gewähl­te Rote Bun­des­par­tei­vor­sit­zen­de Andre­as Babler sich förm­lich die See­le aus dem Leib: Er into­niert sei­ne Visio­nen im lang­är­me­li­gen Hemd, ohne Kra­wat­te und ohne Sak­ko, so laut von der Büh­ne, als bräuch­te er kein Mikro­fon. Den­noch applau­die­re ich bei eini­gen Sagern.
Zurück zu Hau­se den­ke ich mir: Die Bun­des­re­gie­rung, die so Groß­ar­ti­ges geleis­tet hat in den letz­ten 5 Jah­ren, vor allem wäh­rend der Coro­na-Kri­se, die in ähn­li­cher Form kei­ne Regie­rung je zuvor zu bewäl­ti­gen gehabt hat­te, wird eigent­lich zu Unrecht abge­wählt. Daher notie­re ich spon­tan auf wei­ße Zet­tel ein paar Dan­kes­bot­schaf­ten. Zunächst an die amtie­ren­de Jus­tiz­mi­nis­te­rin Alma Zadić, dann an die gesam­te Grü­ne Regie­rungs­rie­ge, dann an die gesam­te Bun­des­re­gie­rung und dann nen­ne ich jeden ein­zel­nen Minis­ter, jede ein­zel­ne Minis­te­rin, jede Staats­se­kre­tä­rin und jeden Staats­se­kre­tär, auch wenn nicht mehr im Amt. All das packe ich in mei­nen Ruck­sack und mache mich spä­ter auf in Rich­tung Mau­rer Wald, zu einer Wein­wan­de­rung mit den Grü­nen Lie­sing, mit der amtie­ren­den Jus­tiz­mi­nis­te­rin Alma Zadić. Sie kommt im Auto und ist in Oran­ge geklei­det. Gespro­chen habe ich mit ihr noch nie. Zunächst spricht sie mit Akti­vis­tIn­nen und ich gehe nur mit Abstand. Dann jedoch kom­me ich näher und bemer­ke auch, dass sie von Body­guards umge­ben ist. Da ergreift sie sogar die Initia­ti­ve und spricht mich an, es gibt ein ers­tes kur­zes Ken­nen­ler­nen. Auch ihre par­tei­li­che Ver­gan­gen­heit mit Peter Pilz spre­che ich an. Dann wan­dern wir wei­ter und ich beob­ach­te vor allem die Body­guards, die mir bei Wan­de­run­gen bezie­hungs­wei­se Begeg­nun­gen mit Poli­ti­ke­rIn­nen neu sind. Es ist dies im Übri­gen die letz­te Sta­ti­on einer in den sozia­len Medi­en von ihr ver­mark­te­ten Tour durch ganz Öster­reich, der soge­nann­ten Mit­ein­an­der-Tour. Als es zu einem Aus­sichts­punkt inmit­ten der Lie­sin­ger bezie­hungs­wei­se Mau­rer Wein­ber­ge kommt, posie­re ich nicht nur für ein Grup­pen­fo­to, son­dern auch für ein Foto nur mit ihr, das lei­der ver­lo­ren gegan­gen ist. Wir wan­dern wei­ter ent­lang der Mau­er des Lain­zer Tier­gar­tens und kurz bevor wir ein­keh­ren im „Wein­bau und Heu­ri­gen Wiltsch­ko“ in der Witt­gen­stein­stra­ße 143 nur weni­ge Meter von der Woh­nung mei­nes Vaters, kommt es zu einem wei­te­ren Aus­tausch mit ihr. Ich über­rei­che ihr ein Baby­sham­poo für ihr Kind. Sie bedankt sich. Sie sei aber auch am Tag dar­auf bei der Wahl­par­ty dabei, sagt sie. Des­halb behal­te ich mir die Dank­sa­gun­gen noch. Und bemer­ke wei­ter­hin sowie wäh­rend der gesam­ten Wein­wan­de­rung, dass sie nicht nur mit den Teil­neh­men­den der Wein­wan­de­rung spricht, son­dern auch mit vie­len Pas­san­tIn­nen. Und ihnen einen Fly­er gibt. Der krö­nen­de Abschluss ist dann in der Buschen­schen­ke oder eben „Wein­bau und Heu­ri­ger Wiltsch­ko“, wo wir zunächst noch eine Run­de dre­hen, also zu jedem Tisch gehen und dabei auch NEOS-Akti­vis­tIn­nen vor­fin­den. Drin­nen ange­kom­men fin­det die Wein­wan­de­rung ein Ende, und ich darf nicht am gro­ßen Tisch gegen­über von ihr und dem Co-Chef der Wie­ner Grü­nen, Peter Kraus, Namens­vet­ter des berühm­ten Elvis-Imi­ta­tors, Platz neh­men. Son­dern an einem klei­ne­ren Tisch abseits, zusam­men mit den Lie­sin­ger Grü­nen. Etwas spä­ter geht es für mich dann noch zu einem Udo-Jür­gens-Revi­val in die Wie­ner Stadt­hal­le.
Und am Tag danach, bei der Wahl­par­ty im Wie­ner Metro­pol, habe ich nur eine ein­drucks­vol­le Begeg­nung mit der Jus­tiz­mi­nis­te­rin. Dabei bekom­me ich jedoch die Prä­senz der Per­so­nen­schüt­zer zu spü­ren. Ich suche ihre Nähe, da ich sie fra­gen will, was ich mit der Dan­kes­map­pe machen soll. In einer Hand hal­te ich ein lee­res Glas, aus dem ich zuvor getrun­ken habe. Noch bevor die Kon­ver­sa­ti­on wirk­lich begin­nen kann, wird mir das Glas von einem der Per­so­nen­schüt­zer aus der Hand geris­sen und in der Nähe abge­stellt. Ich bin etwas ver­dutzt. Las­se mich aber nicht irri­tie­ren. Sie fragt mich, ob ich die­se Dan­kes­map­pe schon Leo­no­re, also ihrer Minis­te­rin­nen­kol­le­gin Leo­no­re Gewess­ler, gezeigt habe. Ich ver­nei­ne. Sogleich nimmt sie die Map­pe und das The­ma hat sich. Wirk­li­che wei­te­re Begeg­nung gibt es kei­ne. Den­noch fällt mir noch auf, dass sie für gute Stim­mung sorgt, als sie rela­tiv bald nach ihrem Ein­tref­fen im Lau­fe des Abends, auf die Büh­ne tritt, dies­mal in Grün geklei­det, und auf­mun­tern­de Wor­te an die ob des Wahl­er­geb­nis­ses nicht ganz so eupho­ri­sche Men­ge rich­tet. Letzt­end­lich wur­de auch hier wie­der das Bes­te aus der Situa­ti­on gemacht. Und bei all den nega­ti­ven Wahl­er­geb­nis­sen, nega­tiv im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes auch, denn ein Minus ist ein Minus, ein Plus waren für mich auf jeden Fall die­se per­sön­li­chen Begeg­nun­gen mit der Jus­tiz­mi­nis­te­rin am Tag vor und am Tag der Natio­nal­rats­wahl. Somit hat die­ses abge­lau­fe­ne Jahr 2024 zwar für die Grü­nen her­be Ver­lus­te bei Wah­len gebracht – die Grün­de hier­für sind man­nig­fal­tig und wur­den bereits mehr­fach genannt. Es gab für mich aber auf der Ebe­ne der per­sön­li­chen Begeg­nun­gen sehr viel Posi­ti­ves.

Die Mei­nung des Autors die­ses Tex­tes muss nicht mit der Mei­nung der Redak­ti­on über­ein­stim­men.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner